Stuttgarter Schwebezustand
Transfers und Trainer sorgen für Spannung – Kolumbianer Perea verstärkt den Sturm
STUTTGART (dpa) - Noch ist nicht ganz klar, wie viele Betten im Mannschaftshotel des VfB Stuttgart in Weiler-Simmerberg bis Samstag bezogen werden müssen. Dass der angeschlagene Abwehrspieler Borna Sosa mit ins Trainingslager im Allgäu reisen wird, ist unwahrscheinlich. Ob und wann der positiv auf das Coronavirus getestete Cheftrainer Pellegrino Matarazzo dort aufschlägt, ist offen. Klar ist dagegen, dass ein Neuzugang mit in das einwöchige Camp reist. Doch aktuell herrscht bei den Schwaben noch auf vielen Ebenen der Schwebezustand.
„Ich bin immer optimistisch“, sagte Sportdirektor Sven Mislintat über den Transferpoker um den 21 Jahre alten Verteidiger Josha Vagnoman vom Hamburger SV. Die Verhandlungen zwischen den Clubs laufen schon seit längerer Zeit, eine Bestätigung blieb jedoch noch aus.
Anders dagegen bei Stürmer Juan Jose Perea. Der 22 Jahre alte Kolumbianer kommt vom griechischen Erstligisten PAS Giannina und erhält einen Vertrag bis 2026. Er soll etwa zwei Millionen Euro Ablöse kosten. „Perea bringt viel Geschwindigkeit und einen großen Offensivdrang in unser Spiel ein. Er kann sowohl mit Tempo über die Flügel agieren als auch im Sturmzentrum spielen“, sagte Mislintat. In der vergangenen Saison kam der Angreifer in 33 Pflichtspielen auf zehn Tore und vier Vorlagen. Perea berichtete, er sei „schon als Kind mit dem VfB-Trikot als Zuschauer“im Stuttgarter Stadion gewesen: „Jetzt bin ich sehr glücklich darüber, das Trikot des VfB auch als
Spieler tragen zu dürfen.“Er habe „große Ziele“. Und womöglich fängt Perea vorne künftig ein Stück weit den nach wie vor drohenden Abgang von Torjäger Sasa Kalajdzic auf.
Der Österreicher trainiert seit dieser Woche wieder beim VfB und erzielte im Test gegen Wehen Wiesbaden direkt ein Tor. Auf dem Transfermarkt wurde es zuletzt ruhiger um den Zwei-Meter-Mann, ein Wechsel gilt aber weiter als wahrscheinlich – genau wie beim Kroaten Sosa. Auch wenn beim VfB für keinen der Leistungsträger bisher ein konkretes Angebot eingegangen ist. Solange der an Adduktorenproblemen leidende und aktuell ein individuelles Aufbauprogramm absolvierende Sosa nicht ins Teamtraining zurückkehrt, dürfte in seine Zukunftsfrage auch kaum Bewegung kommen. Beunruhigen lässt sich Mislintat davon aber nicht.
Die Frage, wer bleibt oder geht, hätte er zwar „am liebsten bis zum ersten Spieltag“geklärt. Immerhin hätte er dann genug Zeit, Ersatz zu holen. „Die Wahrheit ist aber auch, wenn am 28. oder 29. August etwas kommt, das du nicht ablehnen kannst, dass ein Club wie der VfB da auch Ja sagen muss.“
Corona hat die Stuttgarter finanziell schwer getroffen. Geduld ist auch bei Matarazzo gefragt. Ob sich der Trainer, der laut Mislintat nur leichte Symptome zeigt, bis zur Abfahrt ins Trainingslager freitesten kann, ist offen. Andernfalls haben im Test gegen den FC Zürich, zu dem der VfB am Samstag (17.30 Uhr) nach seinem Check-in im Hotel nach Friedrichshafen aufbricht, die CoTrainer Michael Wimmer und Michael Kammermeyer das Kommando.
Dass der VfB überhaupt an den Bodensee reist, und dann gleich zwei Testspiele im Zeppelin-Stadion austrägt, versetzt nicht nur die Region, sondern auch Organisator Klaus Segelbacher in Euphorie. „Das ist doch ein Highlight. Von hier müssen wir 200 Kilometer zu einem Bundesligastadion fahren – egal ob Freiburg, München oder nach Stuttgart. Jetzt kommt der VfB her und spielt noch dazu gegen den Schweizer Meister, mehr geht doch nicht“, so Segelbacher, der vor allem vom Spiel gegen den Brentford FC (16. Juli/15 Uhr) schwärmt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals eine Mannschaft aus der Premier League hier war. Das ist doch eine absolute Bombe“, formuliert der Organisator: „Zudem ist das auch der Samstag des Seehasenfestes. Etwas besseres als diese Kombination kann es gar nicht geben.“