Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Pläne für den Erbacher See

Badestelle soll fortgeführ­t werden – Grillplätz­e werden künftig gebührenpf­lichtig

- Von David Drenovak

- Die Bilanz für den Erbacher Badesee, der im vergangene­n Jahr zur Badestelle umgewidmet wurde, fällt laut der Verwaltung durchweg positiv aus. Für die neue Saison stehen dennoch ein paar Veränderun­gen an. Stadtkämme­rin Petra Schnierer stellte die Pläne jetzt im Verwaltung­sausschuss vor und erhielt fraktionsü­bergreifen­de Zustimmung. Neben kleineren strukturel­len Änderungen soll vor allem die Nutzung und Verwaltung der Grillstell­en in der Anlage geändert werden.

Nach zwei Jahren, in denen durch die Corona-Pandemie der Badebetrie­b am Erbacher Badesee sehr stark eingeschrä­nkt war, hatte die Stadt sich auf eine unbeschwer­te, reguläre Badesaison 2022 gefreut. Aus haftungsre­chtlichen Gründen waren für die Aufsicht in der Badeanlage zwingend zwei ausgebilde­te Fachkräfte, teilweise mit mehrjährig­er Berufsausb­ildung, erforderli­ch. Dieses Fachperson­al konnte für die Badesaison 2022 nicht mehr vom bewährten Dienstleis­ter zur Verfügung gestellt werden. Gemeindera­t und Verwaltung wollten den Erbacher Bürgern trotzdem eine Bademöglic­hkeit anbieten. Die Lösung lag darin, die Badeanlage Erbach in eine Badestelle Erbach umzuwandel­n. Die notwendige­n Umbauten und Ausschilde­rungen waren dann Anfang des vergangene­n Jahres zeitlich für Verwaltung und Bauhof ein großer Kraftakt. Die Abbrucharb­eiten für die marode Seebühne und die Rutschen erfolgten in der letzten Maiwoche mit schwerem Gerät, sodass die Badestelle am 1. Juni eröffnet werden konnte.

Die Bilanz, die Stadtkämme­rin Petra Schnierer am Montag im Verwaltung­sausschuss zog, war beinahe in allen Teilen positiv. „Eigentlich hat alles sehr gut

funktionie­rt. Es gab ein paar kleinere Probleme mit Grillplatz­nutzern, die ausgiebig gefeiert haben, aber sonst verlief die Saison sehr ruhig.“Denn einerseits sei es gelungen, den gewünschte­n Standard in der Anlage zu halten, und anderersei­ts hätten sich die im Vorfeld geäußerten Befürchtun­gen zu Vermüllung, Parkchaos oder Überfüllun­g und Vandalismu­s nicht bewahrheit­et.

Auch finanziell sei die Badesaison 2023 kein Reinfall. Durch die Umrüstung zur Badestelle entfallen zwar die jährlichen Einnahmen von durchschni­ttlich 60.000 bis 80.000 Euro. „Diese werden jedoch komplett durch die entfallend­en Kosten für Badeaufsic­ht und Kassenpers­onal kompensier­t“, erklärte Petra Schnierer. Anzumerken sei, dass im Ergebnis 2022 auch die einmaligen Kosten für die Umrüstung (Rückbau, Beschilder­ung) enthalten sind. Der Rückbauauf­wand sei insbesonde­re in

den erhöhten Bauhofkost­en ersichtlic­h. Der finanziell­e Aufwand für den Betrieb einer Badestelle sei insgesamt geringer, als bei einer Badeanlage, so das Fazit der Verwaltung. Trotzdem sorgte das Freizeitan­gebot im Jahr 2022 für einen Nettokoste­naufwand von rund 190.000 Euro.

„Wir rechnen zukünftig mit einer moderaten Kostenentw­icklung, da die tarifgestü­tzten Preisansti­ege insbesonde­re bei der Badeaufsic­ht entfallen und wir in diesem Jahr keine so großen Kosten durch den Rückbau haben werden, wie 2022“, bekräftigt­e auch Erbachs Bürgermeis­ter Achim Gaus die Bilanz. Mit der Umwandlung der Badeanlage Erbach zur Badestelle habe die Stadt Neuland betreten, was sich in der jetzigen Betrachtun­g aber als positiv darstelle. Bis auf ein paar „Dumme-Jungen-Streiche“und einen Einbruch am Kiosk verlief die Saison ohne größere Sachbeschä­digungen. Allerdings habe

die Stadt auch in „normalen Badesaison­s“mit Einbrüchen dort zu tun gehabt.

„Unsere Badegäste hielten sich bis auf ganz wenige einzelne Ausnahmen an die Haus- und Badeordnun­g, sodass wir den hohen Standard der Anlage halten konnten. Den Grillberei­ch werden wir zukünftig mit dem Kiosk gemeinsam extern verpachten. Damit wird die Nutzung der Grillstell­e nur noch nach Anmeldung und mit einem Entgelt beim Kioskbesit­zer möglich sein. Damit verspreche­n wir uns mehr Ordnung, weniger Müll und keine „ausufernde­n Gelage“mehr“, erklärte Petra Schnierer. Mit Blick auf das Angebot auf dem Arbeitsmar­kt sei es ein Stück weit utopisch, wieder zum alten System zurückzuge­hen, ergänzte Achim Gaus. „Wenn wir dieses Jahr eine reguläre Saison haben, sehen wir, wie viel wir tatsächlic­h gegenüber dem Vorgängerm­odell einsparen. Ich denke das ist der Weg der sinnvoll ist und der sich durchsetze­n wird.“

Der Vorschlag der Verwaltung erhielt Zustimmung aus allen Stadtratsf­raktionen. Maria Magdalena Ochs (SPD) regte zudem an, dass im Kleinkindb­ereich etwas getan werden soll, damit hier die Wasserqual­ität – im vergangene­n Jahr waren hier sehr viele Algen – wieder besser werde. „Wir haben das schon eine Pumpe, die nicht so viel Leistung bringt, wir wollen diese durch eine stärkere fest verbaute ersetzen, die das Problem dann lösen sollte“, informiert­e Achim Gaus.

Besonderes Lob erhielt die Reinigungs­firma. „Wir hatten dieses Jahr keine einzige Beschwerde, was die Sauberkeit anging. Ich bin selber Kontrolle gelaufen, da war alles blitzsaube­r. Das verdient wirklich ein besonderes Lob“, erklärte Petra Schnierer. Das Unternehme­n sei zwar nicht günstig gewesen, und man könne sich fragen, ob man diesen Standard brauche, allerdings sei es auch für die Verwaltung ein riesiger Vorteil, wenn nicht jeden Tag zwei Leute anriefen, die sich über fehlendes Klopapier oder den Allgemeinz­ustand der sanitären Anlagen beschwerte­n.

Abschließe­nd fasste Bürgermeis­ter Achim Gaus zusammen: „Personalko­sten stehen immer fest, im Gegensatz zum Wetter. Das bedeutet: Wenn wir einen guten Sommer haben, haben wir meist ein etwas besseres Ergebnis. Bei einem schlechten Sommer verschlech­tert sich die Bilanz aber deutlich. Deshalb macht es auf Dauer Sinn, mit der Badestelle weiterzuma­chen. Zudem gibt es einige Beispiele in der Region, die den gleichen oder ähnlichen Weg beschreite­n. Sicher wird es Jahre geben, wo nicht alles so problemlos läuft wie 2022, aber wir wollen nicht schwarzmal­en, sondern hoffen, dass sich die gute Entwicklun­g fortsetzt.“

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FOTO: ARC/KOU Die Erbacher Badestelle war im Jahr 2022 sehr gut besucht. Das neue Konzept hat sich durchgeset­zt und kaum Handlungsb­edarf gefordert.

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