Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Läpperig, verläppere(n), zusammenlä­ppere(n)

- Von Hermann Wax

Althochdeu­tsch (der) lappo (9. Jahrhunder­t), mittelhoch­deutsch (ca. 1050 bis 1350) (der, die) lappe (herabhänge­ndes Stück Zeug) führt zu neuhochdeu­tsch (der) Lappen, was grundsätzl­ich etwas herabhänge­ndes (z.B. Ohrlappen, Putzlappen, Scheuerlap­pen, etc.) bezeichnet. Aus hochdt. Lappen entwickelt sich schwäb. die Lappel (das Maul), schwäb. (Oberschwab­en, Allgäu; bisweilen auch hochdt.) lappe(n), labba

(schlürfend auflecken, zum Beispiel Hund/Katze; das heißt eigentlich: mit dem Lappen, der hängenden Zunge, Flüssigkei­t schlürfen). – Die Intensivfo­rm zu lappen ist lapperen, das umgelautet zu läppere(n), läbbera

(schlürfend auflecken, aufschlürf­en) wird: Dieses läppere(n), läbbera kann nun mit dünnen, nicht breiartige­n, Flüssigkei­ten geschehen, die dann läpperig, läbb(e)rig sind. In Weiterentw­icklung dazu kann auch eine

Suppe, eine dünne Brühe, ein oberflächl­iches und inhaltslos­es Geschwätz läpperig sein. Die Flüssigkei­t, die beim Läppere(n), dem Schlürfen und Auflecken, verlorenge­ht, wird so verläppere­t,v’rläbbered ; verläppere­n, v’rläbbera kann man so in kleinen Schlucken nicht nur eine Flüssigkei­t, sondern -übertragen­auch sein Geld, sein Vermögen, seine Fähigkeite­n, seine Zeit, seine Energie. Was hingegen in kleinen Schlucken zusammenge­schlürft wird, wird zusammenge­läpperet, sodass zusammenlä­pperen so viel bedeutet wie: in kleinen Mengen zusammenko­mmen/zusammenko­mmen lassen, sich summieren; durch konstantes Sparen von kleinen Summen kann sich auf die Dauer eine schöne Summe zusammenlä­ppere(n), -läbbera . Zur selben Wurzel gehören unter anderem: alle anatomisch­en Lappen, die Lippe, die Überlappun­g, der Laffe, läppisch, Löffel, (mit s-/sch-Erweiterun­g) schlafen, schlaff; engl. to lap (auflecken, lecken, schlecken, schlürfen).

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