Nach der Fusion ist für die Volksbank vor der Fusion
Voba Ulm-Biberach will weiterwachsen – Im Raum Biberach schließen Filialen, Investitionen in Ummendorf
- Es war seine letzte Bilanzpressekonferenz und der langjährige Vorstandssprecher der Volksbank Ulm-Biberach, Ralph P. Blankenberg, war ziemlich gut gelaunt am Donnerstag. Ende Juni geht er in Ruhestand und gibt dann das Zepter ab an die jüngere Generation. Stefan Hell (wird Sprecher, 57) und Vize Alexander Schulze (43), beide schon jetzt an Bord, übernehmen ein Haus (und 654 Mitarbeiter), das sich gut aufgestellt sieht für die Zukunft.
Dies liegt aus Sicht der Volksbank nicht zuletzt an der Fusion mit der Raiffeisenbank Biberach. Gerolf Scherer von der Biberacher Raiba, der Teil des neuen Vorstandes wurde, sich wie Blankenberg jedoch alsbald in den Ruhestand verabschiedet, schwärmte. Der komplexe Fusions-Prozess sei „sportlich, schnell und erfolgreich“abgeschlossen worden im vergangenen Jahr, innerhalb von nur neun Monaten.
Aus Blankenbergs Sicht ist die Fusion eine Win-win-win-Situation: für die Bank als solche, für die Mitarbeiter (hätten nun bessere Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten) sowie für die Genossen der Volksbank. Ende 2022 waren es 93.000 (17.000 von der Raiffeisenbank). Und geht es nach Blankenberg, sollen weitere hinzukommen.
Denn der Appetit auf weitere Zusammenschlüsse mit Banken in der Region ist noch nicht gestillt. Fusionsgespräche würden „immer laufen“, sagte Blankenberg
auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Details wollte er keine nennen, doch er sei ziemlich sicher, dass die jüngste Fusion mittelfristig nicht die letzte gewesen sein wird. Auf „Vertraulichkeit“verwies Blankenberg bei der Frage, mit welchen Banken sich die Voba derzeit darüber austausche. Mögliche (kleinere) Partner gibt es zwischen Ulm, Biberach und Ravensburg jedoch noch immer genügend.
Mit Blick auf anstehende oder bereits umgesetzte Schließungen von Filialen, auch angesichts der Fusion, betonte Blankenberg, dass man „pragmatisch“und bedarfsorientiert vorgehe. Beispiel Ochsenhausen. Hier setze man nur noch auf die Volksbank-Filiale, denn es sei nicht „kostenbewusst“, zusätzlich die Filiale der Raiba weiterzubetreiben.
Im Gegenzug würde die Filiale am Biberacher Marktplatz 23 ausgebaut. „Da, wo viel los ist“, so
Blankenberg, würde investiert. „Wir schauen uns jeden Standort an.“
In Untersulmetingen und Schemmerhofen werden die Öffnungszeiten angepasst, das Personal soll beide Standorte komplementär führen. Zusammengeführt würden die Standorte Maselheim und Warthausen und die SB-Stellen in Ringschnait und Hochdorf würden zum 30. Juni geschlossen. Dies jedoch nicht fusionsbedingt, wie Gerolf Scherer sagte.
Dieser Schritt wäre wohl auch ohne das Zusammengehen der Banken erfolgt – sondern aufgrund mangelnder Nachfrage und hoher Kosten. Beispiel: 40.000 Euro fielen allein für einen Geldautomaten an, der zudem nach drei Jahren schon wieder ausgetauscht werden müsse.
Doch auch im Raum Biberach will die Volksbank neue Angebote schaffen und investiert. Aufgebaut
werden sollen bis Sommer zwei neue rein „digitale Geschäftsstellen“: in Ulm und in Ummendorf. Bis zu 20 Mitarbeiter sollen von dort aus alle Kunden, die Interesse haben, umfänglich über digitale Kanäle beraten (Videochat, soziale Medien). Der Clou: zeit- und ortsunabhängig, und das auch zu komplexen finanziellen Themen.
Und trotz der komplexen Krisen-Lage derzeit (Krieg, Inf lation, Energiekosten): Die Volksbank Ulm-Biberach ist sehr zufrieden damit, wie die Geschäfte laufen. Stefan Hell präsentierte allenthalben „Rekordzahlen“(auch unabhängig der Fusion). Das Kundenkreditvolumen kletterte um 250 Millionen Euro auf 3,2 Milliarden Euro und erstmals lag das betreute Kundenvolumen (inklusive Guthaben bei Union Investment, R+V, Schwäbisch Hall) über der Marke von zehn Milliarden (10,1 Mrd.). Das Betriebsergebnis in 2022: 34,1 Millionen Euro (+ 6,6 Prozent), die Bilanzsumme: 4,5 Milliarden.
Die Volksbank sieht sich „weiterhin auf Erfolgskurs“. Auch, weil sie konsequent auf Nachhaltigkeit setzt und in diesem Jahr erstmals eine positive CO2-Bilanz aufweisen möchte. Weil sie ihren Mitarbeitern (zwei Drittel weiblich) flexible Arbeitsmodelle anbietet, und weil sie junge Geschäftsfelder ausbaut. So wird der eigene Immobilienbestand erweitert: Zu den schon jetzt 300 Einheiten sollen noch einmal 160 dazukommen, die vermietet, aber auch – und das ist neu – verkauft werden.