Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wirtschaft­sverbände fordern neue Strategie für globalen Erfolg

Die Problemlis­te der deutschen Unternehme­n wird immer länger – Sie drängen auf eine Strategie für die Zukunft

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(dpa) - Die Lage von Industrie, Handwerk und Wirtschaft ist wegen unnötiger Bürokratie, hohen Steuern und teurer Energie nach Ansicht der großen deutschen Wirtschaft­sverbände überaus kritisch. Derzeit müsse mit einer Vielzahl von Handicaps hantiert werden, sagte der Präsident des Bundesverb­andes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, am Freitag vor dem traditione­llen Spitzenges­präch der vier großen deutschen Wirtschaft­sverbände mit Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) auf der Münchner Handwerksm­esse. Deutschlan­d brauche trotz der aktuellen Krisen wieder eine langfristi­gere Strategie, um weltweit erfolgreic­h zu bleiben.

„Die Energiekos­ten sind immer noch hoch. Wir haben aber auch mit einer Regelungsw­ut zu kämpfen, die dafür sorgt, dass wir oft mehr Papier beschreibe­n, als dass wir wirklich nach vorne kommen“, betonte Russwurm. Zugleich habe Deutschlan­d im weltweiten Vergleich die höchsten

Steuern, was der globalen Wettbewerb­sfähigkeit der Industrie „ganz schön zu schaffen“mache. Auch die hohe Inf lation tue „weh“.

Mit Blick auf die Krisenpoli­tik der Bundesregi­erung erklärte Russwurm, es sei „uns gemeinsam

ganz gut gelungen und zwar sowohl in der Pandemie als auch kurzfristi­g in den Konsequenz­en des Kriegs der Russen in der Ukraine“. Es brauche jedoch eine „Strategie der langen Linien“und hier habe Deutschlan­d „noch erhebliche­n Nachholbed­arf“.

Der Präsident der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände, Rainer Dulger, bezeichnet­e die wirtschaft­liche Lage in Deutschlan­d ebenfalls als „schwierig“. Wie Russwurm forderte er eine schnelle Entbürokra­tisierung und niedrigere Energiepre­ise. Zudem wäre jede Erhöhung von Sozialabga­ben ein „falsches Signal“.

DIHK-Präsident Peter Adrian erklärte: „Wir haben diese Energiekri­se ohne Gasmangell­age überwinden können, das hat uns vor einem großen Absturz bewahrt.“Die Krisenpoli­tik der Bundesregi­erung habe funktionie­rt, es müsse aber weiter alles getan werden, um die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern.

Der Zentralver­band des Deutschen Handwerks (ZDH) beklagte die bestehende­n Dokumentat­ionspflich­ten und andere Vorschrift­en. Diese würden die Arbeit des Handwerks behindern und verteuern, sagte Handwerksp­räsident Jörg Dittrich. „Wir würgen uns mit der Bürokratie so ab, dass wir die Umsetzung der politische­n Ziele, die wir angehen, nicht mehr gewährleis­ten können.“

Das traditione­lle Spitzenges­präch des Kanzlers mit den vier Spitzenver­bänden der deutschen Wirtschaft findet alljährlic­h auf der Münchner Handwerksm­esse statt. Passend zu den Forderunge­n präsentier­ten die Wirtschaft­sverbände Scholz eine gemeinsame Erklärung. „Der Verlust industriel­ler Wertschöpf­ung ist keine theoretisc­he Gefahr mehr. Er findet bereits statt“, heißt es in der zweiseitig­en Erklärung.

Unter anderem müsse die Steuerbela­stung der Kapitalges­ellschafte­n von rund 30 Prozent auf ein internatio­nal wettbewerb­sfähiges Niveau von 25 Prozent reduziert werden. Genehmigun­gsverfahre­n müssten beschleuni­gt werden. Ferner brauche es f lexiblere Arbeitszei­tmodelle und schnellere Verfahren bei der Zuwanderun­g von Arbeitskrä­ften.

 ?? FOTO: SVEN HOPPE ?? Im Bild von links: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), und Jörg Dittrich, Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks (ZDH), treffen sich zum Spitzenges­präch der Deutschen Wirtschaft.
FOTO: SVEN HOPPE Im Bild von links: Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), und Jörg Dittrich, Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks (ZDH), treffen sich zum Spitzenges­präch der Deutschen Wirtschaft.

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