Hangrutsch in Rottenacker sorgt für Ärger
Anwohner erhebt schwere Vorwürfe gegen Gemeinde - Bürgermeister kontert
ROTTENACKER - Den 15. Juli 2021 wird Eckhard Werner aus Rottenacker wie so viele Menschen in der Region nicht vergessen. An diesem Tag brach, wie schon oft im Sommer 2021, ein Starkregen über die Region herein. Enorme Wassermassen führten dazu, dass sein Hang am Fuchsberg 4 hoch oben über dem Dorf an Stabilität verlor und ins Rutschen geriet. Jetzt, ein Jahr später, erhebt er schwere Vorwürfe gegenüber der Gemeinde. Bürgermeister Karl Hauler aber wehrt sich und will das so nicht hinnehmen.
Es war im Jahr 1961, als Eckhard Werners Vater in Rottenacker am Fuchsberg sein landwirtschaftliches Anwesen baute. Hoch oben über Rottenacker, mit einem tollen Blick, steht seit dieser Zeit die Landwirtschaft. Daneben wohnen mittlerweile Eckhard Werner mit seiner Frau sowie seine beiden Kinder - jeweils in einem Haus.
„Mein Vater wollte so gar nicht bauen. Damals wurden aber vom Landwirtschaftsamt nur Hanghöfe genehmigt“, erklärt Werner. Der Hang am Fuchsberg sei dann 1965 erstmals ins Rutschen geraten. „Das war auch das letzte Mal, bis eben zu jenem Tag im Juli 2021“, sagt Eckhard Werner. Am Morgen des 16. Juli habe er dann, nachdem er bis spät in die Nacht gegen die Wassermassen auf dem benachbarten Grundstück seiner Tochter gekämpft hat, die enorme Rutschung des Hangs gesehen. „In dieser Nacht rutschte der gesamte Hang über einer Länge von 40 Meter und 20 Meter Tiefe am Fuchsberg ab“, sagt Werner. Beeinträchtigt davon war auch das angrenzende Nachbargrundstück, das „völlig verschoben“wurde. Als Sofortmaßnahme habe er dann eine 50 auf 40 Meter große Plane gekauft, um den Hang abzudecken und ihn vor weiterem Regen zu schützen.
„Es kam dann auch gleich ein Geologe, ein Ingenieurbüro wurde zudem involviert. Von den sich oberhalb befindlichen Gebäude der Landwirtschaft wurde keines von dem Hangrutsch beschädigt“, sagt Werner. Der Geologe habe gleich daraufhin Kiesschüttungen am Hang veranlasst. Werner, der die Grünflächen der Landwirtschaft, die er vor Jahren von seinem Bruder übernommen hat, noch selbst bewirtschaftet, hat die restlichen Äcker verpachtet, Tierhaltung gibt es keine mehr.
Wie konnte es zu diesem Hangrutsch kommen? Eckhard Werner führt hier zwei Gründe an, einer davon belastet die Gemeinde Rottenacker schwer. „Klar war es ein Starkregen. Aber bei der Erschließung des neuen Baugebiets Kapellenäcker oberhalb von uns wurden Fehler gemacht“, behauptet Werner. „Durch fachkundige Leute erfuhren wir, dass bei der Erschließung des Baugebietes Kapellenäcker die Mitarbeiter der Firma mit Quellwasser zu kämpfen hatte, um die Kanalisation fertigstellen zu können. Seit diesem Zeitpunkt beobachteten wir, dass wir in unserem Gebäude Fuchsberg 1 Wasser am Fußboden feststellen konnten. An diesem 15. Juli 2021 rutschte dann das gesamte Gebiet am Hang ab“, führt er seine Sicht weiter aus.
„Mit den Folgen wurden wir allein gelassen, vielmehr versuchten wir Einsicht zu nehmen auf die Entwässerungspläne des Baugebietes Kapellenäcker, dies wurde unserem
Rechtsanwalt bis heute verweigert. Bereits ein Jahr danach kämpfen wir mit den Folgen, ohne jegliche Unterstützung der Gemeinde“, betont Werner. Die Klage auf Einsicht in die Pläne liege aktuell beim Verwaltungsgericht in Sigmaringen.
„Mich ärgert es, dass wir keinerlei Unterstützung der Gemeinde bekommen“, so Werner, der seit Mai eine Firma damit beauftragt hat, die Absicherung des Hanges vorzunehmen. „Hier werden jetzt sieben Meter tiefe Säulen in den Hang betoniert. Die Stützen werden miteinander verbunden, das ergibt dann eine Stützscheibe“, erklärt Werner das Procedere, das ihn „mehrere Hunderttausend Euro“kosten werde. Die Aktion soll Mitte Juli abgeschlossen sein, wie Werner erklärt.
Rottenackers Bürgermeister Karl Hauler weiß über den Hangrutsch Bescheid, doch die Schuld daran sieht er nicht bei der Gemeinde. „Es gibt seit geraumer Zeit mit Herrn Werner verschiedene Standpunkte zu verschiedenen Dingen, die anwaltlich geklärt und geprüft wurden und werden. Wir sehen hier sämtlichen Vorwürfen äußerst gelassen entgegen“, sagt Hauler, um dann konkret Stellung zu den Vorwürfen des Hangrutsches zu nehmen.
„Bei der Erschließung des Baugebiets Kapellenäcker ist alles vorbildlich abgelaufen. Zudem ist das Baugebiet rund 300 Meter von der Schadstelle entfernt. Die Gemeinde hat den Rutsch in keinster Weise zu verantworten“, betont der Bürgermeister, der deutlich macht, dass die Entwässerung des Baugebiets in Richtung Westen erfolge.
Zudem habe es für das Baugebiet Kapellenäcker ein geologisches Gutachten und eine wasserrechtliche Genehmigung vom Landratsamt gegeben. „Es ist nicht belegt, dass irgendwelche Quellen aufgrund von Fehlern im Baugebiet zum Hangrutsch geführt haben. Deswegen gibt es auch keinen Grund, dass die Gemeinde hier in Haftung gehen soll. Seit März dieses Jahres gibt es diesbezüglich auch keinen Kontakt mehr“, erklärt Hauler. Beide Parteien haben also eine unterschiedliche Sicht auf die Dinge, das Verwaltungsgericht wird sich deshalb jetzt mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigen müssen.