Volksfeststimmung in der Friedrichsau
Ulmer Kirmes gestartet: mit bis zu 65 Meter hohen Fahrgeschäften, einem „Chaos Flughafen“– und stolzen Bierpreisen
ULM - Bei den „stolzen Bierpreisen“auf dem Ulmer Volksfest widersprechen die drei Wirte sofort: die Maß Gold-Ochsen-Bier kostet in Ulm zwar zehn Euro – sei damit aber bis zu 3,80 Euro billiger als auf dem Münchner Oktoberfest. Bierzelte gibt es auf dem Ulmer Volksfest seit Jahren nicht mehr.
Die von der Neu-Ulmer Firma VMV („Volksfeste. Märkte. Veranstaltungen“) organisierte Großveranstaltung (Freitag, 8. Juli, bis Sonntag, 24. Juli) will nun noch einen Schritt weiter in Richtung Familienfreundlichkeit gehen.
„Wir wollten dieses Jahr nicht einen Biergarten mit 1500 Plätzen, wo zu später Stunde die Stimmung hochkocht“, sagt Oliver Fischer, einer der beiden Geschäftsführer der VMV. Deswegen gebe es dieses Jahr drei getrennte „Bierdörfer“, die von drei verschiedenen Gastronomen geführt werden. Mit dem Konzept ohne Bierzelte sei das Ulmer Volksfest ein Vorreiter: Das Stuttgarter Frühlingsfest habe dieses Jahr erstmals auf eine bierzeltlose Veranstaltung gesetzt. Und so viele Gäste wie noch nie angezogen.
Mit bis zu 400 000 Besuchern – aus einem Einzugsgebiet, das von
Günzburg bis Aalen reiche – rechnen Fischer und Michael Steinmüller, ebenfalls VMV-Geschäftsführer, in der Ulmer Au. Ob diese Zahl erreicht werde, hänge aber maßgeblich vom Wetter ab: „Einen verregneten Sonntag vor dem Schwörmontag holen wir so schnell nicht mehr rein“, sagt Fischer. In miesen Jahren mit Dauerregen hätten sich auch schon einmal nur 280 000 Menschen in der Au verloren. Dieses Jahr ist das Volksfest groß wie nie: Erstmals wird das ganze Rund des Festplatzes ausgenutzt.
Guter Dinge sind Fischer und Steinmüller, dass die 80 Fahrgeschäfte und Stände, die insgesamt 450 Menschen betreiben, zugkräftig sind: Bekannt vom Münchner Oktoberfest etwa ist die „Monsterschaukel XXL-Höhenrausch“. „Mit Beschleunigungswerten wie bei einem Düsenjet“, sagt Fischer. Noch einen darauf setzt „Apollo 13“– mit 55 Metern Höhe angeblich eines der schnellsten und höchsten LoopingKarussells.
Wem das noch nicht reicht: „Around the World“gewährt mit 65 Metern Höhe als höchstes Kettenkarussell, das je in der Friedrichsau stand, einen Blick über die Doppelstadt. Vom Kettenkarussell aus lässt sich sogar das obligatorische Riesenrad von oben betrachten. Und das, obwohl es mit 44 Metern Höhe das 2019 in der Au stehende Pendant um 13 Meter überragt.
Für Adrenalin-Junkies steht zudem der „Voodoo Jumper“bereit: An zwölf Armen wirbeln die Gondeln samt Menschen um eine „Flammensäule“. Fischer und sein Kollege stellen sich jetzt schon darauf ein, die verlorenen Handys und Schlüssel einzusammeln.
Auch wer es etwas ruhiger mag, wird nicht nur an den Kinderkarussells bedient: Wer seine Ferien in Ulm statt auf Mallorca verbringt, muss auf Chaos am Flughafen nicht verzichten: Ein „wahnwitziger Hindernisparcours“namens „Chaos Airport“soll die realen Zustände am Düsseldorfer Flughafen noch übertrumpfen.
Wie an echten Flughäfen sind aber auch auf dem Ulmer Volksfest die Fahrpreise gestiegen. „Aber nicht immens“, sagt Fischer. Vielleicht mal um 50 Cent, heißt es. Dass es trotz der Inflation dieses Jahr nicht den ganz großen Preissprung gebe, liege an vergleichsweise stabilen Strompreisen. Wie es allerdings aussieht, wenn Verträge mit den Stadtwerken im kommenden Jahr auslaufen, stehe auf einem anderen Blatt.
Besucher können bei vielen Aktionstagen die Preise drücken: etwa an zwei Familientagen (Mittwoch, 13. Juli und 20. Juli) oder an der Ladies Night (21. Juli), bei der alle Frauen (und auch Männer in Frauenkleidung) ab 20 Uhr für einen Euro fahren.
Neuerungen gibt es auch, was das Rahmenprogramm angeht: Auf den traditionellen Fassanstich zu Beginn wird aufgrund der Überschneidung mit Donaufest-Terminen verzichtet. Auch das Ballonglühen wird abgeschafft. Der Grund: hohe Wetterabhängigkeit bei hohen Kosten. Stattdessen gibt es zusätzlich zur MusikLasershow (Dienstag, 12. Juli) eine Drohnen-Show. Um die 50 beleuchtete Drohnen vollführen am Dienstag, 19. Juli, eine Choreografie am Nachthimmel.