Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auf Entdeckung­stour entlang der irischen Route 66

Beim Wandern am Wild Atlantic Way lernt man Irland von seiner ungebändig­ten Seite kennen

- Von Julia Brunner Weitere Informatio­nen unter www.ireland.com Die Recherche wurde unterstütz­t von Tourism Ireland.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Das könnte das Motto für alle Wanderer sein, welche die irische Insel erkunden wollen. Besonders entlang des Wild Atlantic Way, auch die irische Route 66 genannt, zeigt sich, dass Irland nicht nur für seine grünen Weiden, Pubs, Kerrygold-Butter und Schafe bekannt ist.

Der Wild Atlantic Way zieht sich entlang der irischen Westküste durch spärlich besiedelte Orte, schroffe Klippen und mit Heidekraut bewachsene Hügel. Mit über 2500 Kilometern Länge ist die Straße eine der längsten zusammenhä­ngenden Küstenstra­ßen der Welt, an deren Verlauf besondere Orte liegen. Entlang der Straße befinden sich nicht nur zahlreiche Burg- und Klosterrui­nen, man wandert auch im Schatten des Berges Ben Bulben und bestaunt den bekannten Brandungsp­feiler Downpatric­k Head.

Beginnend im Norden der Insel im County Donegal schlängelt sich der Wild Atlantic Way – beschilder­t mit einer weißen Welle auf hellblauem Hintergrun­d – entlang der Westküste bis in das County Cork im Süden Irlands. Mit dem Auto ist man mit zahlreiche­n Stopps etwa 14 Tage unterwegs. Entlang dieser Küstenstra­ße gibt es viele ausgeschil­derte Wanderwege, auf denen man die Insel entdecken kann.

Pf licht bei Wanderunge­n in Irland sind wasserfest­e Kleidung und gute Wanderschu­he. Die Iren mögen ihr Wetter zwar „soft“, also weich, nennen. Bei über 300 Regentagen im Jahr und manchmal minütliche­m Wechsel zwischen Regen und Sturmböen mit Sonnensche­in sollte man auf jede Wetterlage vorbereite­t sein.

Entlang der Küstenstra­ße gibt es mehrere Sehenswürd­igkeiten, zum Beispiel die rund 600 Meter hohen Klippen „Slieve League“. Sie gehören zu den höchsten Klippen Europas und sind über mehrere Wanderwege oder mit dem

Auto erreichbar. Besondere Stopps entlang des Wild Atlantic Way sind mit sogenannte­n Discovery Points, Entdeckung­spunkten, gekennzeic­hnet. Eine dieser 188 wellenförm­igen Metallstat­uen steht in der Nähe des Downpatric­k Head. Bei dem aus dem Atlantik herausrage­nden Brandungsp­feiler handelt es sich um eines der bekanntest­en Fotomotive Irlands. Vom Parkplatz aus läuft man noch etwa 500 Meter zu Fuß bis zur Klippe an der Atlantikkü­ste, an der sich die Landzunge befindet. Von hier aus kann man weiter entlang der Küstenlini­e oder am Strand wandern.

In Irland gibt es ein gut beschilder­tes Wanderwege­netz. Wer eine Wanderung mit einer Nacht unter dem Sternenhim­mel verbinden will, sollte im Nephin National Park einen Stopp einplanen. Der Park liegt im County Mayo. In ihm erstrecken sich auf rund 15.000 Hektar atlantisch­es Deckenmoor in unbewohnte­m und hügeligem Gebiet. Mehrere Wanderwege durchziehe­n den

Park, zum Beispiel der kurze „Claggan Mountain Coastal Trail“oder der sechs Kilometer lange Bothy-Rundweg, bei dem man bei schlechtem Wetter in wieder aufgebaute­n Kuhhütten übernachte­n

kann. Wer mit dem Zelt unterwegs ist, kann an gekennzeic­hneten Wildcamps an einem Fluss mit eingegrenz­ten Feuerstell­en übernachte­n. Der Park ist auch einer der besten Orte weltweit, um bei gutem Wetter Sterne zu beobachten. Deshalb ist der Parkplatz beim Besucherze­ntrum während der Saison auch nachts geöffnet. Dann wird der Nephin National Park zum Mayo Dark Sky Park. Vor Ort sagen die Menschen auch: Half the park is after dark, die Hälfte des Parks zeigt sich erst mit der Dunkelheit.

Eine etwas anstrengen­dere Wanderung ist der Weg zum Steinhügel­grab von Queen Maeve. Dieses befindet sich in der Nähe der Küstenstad­t Sligo auf dem 327 Meter hohen Berg Knocknarea. Nach einer kurzen Wanderung vom Parkplatz mit einem erst moderaten dann steileren Anstieg neben Kuhweiden und wilden Brombeerhe­cken erreicht man nach etwa drei Kilometern den großen Steinhügel mit Blick auf den Atlantik und die irische

Küste. Vom Cairn aus kann man entweder auf gleichem Weg zurückwand­ern oder auf einem der anderen Wege den Knocknarea wieder herunterwa­ndern. Einer Legende nach wurde hier die kriegerisc­he Königin Maeve begraben, die zu den bedeutends­ten Figuren der irischen Mythologie gehört. Wanderführ­er Hugh MacConnivi­lle bezweifelt aber, dass Maeve tatsächlic­h am Knocknarea begraben ist. „Der Cairn wurde vor etwa 5000 Jahren errichtet, damals hat Maeve noch gar nicht gelebt“, sagt er. Was genau unter dem Steinhügel begraben ist, weiß man nicht, da die Steine des Hügelgrabs nicht bewegt werden sollen. Auch klettern ist auf dem Cairn verboten – nicht nur um das Denkmal zu schützen, sondern auch um keine Feen gegen die Menschen aufzubring­en. Neben Knocknarea ist Ben Bulben die höchste Erhebung im County Mayo. Um diesen gibt es mehrere Wanderwege und Rundwege.

Nicht alle Wanderunge­n in Irland eignen sich für Anfänger. Der Aufstieg zum Ben Bulben kann je nach Wetter gefährlich werden, und zu den CroaghaunS­teilklippe­n auf der Insel Achill sollten nur erfahrene Wanderer gehen, am besten mit einem lokalen Wanderführ­er. Der Weg zu den Klippen über den Berg Croaghaun ist nicht ausgeschil­dert und oft können sehr schwierige Wetterbedi­ngungen herrschen. Windböen mit über 100 Stundenkil­ometern und starke Regenschau­er sind keine Seltenheit. Wer nicht aufpasst, wird von den Füßen geholt. Auch auf dem Rückweg zum Parkplatz am Lough Acorrymore Damm besteht Rutschgefa­hr beim Abstieg. Wer den Aufstieg aber geschafft hat, den erwartet ein atemberaub­ender Ausblick über die Keem Bay und ihre Klippen.

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FOTO: JULIA BRUNNER Vom Croaghaun Mountain hat man eine fantastisc­he Sicht auf die Atlantikkü­ste und die Klippen Irlands.
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Der berühmte Brandungsp­feiler „Downpatric­k Head“.

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