Rettungsaktion im Roten Meer
UNO will maroden Öltanker vor dem Jemen leer pumpen und so drohende Ölpest verhindern
- Der Supertanker „FSO Safer“ankert seit Jahren als schwimmender Ölspeicher mit 175 Millionen Liter Öl an Bord vor der Küste des Jemen. Das fast 50 Jahre alte Schiff könnte bald durchrosten – wenn das Öl ausläuft, droht dem Roten Meer eine schlimmere Ölpest als 1989 der Küste von Alaska nach der Havarie der „Exxon Valdez“. Weil sich die Kriegsparteien im Jemen streiten, wem die Ladung der „FSO Safer“gehört, sind bisher alle Bemühungen gescheitert, das Öl zu sichern. Doch jetzt kann die UNO eine Rettungsaktion für das altersschwache Schiff starten. Der Plan lässt auf ein Ende des Krieges hoffen.
Jemens Regierung kämpft seit 2015 mit Militärhilfe Saudi-Arabiens gegen die iranisch unterstützten Huthi-Rebellen, die weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben. Wegen der Gefechte musste die Arbeit im ÖlVerladehafen Ras Isa bei Kriegsausbruch eingestellt werden, die neun Kilometer vor dem Hafen ankernde „FSO Safer“wurde ihrem Schicksal überlassen. Das Öl an Bord des Tankers, das rund 90 Millionen Dollar wert ist, stammt aus der umkämpften jemenitischen Ölregion Marib und wird von beiden Seiten in dem Konf likt beansprucht.
Schon vor zwei Jahren stellten Inspektoren auf der „FSO Safer“fest, dass Seewasser in den Maschinenraum eingedrungen war. Zeitweise drohten die Huthis mit der Zerstörung des Tankers. Das Schiff hat nach UN-Angaben viermal so viel Öl geladen, wie die „Exxon Valdez“an Bord hatte. Wenn nicht sofort gehandelt werde, drohe eine Katastrophe für die Umwelt und
die Menschen im Jemen, die bereits seit Jahren unter dem Krieg zu leiden hätten, erklärte die UNO.
Trotz der Gefahr dauerte es Jahre, bis die Konfliktparteien einem Rettungsplan für das Schiff zustimmten. Die UN-Entwicklungsorganisation UNDP teilte nun mit, sie habe ein Schiff der Gesellschaft Euronav gekauft, das die Ladung der „FSO Safer“im Mai übernehmen soll. Danach wird die „FSO Safer“abgewrackt. Was mit dem Öl geschehen soll, ist nach wie vor unklar. Das neue Schiff wird nach dem UN-Plan vorerst ebenfalls als schwimmender Öltank dienen.
Ungeklärt ist auch die Finanzierung der UN-Aktion. Mehrere Staaten, darunter Deutschland und die Schweiz, spendeten Geld für den 129 Millionen Dollar teuren
Notfallplan der UNO, doch erhielt die Weltorganisation erst 75 Millionen Dollar. Dabei ist die Rettung relativ billig: Aufräumarbeiten nach einer Ölpest im Roten Meer würden laut der UNO rund 20 Milliarden Dollar kosten. Zudem könnte eine Ölkatastrophe die Zufahrt zum Suezkanal durch das Rote Meer und damit den Welthandel stören.
Der Kauf des Ersatzschiffs ist nur der Anfang. UNDP-Chef Achim Steiner warnte, es werde nicht einfach, das Öl der „FSO Safer“zu bergen: Experten einer Spezialfirma, die mit der Aktion beauftragt wurde, stünden vor einer „schwierigen und komplexen Operation“, sagte er. UN-Diplomaten feiern den Plan für die „FSO Safer“dennoch als Durchbruch. Von einem „wichtigen
Schritt vorwärts“sprach der UN-Hilfskoordinator für den Jemen, David Gressley. Die Zustimmung der Kriegsparteien zum UNPlan könnte ein Zeichen für mehr Kooperationsbereitschaft auch in anderen Bereichen sein.
Der Konflikt im Jemen ist ein Stellvertreterkrieg zwischen den regionalen Rivalen Saudi-Arabien und Iran, rund 150.000 Menschen starben. Seit einiger Zeit gibt es Hinweise darauf, dass beide Seiten den Konflikt beenden wollen. Die Huthis verhandeln unter Vermittlung des Oman mit Saudi-Arabien über die Verlängerung einer Waffenruhe, die im vorigen Oktober auslief, aber trotzdem weiter eingehalten wird. UN-Vertreter werten die Verhandlungen als „potenziell weitreichenden“Fortschritt.