Max Kienzle will das Ehinger Kino übernehmen
Der Ehinger Gastwirt zögert aber noch wegen der steigenden Energiekosten
- Das Ehinger Kino könnte bald wieder seine Türen öffnen. Der Ehinger Gastronom Max Kienzle möchte als neuer Betreiber den Filmbetrieb schnellst möglich wieder aufnehmen und das Kino zudem zum Veranstaltungsort machen. Doch auch wenn der Pachtvertrag eigentlich in trockenen Tüchern ist und einige Renovierungsarbeiten schon längst begonnen haben sollten, zögert der Unternehmer. Grund sind die sprunghaft angestiegenen Energiekosten, die ihren Zenit wohl noch nicht erreicht haben und einen Betrieb unwirtschaftlich machen könnten.
Gleich in der Nachbarschaft des Kinos hat Max Kienzle vor einigen Jahren zusammen mit seiner Mutter Karin Kienzle die Villa Max übernommen und sie zu einer festen Größe in der Ehinger Gastronomie gemacht. Mit dem Kino selbst verbindet ihn und seinen Bruder Moritz eine lange Geschichte. „Es hat alles damit angefangen, dass wir mal beim Kinofestival ausgeholfen haben. Ich war damals 15 und mein Bruder 14 Jahre alt, als wir dann zu Torsten Bennewitz gekommen sind. Er ist wie ein Onkel für uns gewesen und hat den Grundstein für unsere Begeisterung gelegt“, erinnert sich Max Kienzle.
Der langjährige Ehinger Kinobetreiber Torsten Bennewitz hat die Ehinger Jahrzehnte lang mit den neusten Filmen aus Hollywood versorgt und war einer der Macher des Ehinger Filmfestivals. Er sorgte dafür, dass die Ehinger auch in Zeiten von StreamingAnbietern Filmgenuss mit modernster Technik vor Ort erleben konnten. Bennewitz erkrankte jedoch Anfang des Jahres unerwartet und schwer. Seither blieben die Kinotüren geschlossen
und mittlerweile hat er sich entschlossen, nicht mehr weiterzumachen.
„Wir haben uns immer überlegt, was passiert, wenn Torsten das irgendwann nicht mehr weitermacht. Irgendwie war es schon immer so ein nicht ausgesprochener Plan, das Kino zu übernehmen.“Es sei klar, dass jemand das Ehinger Kino weitermachen müsse, der bereits vor Ort gearbeitet habe oder ein anderes Kino würde das Ehinger Haus mitbetreiben. Für einen Externen, der sage, er wolle jetzt Kino machen, wäre das schwierig, weil es ein spezielles Geschäft und ein viel größerer Aufwand wäre, als sich das ein Außenstehender vorstellen könne.
Unabhängig davon hatte Torsten Bennewitz beim Vermieter den Pachtvertrag gekündigt und auf dessen Nachfrage nach einem möglichen Nachfolger Max Kienzle ins Gespräch gebracht. „Ich habe ebenfalls ein gutes Verhältnis zum Vermieter und im Gespräch sind wir dann zusammen gekommen“, berichtet Max Kienzle.
Für ihn hätte die Übernahme des Kinos mehrere Vorteile. „Da die Villa in unmittelbarer Nachbarschaft ist, könnten wir das Kino mit dem gleichen Personalstamm betreiben, von der Reinigung über das Popcorn machen bis hin zur Kasse.“Zudem profitiere die Villa vom Kinobetrieb. „Egal ob vor oder nach dem Film dürfen wir immer einige Kinobesucher bei uns in der Villa begrüßen.“
Ferner sei dem Gastronom erst jetzt, da das Kino geschlossen habe, bewusst geworden, wie sehr die Ehinger ihr Kino vermissen würden und hoffen, dass es schnell wieder öffnet. Wenn Leute unter der Woche etwas machen wollten, sei das Ehinger Kino naheliegend und schnell erreichbar, für die Menschen in der Innenstadt zu Fuß. „Unter der Woche fahren die Leute nicht nach Ulm, schon gar nicht, wenn sie am nächsten Tag arbeiten müssen. Es ist vor allem ein Zeitfaktor und in jüngster Zeit mit den gestiegenen Spritpreisen auch ein Kostenfaktor.“Zudem könnten Eltern ihre Kinder im Ehinger Kino sogar unbeschwert herumtollen lassen und das Haus verkörpere ein großes Stück Lokalcolorit. Alles Dinge, welche die Häuser in Ulm nicht bieten könnten.
Deshalb sei das erste Ziel für Max Kienzle, dass das Kino offen bleibe und damit auch das Vermächtnis von Torsten Bennewitz weitergeführt werde. „Wenn das Ehinger Kino einmal weg ist, ist es weg. In Ehingen wird niemand ein Kino bauen, da sind wir zu nah an Ulm und Biberach. Große Gewinne sind mir deswegen nicht wichtig. Wenn wir am Anfang eine schwarze Null schreiben und mit der Villa ein bisschen profitieren, reicht mir das vorerst.“
Trotzdem will Kienzle einiges an Geld in die Hand nehmen, wenn er eröffnet. „Wir wollen ein bisschen am Sortiment am Kiosk und an den Getränken etwas verändern. Aber das Popcorn-Rezept von Torsten bleibt gleich. Hinzu kommen ein paar Renovierungen und Umbauten.“Man müsse immer ein bisschen etwas machen, wenn man so ein Haus übernehme. Glücklicherweise unterstütze Torsten
Bennewitz nach Kräften, beispielsweise bei möglichen Filmbuchungen.
Nachdem der Erhalt gesichert sei, könne man das Angebot ausbauen, so kann sich Max Kienzle mit gewissen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen die Nutzung der Säle auch für Firmenpräsentationen, Modenschauen oder Schulveranstaltungen vorstellen „Ich habe mir viele Gedanken gemacht, habe einige kreative Ideen und würde mich freuen, wenn ich diese zusätzlich zum eigentlichen Kinobetrieb umsetzen könnte. Wenn die Ehinger und die örtlichen Firmen dieses Angebot dann nutzen, können wir auf Dauer ein Kino in Ehingen erhalten“, sagt Max Kienzle, der gerne im August geöffnet hätte, jetzt aber frühestens mit einer Wiederöffnung am ersten Oktoberwochenende, wenn nicht Anfang November, rechnet.
Das einzige Problem, welches jetzt noch zwischen einer Wiedereröffnung steht, seien die gestiegenen Energiepreise. „Das ist für uns gerade der Supergau. Deshalb haben wir vorerst wieder einen Schritt zurück gemacht. Bei den vorhergesagten Öl-, Gas- und Strompreisen kann man das Kino ohne Zuschüsse zu normalen Eintrittspreisen nicht öffnen. Bei der Entwicklung können wir nicht vernünftig kalkulieren“, sagt Max Kienzle mit ernster Stimme und wirkt deutlich zerknirscht. Die gestiegenen Kosten könne er gar nicht auf die Eintrittspreise umlegen. „Wir haben die Kalkulationen von Torsten Bennewitz und sind in Kontakt mit anderen Kinos, aber Letztere sehen die aktuelle Situation mehr als kritisch und raten uns im Moment eher davon ab zu eröffnen.“
Das Gebäude aus den 1950er Jahren müsse wegen der Einrichtung und der Technik dauerhaft geheizt werden. Das Kino müsse ferner dauerhaft bestromt sein, die regelmäßige Wartung der Projektoren wurde erst kürzlich gemacht, auch wenn dies zum jetzigen Zeitpunkt völlig unsinnig erscheine. „Das Haus kostet Geld, auch wenn es zu ist, deswegen muss die Entscheidung eigentlich sehr schnell fallen.“Deshalb hätte Max Kienzle gerne schon im August geöffnet. Jetzt hofft er, dass er noch eine Lösung findet, um die Energiepreise irgendwie zu deckeln oder zu kompensieren. „Für Anregungen oder Unterstützung bin ich natürlich dankbar. Am Ende ist es aber so, wenn es sich zurzeit finanziell nicht trägt, funktioniert es nicht.“