Keine Finanzhilfe mehr nötig
Messe Friedrichshafen kann Umsatz trotz Corona deutlich steigern – Möglich macht das ein ganz besonderer Deal
FRIEDRICHSHAFEN - Nachdem die Pandemie im Jahr 2020 ein tiefes Loch in die Kassen der Messe Friedrichshafen gerissen hatte, sehen die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr deutlich besser aus. Und das, obwohl auch 2021 von Corona-Einschränkungen geprägt war.
Laut Messe fanden im vergangenen Jahr fünf von ursprünglich 13 geplanten eigenen Messen auf dem Gelände am Bodensee statt. Hinzu kamen 32 Gastveranstaltungen. Insgesamt besuchten 175 000 Gäste die Veranstaltungen (2020: 157 000 Besucher).
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei und dennoch ist es uns gelungen, mit den richtigen strategischen Entscheidungen das Unternehmen für die Zukunft gut zu präparieren“, sagte Geschäftsführer Klaus Wellmann (Foto: Felix Kästle).
Die Messe konnte im vergangenen Jahr beim Umsatz deutlich zulegen. Die Erlöse lagen 2021 bei 16,58 Millionen Euro (2020: 6,2 Millionen Euro). Damit war man aber immer noch ein großes Stück von den Werten von vor der Pandemie entfernt: Im Jahr 2019 lag der Umsatz bei 26,6 Millionen Euro.
Unter dem Strich steht für 2021 ein Jahresergebnis von 2,2 Millionen Euro. Damit ist die Messe raus aus der Verlustzone, denn im Jahr 2020 verbuchte sie noch ein Minus von 5,6 Millionen Euro.
Die Stadt Friedrichshafen als Hauptgesellschafterin musste der in zwei Gesellschaften, Betriebs- und Besitzgesellschaft, aufgesplitteten Messe damals mit einer Finanzspritze unter die Arme greifen – in Form einer Kapitalrücklage in Höhe von fünf Millionen Euro, die der Betriebsgesellschaft
gewährt wurde. Für 2021 und 2022 seien solche Hilfen nicht nötig, verspricht das Management in Friedrichshafen.
Im Gegenteil: Mietzahlungen, die die Betriebsgesellschaft eigentlich jährlich an die Besitzgesellschaft zahlt, weil sie die Messehallen einst finanziert hat, konnten nach einem Stopp in 2020 wieder aufgenommen werden. 40 Millionen Euro sollen nun laut Finanzchef Stefan Mittag gestaffelt an die Besitzgesellschaft ausgezahlt werden.
Möglich sind diese Mietzahlung und die positiven Geschäftszahlen in 2021, weil die Messe im vergangen Jahr einen ganz besonderen Deal abgeschlossen hat. 2021 tat sich das Unternehmen vom Bodensee mit der Messe Frankfurt zusammen und gründete das Joint Venture Fairnamic.
Dieses richtet nun gemeinsam die internationale Fahrradschau Eurobike und die Luftfahrtmesse Aero aus. Die Messe Friedrichshafen hält am Joint Venture 51 Prozent der Anteile, 49 Prozent gingen an die Messe Frankfurt.
Wie viel Geld für den Verkauf der Anteile geflossen ist, sagen die Messeverantwortlichen in Friedrichshafen nicht. Dass der Deal aber eine große finanzielle Erleichterung brachte, sei auch klar, sagt Wellmann. Zum einen müsse man nun keine Hilfen der Stadt mehr beanspruchen, zum anderen könne man mit den langfristig über das Joint Venture generierten Beträge, das Messegeschäft in Friedrichshafen stützen.
Zusätzlich erlaube die Zusammenarbeit mit Frankfurt ein größeres Wachstum, sagt Wellmann. Die Eurobike, die in der kommenden Woche vom 13. bis 17. Juli in der Mainmetropole
stattfindet, wird Platz für rund 1500 Aussteller bieten. In Friedrichshafen waren es maximal 1400 Aussteller. Und je mehr Aussteller kommen können, desto mehr verdient das Joint Venture an den Standmieten – Geld, das dann eben auch in Friedrichshafen ankommt.
Erst ab 2023 werden die Ausschüttungen des Joint Ventures jedoch in der Bilanz der Messe Friedrichshafen sichtbar werden, sagt Stefan Mittag. Für 2022 geht er noch von einer verhaltenen Geschäftsentwicklung aus. „Wir müssen auch daran denken, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist“, sagt Wellmann. Mit erneuten Einschränkungen sei jederzeit zu rechnen. Im zweiten Halbjahr 2022 setzt die Messe vor allem auf eine erfolgreiche Wassersportmesse Interboot im September. Außerdem wird im November die ZDF Show„Wetten dass..?“in den Messehallen Einzug halten.