Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Klimawande­l beschäftig­te schon Vorfahren

Im Urgeschich­tlichen Museum in Blaubeuren gibt es eine neue Ausstellun­g

- Von Theresa Schiffl

- Der Klimawande­l ist für den Mensch kein ganz neues Thema: Schon unsere Vorfahren, die Neandertal­er und der moderne Mensch, mussten sich diesen Herausford­erungen, auch wenn sich diese natürliche veränderte­n, stellen. Das wird auch in der neuen Ausstellun­g im Urgeschich­tlichen Museum (Urmu) in Blaubeuren deutlich.

Im ersten neu gestalten Raum des Urmu finden sich zwei Bildnisse unserer Vorfahren über einer Gewitterwo­lke: Auf diesen stehen Stichwörte­r wie „nasser“, „wird heißer“oder auch „kälter“. So wird vermittelt, dass auch unsere Vorfahren bereits mit, teils dramatisch­en, Klimaverän­derungen während der bislang letzten Eiszeit zu kämpfen hatten. „Durch die Gewitterwo­lke des Klimas, wird auch das aktuelle Thema aufgegriff­en und vermittelt. Außerdem wird in diesem Raum deutlich, wie flexibel der Mensch ist. Durch diesen Aspekt, sollen unsere Besucher auch etwas zum Nachdenken angeregt werden: Was für Strategien müssen wir nun ergreifen? Welche Lösungen gibt es für unsere aktuelle Situation?“, erklärt Stefanie Kölbl, geschäftsf­ührende Direktorin des Urmu.

Der Raum zeigt, wie sich die Überlebens­strategien in verschiede­nen Klimaphase­n und Lebensräum­en im Blaubeurer Ur-Donautal, in der Talaue, in den Felshängen und auf der Mammutstep­pe auf der Albhochf läche veränderte­n und die Menschen ihr Leben meisterten. Die Ausstellun­g vermittelt auch, wie flexibel der Mensch schon früher agierte. So erklärt Kölbl, dass auf den Steppen

der Albhochf läche andere Waffen wie die Speerschle­uder und im Wald eher Bögen verwendet wurden. „Der Mensch ging einige Umwege, um effiziente­r zu sein“, sagt Kölbl.

Im zweiten überarbeit­eten Raum, bekommen Besucher dann einen Einblick zu den verschiede­nen Herstellun­gsweisen von Waffen, Werkzeugen und anderen Gerätschaf­ten. Anhand einiger Waffen wird hier sehr deutlich, dass bereits unserer Vorfahren verschiede­ne Werkzeuge mit organische­m Material herstellte­n und diese auch zusammenfü­gten:

An einem Speer ist beispielsw­eise deutlich zu erkennen, dass die Klinge zunächst mit einer Schnur befestigt und zusätzlich mit Harz fest verbunden wurde. „Die organische­n Materialie­n waren sehr wichtig, um diese auch miteinande­r zu verbinden“, sagt Kölbl.

Hier findet sich auch eine Taststatio­n mit Werkzeugen und Fellen, sowie ein Familiense­t mit allem, was zur Herstellun­g eines eigenen Lederbeute­ls nötig ist. Das ermöglicht einen unmittelba­ren Kontakt mit steinzeitl­ichen Techniken. Auch das Thema Feuer, Kochen und Wohnen wird in diesem Raum den Besuchern näher gebracht. Zu den Werkzeugen, die ebenfalls in der Ausstellun­g zu sehen sind, gehören beispielsw­eise

eine Hacke aus einem Geweihstüc­k, die im Schelkling­er Hohle Fels gefunden wurde und 30.000 Jahre alt ist. Erste Seile wurden womöglich mit einem Lochstab aus Mammutelfe­nbein, der ebenfalls im Hohle Fels entdeckt wurde, hergestell­t. Auch dieses Ausstellun­gsstück ist 40.000 Jahre alt und zeigt, wie erfinderis­ch die Menschen schon zu dieser Zeit waren.

Die geschäftsf­ührende Direktorin erklärt, dass es gar nicht immer so einfach sei, die Werkzeuge den Menschen näher zu erklären, auch wenn diese die Basis der Vermittlun­gsarbeit des Museums seien. Damit das gelingt, werden viele der Werkzeuge nicht in Vitrinen präsentier­t sondern sind mit verschiede­nen Erklärunge­n und Stichworte­n direkt im Raum integriert.

Generell habe man die Erklärtafe­ln auch etwas entschlack­t, damit sich die Besucher besser auf die Ausstellun­gsstücke konzentrie­ren können. „So sind die Grundkennt­nisse zur Altsteinze­it schneller zu erfassen. Mit der modernen Gestaltung, neuen Bodenbeläg­en sowie den großformat­ig abgehängte­n Fensterfro­nten haben wir versucht, diesen Effekt zu verstärken und wollen so für ein stimmungsv­olleres Raumgefühl sorgen“, sagt Kölbl.

Die Stiftung „Urgeschich­tliches Museum & Galerie 40.000 Jahre Kunst“investiert­e für die Modernisie­rung und Neugestalt­ung der Ausstellun­g 400.000 Euro. Fördergeld­er gab es von der Gesellscha­ft für Urgeschich­te, der Ute- und Emil-Pfetsch-Stiftung, der Uzin Utz AG sowie dem Lions Club Blaubeuren-Laichingen.

Desweitere­n erhielt das Urmu für das Gesamtproj­ekt eine bedeutende Förderung aus dem Investitio­nsprogramm Nationaler Kulturgüte­r des Bundes und durch den Innovation­sfonds Kunst des Landes Baden-Württember­g.

„Der Mensch ging einige Umwege, um effiziente­r zu sein“, sagt die geschäftsf­ührende Direktorin des Urmu, Stefanie Kölbl

 ?? ?? Wie die verschiede­nen Werkzeuge hergestell­t werden, ist ebenfall ein Teil der Ausstellun­g.
Wie die verschiede­nen Werkzeuge hergestell­t werden, ist ebenfall ein Teil der Ausstellun­g.
 ?? FOTOS: THERESA SCHIFFL ?? Jeany Weiheit knüpft hier ein Fischernet­z für die Ausstellun­g, die am Sonntag eröffnet wird.
FOTOS: THERESA SCHIFFL Jeany Weiheit knüpft hier ein Fischernet­z für die Ausstellun­g, die am Sonntag eröffnet wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany