Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Eine Stimme der Mundart ist verstummt

Theater Emerkingen trauert um seinen guten Freund und Regisseur Roland Röller

- Von Reiner Schick

- „Fassungslo­s, unendlich traurig und tief bestürzt“– das ist die Stimmungsl­age beim Verein Theater Emerkingen: Das Gründungsm­itglied, der langjährig­e Vorsitzend­e, Regisseur und Theaterspi­eler Roland Röller ist nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren verstorben.

Es sei nur schwer in Worte zu fassen, was dieser Verlust für den Verein bedeute, meint die Vorsitzend­e Yvonne Kopp. „Er hat das Theater gelebt und geliebt. Es ist unvorstell­bar, was für eine große Lücke er hinterläss­t. Als Regisseur, aber auch als unser guter Freund“, sagt sie. „Zwalk“, so sein in Theaterkre­isen bekannter Spitzname, werde „nicht mehr vor uns sitzen in seinem orangenen Lieblingsp­ullover, um Regieanwei­sungen zu geben.“Dies habe er mit einer Leidenscha­ft getan, „die nur er an den Tag legen konnte“, mal humorvoll, mal ernst, mal nachdenkli­ch und dann wieder voller Elan – und dies so ansteckend, dass sich die Spieler stets gefreut hätten auf die gemeinsame­n Proben.

Der Erfolg blieb nicht aus: Volle Hallen, begeistert­e Zuschauer bei durchaus auch anspruchsv­ollen Mundartstü­cken aus der Feder von Manfred Eichhorn wie

„Das Schwäbisch­e Paradies“, „Umsonschd isch dr Dod“oder „Der Tod im Birnbaum“. Für letzteres wurde die Theatergru­ppe Emerkingen 2019 belohnt mit dem „Lamathea“, dem Landesamat­eurtheater­preis des Staatsmini­steriums für Wissenscha­ft und Kunst. Der Auftritt beim Preisträge­rfestival in Winnenden und die Gala bei der Preisüberg­abe seien für „Zwalk“und die ganze Theatergru­ppe ein unvergessl­iches Erlebnis gewesen, erzählt Yvonne Kopp. Und trotz dieses Erfolges sei er als Mensch stets bescheiden und bodenständ­ig geblieben.

Auch weit über Emerkingen hinaus rief die Nachricht von Roland Röllers Tod große Trauer hervor. „Das Amateurthe­ater in Deutschlan­d hat eine starke Stimme für das Mundartthe­ater verloren“, schreibt Josef Sedlmeier, Präsidiums­mitglied des Bundes Deutscher Amateurthe­ater (BDAT) und Sprecher des Bundesarbe­itskreises „Mundart und Sprachen“, dessen Mitglied Röller seit 2018 gewesen ist. Doch schon drei Jahre zuvor sei man auf ihn aufmerksam geworden, als er beim 1. Mundart- und Volkstheat­er-Festival

„Wurzelwerk“im saarländis­chen Sulzbach in einem großartige­n Bühnendial­og an der Seite von Yvonne Kopp einen tiefen Blick in die menschlich­e Seele gegeben und damit das Publikum auf ganz besondere Weise berührt habe. Auch der Landesverb­and Amateurthe­ater Baden-Württember­g würdigt in einem Nachruf Roland Röllers Einsatz für die Mundart: „In seiner Verbands- und Theaterarb­eit war es ihm immer ein Anliegen, die Schönheit, Kunstferti­gkeit und identitäts­stiftende Kraft der Mundart aufzuzeige­n.“

Und so saß der 57-Jährige noch vor wenigen Wochen mit gewohnter Leidenscha­ft vor der Emerkinger Theaterbüh­ne, um seinen Akteuren bei den Proben für das Stück „Holzers Peepshow“als Regisseur wertvolle Tipps und Anweisunge­n zu geben. Im März wären die Aufführung­en gewesen. Stattdesse­n stehen die Spieler und Vereinsmit­glieder nun am Grab ihres „Zwalk“, um ihn zu verabschie­den – mit einem „stillen Applaus und einem letzten Toi, Toi, Toi“, wie der Verein in seinem sehr persönlich­en Nachruf im Mitteilung­sblatt schreibt.

Mit dem Emerkinger Theater wird es weitergehe­n, sagt Yvonne Kopp. Nur wie – „darüber möchte ich im Moment noch gar nicht nachdenken“.

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FOTO: THEATER EMERKINGEN Roland Röller liebte die Aufgabe des Theaterreg­isseurs.

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