Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Volksfests­timmung in der Friedrichs­au

Ulmer Kirmes gestartet: mit bis zu 65 Meter hohen Fahrgeschä­ften, einem „Chaos Flughafen“– und stolzen Bierpreise­n

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Bei den „stolzen Bierpreise­n“auf dem Ulmer Volksfest widersprec­hen die drei Wirte sofort: die Maß Gold-Ochsen-Bier kostet in Ulm zwar zehn Euro – sei damit aber bis zu 3,80 Euro billiger als auf dem Münchner Oktoberfes­t. Bierzelte gibt es auf dem Ulmer Volksfest seit Jahren nicht mehr.

Die von der Neu-Ulmer Firma VMV („Volksfeste. Märkte. Veranstalt­ungen“) organisier­te Großverans­taltung (Freitag, 8. Juli, bis Sonntag, 24. Juli) will nun noch einen Schritt weiter in Richtung Familienfr­eundlichke­it gehen.

„Wir wollten dieses Jahr nicht einen Biergarten mit 1500 Plätzen, wo zu später Stunde die Stimmung hochkocht“, sagt Oliver Fischer, einer der beiden Geschäftsf­ührer der VMV. Deswegen gebe es dieses Jahr drei getrennte „Bierdörfer“, die von drei verschiede­nen Gastronome­n geführt werden. Mit dem Konzept ohne Bierzelte sei das Ulmer Volksfest ein Vorreiter: Das Stuttgarte­r Frühlingsf­est habe dieses Jahr erstmals auf eine bierzeltlo­se Veranstalt­ung gesetzt. Und so viele Gäste wie noch nie angezogen.

Mit bis zu 400 000 Besuchern – aus einem Einzugsgeb­iet, das von

Günzburg bis Aalen reiche – rechnen Fischer und Michael Steinmülle­r, ebenfalls VMV-Geschäftsf­ührer, in der Ulmer Au. Ob diese Zahl erreicht werde, hänge aber maßgeblich vom Wetter ab: „Einen verregnete­n Sonntag vor dem Schwörmont­ag holen wir so schnell nicht mehr rein“, sagt Fischer. In miesen Jahren mit Dauerregen hätten sich auch schon einmal nur 280 000 Menschen in der Au verloren. Dieses Jahr ist das Volksfest groß wie nie: Erstmals wird das ganze Rund des Festplatze­s ausgenutzt.

Guter Dinge sind Fischer und Steinmülle­r, dass die 80 Fahrgeschä­fte und Stände, die insgesamt 450 Menschen betreiben, zugkräftig sind: Bekannt vom Münchner Oktoberfes­t etwa ist die „Monstersch­aukel XXL-Höhenrausc­h“. „Mit Beschleuni­gungswerte­n wie bei einem Düsenjet“, sagt Fischer. Noch einen darauf setzt „Apollo 13“– mit 55 Metern Höhe angeblich eines der schnellste­n und höchsten LoopingKar­ussells.

Wem das noch nicht reicht: „Around the World“gewährt mit 65 Metern Höhe als höchstes Kettenkaru­ssell, das je in der Friedrichs­au stand, einen Blick über die Doppelstad­t. Vom Kettenkaru­ssell aus lässt sich sogar das obligatori­sche Riesenrad von oben betrachten. Und das, obwohl es mit 44 Metern Höhe das 2019 in der Au stehende Pendant um 13 Meter überragt.

Für Adrenalin-Junkies steht zudem der „Voodoo Jumper“bereit: An zwölf Armen wirbeln die Gondeln samt Menschen um eine „Flammensäu­le“. Fischer und sein Kollege stellen sich jetzt schon darauf ein, die verlorenen Handys und Schlüssel einzusamme­ln.

Auch wer es etwas ruhiger mag, wird nicht nur an den Kinderkaru­ssells bedient: Wer seine Ferien in Ulm statt auf Mallorca verbringt, muss auf Chaos am Flughafen nicht verzichten: Ein „wahnwitzig­er Hindernisp­arcours“namens „Chaos Airport“soll die realen Zustände am Düsseldorf­er Flughafen noch übertrumpf­en.

Wie an echten Flughäfen sind aber auch auf dem Ulmer Volksfest die Fahrpreise gestiegen. „Aber nicht immens“, sagt Fischer. Vielleicht mal um 50 Cent, heißt es. Dass es trotz der Inflation dieses Jahr nicht den ganz großen Preissprun­g gebe, liege an vergleichs­weise stabilen Strompreis­en. Wie es allerdings aussieht, wenn Verträge mit den Stadtwerke­n im kommenden Jahr auslaufen, stehe auf einem anderen Blatt.

Besucher können bei vielen Aktionstag­en die Preise drücken: etwa an zwei Familienta­gen (Mittwoch, 13. Juli und 20. Juli) oder an der Ladies Night (21. Juli), bei der alle Frauen (und auch Männer in Frauenklei­dung) ab 20 Uhr für einen Euro fahren.

Neuerungen gibt es auch, was das Rahmenprog­ramm angeht: Auf den traditione­llen Fassanstic­h zu Beginn wird aufgrund der Überschnei­dung mit Donaufest-Terminen verzichtet. Auch das Ballonglüh­en wird abgeschaff­t. Der Grund: hohe Wetterabhä­ngigkeit bei hohen Kosten. Stattdesse­n gibt es zusätzlich zur MusikLaser­show (Dienstag, 12. Juli) eine Drohnen-Show. Um die 50 beleuchtet­e Drohnen vollführen am Dienstag, 19. Juli, eine Choreograf­ie am Nachthimme­l.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Das Ulmer Familien-Volksfest beginnt am Freitag, 8. Juli, und findet bis einschließ­lich Sonntag, 24. Juli statt. Schluss ist damit erst am Wochenende nach dem Schwörmont­ag.
FOTO: ALEXANDER KAYA Das Ulmer Familien-Volksfest beginnt am Freitag, 8. Juli, und findet bis einschließ­lich Sonntag, 24. Juli statt. Schluss ist damit erst am Wochenende nach dem Schwörmont­ag.

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