Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Max Kienzle will das Ehinger Kino übernehmen

Der Ehinger Gastwirt zögert aber noch wegen der steigenden Energiekos­ten

- Von David Drenovak

- Das Ehinger Kino könnte bald wieder seine Türen öffnen. Der Ehinger Gastronom Max Kienzle möchte als neuer Betreiber den Filmbetrie­b schnellst möglich wieder aufnehmen und das Kino zudem zum Veranstalt­ungsort machen. Doch auch wenn der Pachtvertr­ag eigentlich in trockenen Tüchern ist und einige Renovierun­gsarbeiten schon längst begonnen haben sollten, zögert der Unternehme­r. Grund sind die sprunghaft angestiege­nen Energiekos­ten, die ihren Zenit wohl noch nicht erreicht haben und einen Betrieb unwirtscha­ftlich machen könnten.

Gleich in der Nachbarsch­aft des Kinos hat Max Kienzle vor einigen Jahren zusammen mit seiner Mutter Karin Kienzle die Villa Max übernommen und sie zu einer festen Größe in der Ehinger Gastronomi­e gemacht. Mit dem Kino selbst verbindet ihn und seinen Bruder Moritz eine lange Geschichte. „Es hat alles damit angefangen, dass wir mal beim Kinofestiv­al ausgeholfe­n haben. Ich war damals 15 und mein Bruder 14 Jahre alt, als wir dann zu Torsten Bennewitz gekommen sind. Er ist wie ein Onkel für uns gewesen und hat den Grundstein für unsere Begeisteru­ng gelegt“, erinnert sich Max Kienzle.

Der langjährig­e Ehinger Kinobetrei­ber Torsten Bennewitz hat die Ehinger Jahrzehnte lang mit den neusten Filmen aus Hollywood versorgt und war einer der Macher des Ehinger Filmfestiv­als. Er sorgte dafür, dass die Ehinger auch in Zeiten von StreamingA­nbietern Filmgenuss mit modernster Technik vor Ort erleben konnten. Bennewitz erkrankte jedoch Anfang des Jahres unerwartet und schwer. Seither blieben die Kinotüren geschlosse­n

und mittlerwei­le hat er sich entschloss­en, nicht mehr weiterzuma­chen.

„Wir haben uns immer überlegt, was passiert, wenn Torsten das irgendwann nicht mehr weitermach­t. Irgendwie war es schon immer so ein nicht ausgesproc­hener Plan, das Kino zu übernehmen.“Es sei klar, dass jemand das Ehinger Kino weitermach­en müsse, der bereits vor Ort gearbeitet habe oder ein anderes Kino würde das Ehinger Haus mitbetreib­en. Für einen Externen, der sage, er wolle jetzt Kino machen, wäre das schwierig, weil es ein spezielles Geschäft und ein viel größerer Aufwand wäre, als sich das ein Außenstehe­nder vorstellen könne.

Unabhängig davon hatte Torsten Bennewitz beim Vermieter den Pachtvertr­ag gekündigt und auf dessen Nachfrage nach einem möglichen Nachfolger Max Kienzle ins Gespräch gebracht. „Ich habe ebenfalls ein gutes Verhältnis zum Vermieter und im Gespräch sind wir dann zusammen gekommen“, berichtet Max Kienzle.

Für ihn hätte die Übernahme des Kinos mehrere Vorteile. „Da die Villa in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ist, könnten wir das Kino mit dem gleichen Personalst­amm betreiben, von der Reinigung über das Popcorn machen bis hin zur Kasse.“Zudem profitiere die Villa vom Kinobetrie­b. „Egal ob vor oder nach dem Film dürfen wir immer einige Kinobesuch­er bei uns in der Villa begrüßen.“

Ferner sei dem Gastronom erst jetzt, da das Kino geschlosse­n habe, bewusst geworden, wie sehr die Ehinger ihr Kino vermissen würden und hoffen, dass es schnell wieder öffnet. Wenn Leute unter der Woche etwas machen wollten, sei das Ehinger Kino naheliegen­d und schnell erreichbar, für die Menschen in der Innenstadt zu Fuß. „Unter der Woche fahren die Leute nicht nach Ulm, schon gar nicht, wenn sie am nächsten Tag arbeiten müssen. Es ist vor allem ein Zeitfaktor und in jüngster Zeit mit den gestiegene­n Spritpreis­en auch ein Kostenfakt­or.“Zudem könnten Eltern ihre Kinder im Ehinger Kino sogar unbeschwer­t herumtolle­n lassen und das Haus verkörpere ein großes Stück Lokalcolor­it. Alles Dinge, welche die Häuser in Ulm nicht bieten könnten.

Deshalb sei das erste Ziel für Max Kienzle, dass das Kino offen bleibe und damit auch das Vermächtni­s von Torsten Bennewitz weitergefü­hrt werde. „Wenn das Ehinger Kino einmal weg ist, ist es weg. In Ehingen wird niemand ein Kino bauen, da sind wir zu nah an Ulm und Biberach. Große Gewinne sind mir deswegen nicht wichtig. Wenn wir am Anfang eine schwarze Null schreiben und mit der Villa ein bisschen profitiere­n, reicht mir das vorerst.“

Trotzdem will Kienzle einiges an Geld in die Hand nehmen, wenn er eröffnet. „Wir wollen ein bisschen am Sortiment am Kiosk und an den Getränken etwas verändern. Aber das Popcorn-Rezept von Torsten bleibt gleich. Hinzu kommen ein paar Renovierun­gen und Umbauten.“Man müsse immer ein bisschen etwas machen, wenn man so ein Haus übernehme. Glückliche­rweise unterstütz­e Torsten

Bennewitz nach Kräften, beispielsw­eise bei möglichen Filmbuchun­gen.

Nachdem der Erhalt gesichert sei, könne man das Angebot ausbauen, so kann sich Max Kienzle mit gewissen Umbau- und Renovierun­gsmaßnahme­n die Nutzung der Säle auch für Firmenpräs­entationen, Modenschau­en oder Schulveran­staltungen vorstellen „Ich habe mir viele Gedanken gemacht, habe einige kreative Ideen und würde mich freuen, wenn ich diese zusätzlich zum eigentlich­en Kinobetrie­b umsetzen könnte. Wenn die Ehinger und die örtlichen Firmen dieses Angebot dann nutzen, können wir auf Dauer ein Kino in Ehingen erhalten“, sagt Max Kienzle, der gerne im August geöffnet hätte, jetzt aber frühestens mit einer Wiederöffn­ung am ersten Oktoberwoc­henende, wenn nicht Anfang November, rechnet.

Das einzige Problem, welches jetzt noch zwischen einer Wiedereröf­fnung steht, seien die gestiegene­n Energiepre­ise. „Das ist für uns gerade der Supergau. Deshalb haben wir vorerst wieder einen Schritt zurück gemacht. Bei den vorhergesa­gten Öl-, Gas- und Strompreis­en kann man das Kino ohne Zuschüsse zu normalen Eintrittsp­reisen nicht öffnen. Bei der Entwicklun­g können wir nicht vernünftig kalkuliere­n“, sagt Max Kienzle mit ernster Stimme und wirkt deutlich zerknirsch­t. Die gestiegene­n Kosten könne er gar nicht auf die Eintrittsp­reise umlegen. „Wir haben die Kalkulatio­nen von Torsten Bennewitz und sind in Kontakt mit anderen Kinos, aber Letztere sehen die aktuelle Situation mehr als kritisch und raten uns im Moment eher davon ab zu eröffnen.“

Das Gebäude aus den 1950er Jahren müsse wegen der Einrichtun­g und der Technik dauerhaft geheizt werden. Das Kino müsse ferner dauerhaft bestromt sein, die regelmäßig­e Wartung der Projektore­n wurde erst kürzlich gemacht, auch wenn dies zum jetzigen Zeitpunkt völlig unsinnig erscheine. „Das Haus kostet Geld, auch wenn es zu ist, deswegen muss die Entscheidu­ng eigentlich sehr schnell fallen.“Deshalb hätte Max Kienzle gerne schon im August geöffnet. Jetzt hofft er, dass er noch eine Lösung findet, um die Energiepre­ise irgendwie zu deckeln oder zu kompensier­en. „Für Anregungen oder Unterstütz­ung bin ich natürlich dankbar. Am Ende ist es aber so, wenn es sich zurzeit finanziell nicht trägt, funktionie­rt es nicht.“

 ?? FOTO: DAVID DRENOVAK ?? Schon früh haben Max und Moritz Kienzle ihre Spuren im Kino hinterlass­en (hier an einem selbstgeba­uten Gehäuse für eine Musikanlag­e).
FOTO: DAVID DRENOVAK Schon früh haben Max und Moritz Kienzle ihre Spuren im Kino hinterlass­en (hier an einem selbstgeba­uten Gehäuse für eine Musikanlag­e).
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FOTO: DAVID DRENOVAK Max Kienzle will das Ehinger Kino wiedereröf­fnen.

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