Warnstreik legt Ulmer Kitas lahm
Erzieher fordern mehr Anerkennung 350 Menschen ziehen durch die Stadt
- „Kinder brauchen Knete, wir auch!“In Ulm gingen am Mittwoch rund 350 Beschäftigte von städtischen Kindertagesstätten auf die Straße. Auf Bannern und Plakaten war ihr Frust über fehlende Anerkennung in ihrem Beruf zu lesen. Die Kitas blieben am Frauentag geschlossen.
10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat: So lautet die Forderung der Frauen und Männer, die sich an der bundesweiten Protestaktion beteiligten. Die Warnstreiks seien laut der Gewerkschaft Verdi eine Reaktion „auf das völlig unzureichende Angebot der Arbeitgeber“aus den laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
„Das Arbeitgeberangebot macht die überwiegend weiblichen Betroffenen wütend“, sagte Ulms Verdi-Geschäftsführerin Maria Winkler am Rande des Demonstrationszuges, der vom Weinhof aus durch die Innenstadt führte. Deshalb sei der Frauentag von der Gewerkschaft bewusst gewählt worden, um sich gemeinsam mit den Betroffenen für besseren Lohn einzusetzen.
Bestreikt wurden alle 33 Kindertagesstätten der Stadt Ulm, betroffen waren rund 1.700 Kinder. An dem ganztägigen Warnstreik beteiligten sich nahezu alle 360 städtischen Erzieherinnen und Erzieher. Auch Beschäftigte der Behinderteneinrichtungen des Tannenhofs und der Lebenshilfe Donau-Iller hatten sich an dem Zug durch Ulm beteiligt und dafür stundenweise die Arbeit eingestellt. „Wir hatten in früheren Jahren immer wieder Probleme, die Menschen zu überzeugen“, so Winkler. „Aber dieses Jahr merken alle, dass es ums Ganze geht.“
Im Bezirk Ulm-Oberschwaben sind laut Verdi rund 25.000 Tarifbeschäftigte von den Verhandlungen betroffen. Dazu zählt auch Michaela Bunz-Löbowitz, Erzieherin an der Ulmer Tageseinrichtung in der Schaffnerstraße. Die 51-Jährige ging am Mittwoch nicht zum ersten Mal auf die Straße: „Mit dem Ergebnis aus den bisherigen Verhandlungen sind wir bei uns in der Abteilung nicht so richtig zufrieden. Deshalb stehen ich heute erneut für unsere Belange ein.“
Ähnlich sieht es Christina Koletzki, seit 16 Jahren Gruppenleiterin am Tannenhof in Ulm-Wiblingen: „Ich halte es für super wichtig, sich für eine gerechte und wertschätzende Bezahlung in unserem Beruf einzusetzen. Deshalb bin ich heute hier.“
Bei den Eltern der Kinder, die am Mittwoch nicht wie gewohnt in die Kita gehen konnten, stieß der Protest laut Verdi-Geschäftsführerin Maria Winkler zum großen Teil auf Verständnis. „Die Allermeisten haben es mit Gelassenheit getragen, verstehen das Personal und unterstützen die Forderung nach einer Lohnerhöhung.“
Am 27. März beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde. Bis dahin will die Gewerkschaft auch im Bezirk Ulm-Oberschwaben noch mehr Menschen auf die Straße bringen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.