Neue Pläne für den Erbacher See
Badestelle soll fortgeführt werden – Grillplätze werden künftig gebührenpflichtig
- Die Bilanz für den Erbacher Badesee, der im vergangenen Jahr zur Badestelle umgewidmet wurde, fällt laut der Verwaltung durchweg positiv aus. Für die neue Saison stehen dennoch ein paar Veränderungen an. Stadtkämmerin Petra Schnierer stellte die Pläne jetzt im Verwaltungsausschuss vor und erhielt fraktionsübergreifende Zustimmung. Neben kleineren strukturellen Änderungen soll vor allem die Nutzung und Verwaltung der Grillstellen in der Anlage geändert werden.
Nach zwei Jahren, in denen durch die Corona-Pandemie der Badebetrieb am Erbacher Badesee sehr stark eingeschränkt war, hatte die Stadt sich auf eine unbeschwerte, reguläre Badesaison 2022 gefreut. Aus haftungsrechtlichen Gründen waren für die Aufsicht in der Badeanlage zwingend zwei ausgebildete Fachkräfte, teilweise mit mehrjähriger Berufsausbildung, erforderlich. Dieses Fachpersonal konnte für die Badesaison 2022 nicht mehr vom bewährten Dienstleister zur Verfügung gestellt werden. Gemeinderat und Verwaltung wollten den Erbacher Bürgern trotzdem eine Bademöglichkeit anbieten. Die Lösung lag darin, die Badeanlage Erbach in eine Badestelle Erbach umzuwandeln. Die notwendigen Umbauten und Ausschilderungen waren dann Anfang des vergangenen Jahres zeitlich für Verwaltung und Bauhof ein großer Kraftakt. Die Abbrucharbeiten für die marode Seebühne und die Rutschen erfolgten in der letzten Maiwoche mit schwerem Gerät, sodass die Badestelle am 1. Juni eröffnet werden konnte.
Die Bilanz, die Stadtkämmerin Petra Schnierer am Montag im Verwaltungsausschuss zog, war beinahe in allen Teilen positiv. „Eigentlich hat alles sehr gut
funktioniert. Es gab ein paar kleinere Probleme mit Grillplatznutzern, die ausgiebig gefeiert haben, aber sonst verlief die Saison sehr ruhig.“Denn einerseits sei es gelungen, den gewünschten Standard in der Anlage zu halten, und andererseits hätten sich die im Vorfeld geäußerten Befürchtungen zu Vermüllung, Parkchaos oder Überfüllung und Vandalismus nicht bewahrheitet.
Auch finanziell sei die Badesaison 2023 kein Reinfall. Durch die Umrüstung zur Badestelle entfallen zwar die jährlichen Einnahmen von durchschnittlich 60.000 bis 80.000 Euro. „Diese werden jedoch komplett durch die entfallenden Kosten für Badeaufsicht und Kassenpersonal kompensiert“, erklärte Petra Schnierer. Anzumerken sei, dass im Ergebnis 2022 auch die einmaligen Kosten für die Umrüstung (Rückbau, Beschilderung) enthalten sind. Der Rückbauaufwand sei insbesondere in
den erhöhten Bauhofkosten ersichtlich. Der finanzielle Aufwand für den Betrieb einer Badestelle sei insgesamt geringer, als bei einer Badeanlage, so das Fazit der Verwaltung. Trotzdem sorgte das Freizeitangebot im Jahr 2022 für einen Nettokostenaufwand von rund 190.000 Euro.
„Wir rechnen zukünftig mit einer moderaten Kostenentwicklung, da die tarifgestützten Preisanstiege insbesondere bei der Badeaufsicht entfallen und wir in diesem Jahr keine so großen Kosten durch den Rückbau haben werden, wie 2022“, bekräftigte auch Erbachs Bürgermeister Achim Gaus die Bilanz. Mit der Umwandlung der Badeanlage Erbach zur Badestelle habe die Stadt Neuland betreten, was sich in der jetzigen Betrachtung aber als positiv darstelle. Bis auf ein paar „Dumme-Jungen-Streiche“und einen Einbruch am Kiosk verlief die Saison ohne größere Sachbeschädigungen. Allerdings habe
die Stadt auch in „normalen Badesaisons“mit Einbrüchen dort zu tun gehabt.
„Unsere Badegäste hielten sich bis auf ganz wenige einzelne Ausnahmen an die Haus- und Badeordnung, sodass wir den hohen Standard der Anlage halten konnten. Den Grillbereich werden wir zukünftig mit dem Kiosk gemeinsam extern verpachten. Damit wird die Nutzung der Grillstelle nur noch nach Anmeldung und mit einem Entgelt beim Kioskbesitzer möglich sein. Damit versprechen wir uns mehr Ordnung, weniger Müll und keine „ausufernden Gelage“mehr“, erklärte Petra Schnierer. Mit Blick auf das Angebot auf dem Arbeitsmarkt sei es ein Stück weit utopisch, wieder zum alten System zurückzugehen, ergänzte Achim Gaus. „Wenn wir dieses Jahr eine reguläre Saison haben, sehen wir, wie viel wir tatsächlich gegenüber dem Vorgängermodell einsparen. Ich denke das ist der Weg der sinnvoll ist und der sich durchsetzen wird.“
Der Vorschlag der Verwaltung erhielt Zustimmung aus allen Stadtratsfraktionen. Maria Magdalena Ochs (SPD) regte zudem an, dass im Kleinkindbereich etwas getan werden soll, damit hier die Wasserqualität – im vergangenen Jahr waren hier sehr viele Algen – wieder besser werde. „Wir haben das schon eine Pumpe, die nicht so viel Leistung bringt, wir wollen diese durch eine stärkere fest verbaute ersetzen, die das Problem dann lösen sollte“, informierte Achim Gaus.
Besonderes Lob erhielt die Reinigungsfirma. „Wir hatten dieses Jahr keine einzige Beschwerde, was die Sauberkeit anging. Ich bin selber Kontrolle gelaufen, da war alles blitzsauber. Das verdient wirklich ein besonderes Lob“, erklärte Petra Schnierer. Das Unternehmen sei zwar nicht günstig gewesen, und man könne sich fragen, ob man diesen Standard brauche, allerdings sei es auch für die Verwaltung ein riesiger Vorteil, wenn nicht jeden Tag zwei Leute anriefen, die sich über fehlendes Klopapier oder den Allgemeinzustand der sanitären Anlagen beschwerten.
Abschließend fasste Bürgermeister Achim Gaus zusammen: „Personalkosten stehen immer fest, im Gegensatz zum Wetter. Das bedeutet: Wenn wir einen guten Sommer haben, haben wir meist ein etwas besseres Ergebnis. Bei einem schlechten Sommer verschlechtert sich die Bilanz aber deutlich. Deshalb macht es auf Dauer Sinn, mit der Badestelle weiterzumachen. Zudem gibt es einige Beispiele in der Region, die den gleichen oder ähnlichen Weg beschreiten. Sicher wird es Jahre geben, wo nicht alles so problemlos läuft wie 2022, aber wir wollen nicht schwarzmalen, sondern hoffen, dass sich die gute Entwicklung fortsetzt.“