Neuendorfs schweres Premierenjahr
(SID) - Bernd Neuendorf (Foto:dpa) versprühte schon ein wenig die Nervosität, als er Rechenschaft ablegte. WM-Debakel, Binden-Debatte, Finanzkrise, Equal Pay: Beim Rückblick auf sein schwieriges erstes Amtsjahr der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) fast kein brisantes Thema aus. „Wir müssen die Spur halten mit unseren Grundsätzen – davon lasse ich mich nicht abbringen“, fasste Neuendorf die ersten zwölf Monate an der Spitze des krisengeplagten Verbandes zusammen: „Bei allen Ruckeligkeiten sind wir insgesamt der Auffassung, dass wir das, was wir angekündigt haben, konsequent verfolgen. Wir haben schon einiges erreicht.“
Auch wenn sich über diese Einschätzung angesichts der zahlreichen Diskussionen der vergangenen Monate in vielen Bereichen streiten lässt, steht mittlerweile vor allem die Frage im Raum, was der DFB zukünftig überhaupt noch erreichen kann. Schließlich legte Schatzmeister Stephan Grunwald offen, dass die Finanzlage äußerst angespannt ist. Der Verband, den zahlreiche Altlasten plagen, plant für dieses Jahr mit einem Minus von 19,5 Millionen Euro. Schuld daran ist vor allem das schwache Abschneiden der Nationalelf bei den vergangenen Turnieren. „Der DFB ist wirtschaftlich abhängig davon, wie die Nationalmannschaft performt. Ist sie erfolglos, geht es dem DFB auch wirtschaftlich nicht gut“, sagte Grunwald – und wählte drastische Worte: „Es kann in den nächsten zehn Jahren nicht mehr so weitergehen, weil es dann den Verband nicht mehr gibt.“
Entsprechend eng ist auch der Handlungsspielraum Neuendorfs, der am 11. März 2022 nach zahlreichen Affären und Skandalen beim DFB als Nachfolger einer Reihe von zurückgetretenen Präsidenten ins Amt gekommen war. Der 61-Jährige machte keinen Hehl daraus, dass er vor „großen Herausforderungen“stand – und auch zukünftig noch stehen wird.