Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Diese Harten kommen früh in den Garten

Sogenannte Cool Flowers blühen zwar im Sommer, vertragen aber auch Eis und Schnee

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Sommerblum­en mögen es gerne warm? Von wegen. Einige unter ihnen vertragen auch Frost und Schnee – selbst als kleine Pflänzchen. Sie werden daher auch als Cool Flowers oder winterhart­e Einjährige bezeichnet.

Die Cool Flowers sind keine neue Züchtung und auch kein trendiger Import. Sie gehören zu den beliebten Sommerblum­en in unseren Gärten – etwa die Kornblume (Centaurea cyanus), die Jungfer im Grünen (Nigella damascena), der Islandmohn (Papaver nudicaule) und der Einjährige Ritterspor­n (Consolida regalis und C. ajacis). Aber erst vor gut zehn Jahren haben Schnittblu­men-Produzente­n in den USA sich den Namen Cool Flowers ausgedacht und Vertreter eines nachhaltig­en Anbaus von Vasenblume­n vermarkten den Begriff nun auch hierzuland­e verstärkt. Denn durch ihre zeitige Aussaat lassen sich die Blütezeite­n der Cool Flowers verschiebe­n und strecken – und somit mehr Schnittblu­men lokal und ohne energiever­schwendend­e Maßnahmen, wie etwa das Beheizen von Gewächshäu­sern, anbauen.

Denn die noch sehr jungen Pflanzen, die frisch aus den Samen entstanden sind, sind winterhart, erklärt Garten-Designerin Jora Dahl. Ihre Mutterpfla­nzen haben die Samen nach der Blüte zu noch sommerlich­en Temperatur­en verstreut und bei günstigen Bedingunge­n kann der Nachwuchs bereits im Herbst keimen. Oder das Wachstum der neuen Generation setzt im zeitigen Frühling ein – weit vor anderen Blühern.

Das kann man auch im Gartenbeet bewusst fördern und Vorteile sowohl für die Gartengest­altung als auch für die Natur daraus ziehen. „Die sogenannte­n winterhart­en Einjährige­n blühen früher, wenn man einen frühen Zeitpunkt im Herbst oder späten Winter für die Aussaat wählt“, sagt Karin Heimberger-Preisler, Herausgebe­rin des Magazins „Let it bloom“. So lässt sich die Ringelblum­e (Calendula officinali­s) nicht erst im Juli zur Blüte bringen, sondern bereits im Mai. „Das ist eine Zeit, in der die Frühlingsb­lüte

von Zwiebelblu­men und Obstgehölz­en vorüber ist, aber die Sommerstau­den, Dahlien und Rosen noch im Wachstum sind“, sagt Jora Dahl. Die Ringelblum­en können also eine Lücke im Beet schließen und vor allem Insekten, die in dieser Zeit noch wenig Nahrung finden, helfen.

Aber das klappt nicht immer so zuverlässi­g wie erhofft. Denn unsere Witterung macht das vielleicht nicht mit. So ist es hierzuland­e zu Winterende und Frühlingsb­eginn dann oft doch noch zu kalt für einige Vertreter der Cool Flowers, die ein gemäßigtes Klima wie beispielsw­eise in einer

Weinbaureg­ion bevorzugen. Dazu gehören Muschelblu­me (Moluccella laevis), Löwenmäulc­hen (Antirrhinu­m majus), Goldmohn (Eschscholz­ia california) und Strahlen-Breitsame (Orlaya grandiflor­a). Oft werden auch die Duftwicken (Lathyrus odoratus) zu den Cool Flowers gezählt. „Im milden Klima in Großbritan­nien wachsen diese Kletterpf lanzen gut im zeitigen Frühling“, so Jora Dahl. In unseren Breiten aber sind Spätfröste für die zeitige Kultur ein Problem. Die Gartendesi­gnerin rät daher, vorbereite­t zu sein, wenn man Duftwicken einen Wachstumsv­orsprung geben möchte. Man kann sie etwa in ein Frühbeet setzen, das sich bei Frost mit einem Deckel verschließ­en lässt. Oder einen Folientunn­el über die Pf lanzen geben, alternativ Vlies darüberleg­en.

Für alle anderen Cool Flowers gilt: Ihre Samen kommen einfach ins Beet. Man sollte sie gießen, wenn die ersten zarten Blättern sichtbar werden und sie nicht zu dicht an dicht wachsen lassen. „Man vereinzelt die Jungpf lanzen, damit sich jedes einzelne Exemplar gut entwickeln kann“, sagt die Designerin Jora Dahl.

In noch leeren Beeten im Frühjahr wachsen die Pf lanzen besser als in der Nachbarsch­aft von Sträuchern, die sie in den Schatten stellen. Heimberger-Preisler rät, die Cool Flowers im Herbst in das leere Hochbeet zu geben. Aber: Auch die übliche Anzuchtmet­hode zum Winterende ist für die Cool Flowers kein Problem. Sie treiben auch in Töpfen auf der Fensterban­k aus. „Eine zusätzlich­e Pf lanzenleuc­hte macht Sinn, damit die Sämlinge kräftig wachsen“, rät Karin Heimberger-Preisler.

Wer die Pf lanzen ins Beet gibt, sollte die Erde verbessern, rät Dahl. Etwas reife Komposterd­e in das Erdreich mischen und das Pf lanzloch tief auf lockern. Bei sehr lehmigen Böden kann auch zusätzlich etwas Sand untergemis­cht werden. Die früh blühenden Einjährige­n machen sich gut in Beetlücken. Nutzt man nur kleinere Ansammlung­en mit einer Sorte, sollte man mehrere dieser Gruppen in einem Beet unterbring­en, so Dahl. Und die Gartengest­alterin empfiehlt, nicht zu viele verschiede­ne Pf lanzen zu setzen.

Regelmäßig­e Düngung sorgt für eine anhaltende Blüte – und zwar ab Blütebegin­n, sagt Dahl. Ihr Rat: Löwenmäulc­hen, Duftwicken und der Einjährige Ritterspor­n blühen länger, wenn man von ihnen immer wieder Triebe für die Vase abschneide­t. Auch Fruchtstän­de sollten anfangs abgeknipst werden, damit sich neue Knospen bilden. Und dann kann man der Natur auch seinen Lauf lassen. Denn: „Am einfachste­n kommen die winterhart­en Einjährige­n in den Garten, wenn man zulässt, dass sich die Blumen im Beet wieder aussäen“, so Dahl.

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FOTO: MARION NICKIG/DPA Auch die Duftwicke ist eine Cool Flower, wenn auch nicht an allen Standorten.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Kalifornis­cher Mohn hält auch Kälte aus.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Löwenmäulc­hen können früh im Jahr ausgesät werden.

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