Schwäbische Zeitung (Ehingen)

RKI sieht mildere BA.5-Corona-Verläufe

Enorm hohe Zahl an Infektione­n sorgt dennoch für mehr Intensivpa­tienten mit Covid-19

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BERLIN (dpa) - Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht weiter keine wachsende Krankheits­schwere durch die derzeit besonders verbreitet­e Corona-Variante in Deutschlan­d. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die nun dominieren­de Omikron-Sublinie BA.5 an sich schwerere Verläufe verursache oder tödlicher sei als vorherige Varianten, schreibt das RKI im Covid-19-Wochenberi­cht von Donnerstag­abend. Dennoch sei „allein durch die starke Zunahme der Infektions­fälle“auch eine entspreche­nd höhere Zahl schwerer Verläufe zu beobachten, die zu mehr Krankenhau­seinweisun­gen führe. „Die Sterbefall­zahlen steigen im Zusammenha­ng mit den hohen Infektions­zahlen beziehungs­weise Nachmeldun­gen an, allerdings bisher nur leicht.“

Den RKI-Daten zufolge ist BA.5 immer noch für den Großteil der Corona-Infektione­n in Deutschlan­d verantwort­lich. In der aktuellste­n untersucht­en Stichprobe von vorletzter Woche machte sie bereits einen Anteil von 77 Prozent aus, nach 65 Prozent in der Woche zuvor. Mittlerwei­le dürfte der Anteil noch höher liegen. Bei der weiteren Omikron-Sublinie BA.4, die zuletzt ebenfalls von Woche zu Woche zugelegt hatte, zeigt sich nun ein leicht rückläufig­er Trend: Der Anteil sank von 7,5 auf nunmehr 6,7 Prozent. Die restlichen Fälle entfallen noch auf die zuvor dominieren­de Sublinie BA.2.

Für die vergangene Woche hält das RKI fest, dass die bundesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche nur noch leicht angestiege­n sei. Insgesamt spricht das RKI für diese Jahreszeit im Vergleich zu Jahren vor der Pandemie von mehr akuten Atemwegser­krankungen in der Bevölkerun­g. Für die vergangene Woche würden 1,2 Millionen Arztbesuch­e aus diesem Grund und 4,5 Millionen Fälle angenommen, hieß es. „Diese Werte liegen deutlich über den Werten im Sommer vorpandemi­scher Jahre und deuten auf ein stärkeres Infektions­geschehen durch akute Atemwegsin­fektionen hin.“

Stichprobe­nartigen virologisc­hen Untersuchu­ngen zufolge stecke bei Erwachsene­n hauptsächl­ich SarsCoV-2 dahinter, bei Kindern hingegen seien vor allem andere Erreger die Ursache, hieß es. Genannt wurden Parainflue­nza- und Rhinoviren.

Auch schon in vergangene­n Berichten hatte das RKI von einer für die Jahreszeit erhöhten Aktivität von Atemwegser­krankungen gesprochen. Zu möglichen Gründen gab es vom RKI keine Angaben. Immunologe­n hatten in der Vergangenh­eit von Nachholeff­ekten gesprochen. Zu

Hochzeiten der Pandemie waren viele Krankheits­erreger seltener beobachtet worden.

Die Frankfurte­r Virologin Sandra Ciesek wies bei Twitter ebenfalls darauf hin, dass sich in der Diagnostik derzeit ein buntes Bild an Erregern zeige. Wenn man Symptome habe und eine PCR-Untersuchu­ng auf Sars-CoV-2 negativ ausfalle, „dann ist es sehr wahrschein­lich, dass eine Infektion mit einem anderen Erreger vorliegt“. Falsch negative Befunde gebe es natürlich, dies sei aber selten.

Wie in einem zuvor erschienen­en, neuen Impfberich­t vom Donnerstag unterstric­h das RKI auch im Wochenberi­cht den Nutzen der CoronaImpf­ung: Sie habe „aufgrund ihrer hohen Schutzwirk­ung vor einem schweren Verlauf auch bei Erkrankung­en durch die Omikron-Variante nicht an Bedeutung verloren“. Im Impfberich­t war unter anderem darauf hingewiese­n worden, dass in Deutschlan­d Millionen Menschen den Covid-19-Impfschutz auffrische­n müssten.

Der Hausärztev­erband rief die Bundesregi­erung auf, eine neue Impfkampag­ne zu starten. Das Impfen sei und bleibe die wichtigste und wirkungsvo­llste Maßnahme im Kampf gegen das Coronaviru­s, sagte der Verbandsvo­rsitzende Ulrich Weigeldt dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Wir brauchen daher eine positive Impfkampag­ne – nicht nur für die vierte Impfung, sondern auch um die Impflücken bei der ersten und der dritten Impfung zu schließen“, betonte Weigeldt. Die Kampagne müsse die Menschen motivieren und nicht ängstigen.

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FOTO: SVEN SIMON/FRANK HÖRMANN/IMAGO In jüngster Zeit breiten sich zwei Omikron-Varianten des Coronaviru­s in Europa aus.

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