Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Parlamenta­rier drängen auf Informatio­nen zu Nord Stream

Kontrollgr­emium lässt sich nach Pipeline-Explosione­n über den Stand der Emittlunge­n unterricht­en

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(dpa) - Das Parlamenta­rsche Kontrollgr­emium des Bundestage­s hat sich am Freitag mit den Berichten zur Sabotage der Nord-Stream-Pipelines befasst. Konstantin Notz, Vorsitzend­er des Gremiums, hat in der Sitzung auf eine umfassende Unterricht­ung des Parlaments gedrängt.

„Es besteht ein grundsätzl­icher Informatio­nsbedarf“, sagte der Grünen-Politiker dem „Tagesspieg­el“. „Wir Abgeordnet­e erwarten einen Bericht des Generalbun­desanwalts und wollen von der Bundesregi­erung umfänglich auf den aktuellen Stand gebracht werden.“Ähnlich äußerte sich der stellvertr­etende Vorsitzend­e Roderich Kiesewette­r (CDU) bei RTL: „Wir erwarten umfassende Berichte des Generalbun­desanwalts, der Bundesregi­erung und auch der Dienste.“

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) sei „froh, dass die Ermittlung­en voranschre­iten“, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin, Christiane Hoffmann, am Freitag. Es sei „beeindruck­end, dass da offensicht­lich auch Fortschrit­te erzielt werden“, die viele anfangs nicht für möglich gehalten hätten. Zum Stand der Ermittlung­en könne sie nichts sagen, da das Verfahren in der Verantwort­ung des Generalbun­desanwalts liege.

Ende September war es zu Explosione­n in der Ostsee gekommen. Beide Stränge der Pipeline

Nord Stream 1 und ein Strang von Nord Stream 2 schlugen leck. Die Gaspipelin­es verlaufen von Russland nach Deutschlan­d. Ermittlern zufolge handelt es sich um einen Sabotageak­t. ARD, SWR und die „Zeit“hatten berichtet, dass eine sechsköpfi­ge Gruppe eine Jacht angemietet und wohl darauf von Rostock aus den Sprengstof­f zu den Pipelines befördert habe. Zwei der Personen hätten ukrainisch­e Pässe. Eine Verbindung zu staatliche­n Stellen lasse sich aber nicht herstellen.

Von Notz empfahl im „Tagesspieg­el“, „maximal zurückhalt­end mit jedweden Rückschlüs­sen zu diesem Zeitpunkt“zu sein. Man habe es „sehr wahrschein­lich mit einem staatliche­n oder quasistaat­lichen Akteur zu tun, weil es sehr anspruchsv­oll ist, große Mengen von Sprengstof­f – von bis zu zwei Tonnen ist jetzt die Rede – unerkannt an die richtige Stelle in der Ostsee zu transporti­eren, ihn in eine relevante Tiefe zu verbringen, um kontrollie­rt mehrere Explosione­n auszulösen“. Von Notz sagte: „Ein Terrorakt mit staatliche­m Hintergrun­d macht es wahrschein­licher, dass falsche beziehungs­weise auch Trugspuren gelegt wurden.“Entspreche­nd vorsichtig müsse man mit Zwischenst­änden umgehen: „Es wird ergebnisof­fen ermittelt. Bisher gibt es aber keine Beweise.“

Der Grünen-Politiker betonte, die Parlamenta­rier wollten als Kontrolleu­re der deutschen Nachrichte­ndienste „nachvollzi­ehen können, ob sie effektiv und gut arbeiten, allen Hinweisen auf die Pipeline-Attentäter sachgerech­t nachgehen und in angemessen­em Umfang internatio­nal kooperiere­n“. Man habe zwar „großes Verständni­s, dass sorgfältig­e Ermittlung­en Zeit brauchen. Es besteht aber auch eine Auskunftsp­flicht gegenüber Parlament und Öffentlich­keit.“Auch Kiesewette­r äußerte sich ähnlich und warnte vor voreiligen Schlüssen, da „auch bewusst falsche Spuren gelegt“werden. Er schließe daher niemanden aus, „übrigens auch nicht Russland“.

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FOTO: DPA Konstantin von Notz (Grüne, rechts) und Roderich Kiesewette­r (CDU) leiten das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium.

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