Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wo der Hirsch aus der Lasagne röhrt

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Nein, es ist weiß Gott kein kleiner Anspruch, den sich die Leute vom Hofgut Ratzenberg bei Lindenberg auf die Fahnen geschriebe­n haben: „Aus vielen kleinen Wünschen, Werten und Visionen ist ein einmaliges Konzept entstanden. Unsere Philosophi­e der Nachhaltig­keit – vereint mit der Liebe zu Geschmack und Qualität aus artgerecht­er Haltung – findet sich auf dem gesamten Hofgut wieder.“Tatsächlic­h gehen auf dem großen Anwesen, zu dem noch weitere Teile in der Umgebung gehören, Landwirtsc­haft, Hofladen, Metzgerei und Wirtshaus mit üppigem Biergarten Hand in Hand. Davon abgesehen führen Wanderwege am Hofgut vorbei, das erst vor wenigen Jahren komplett neu gebaut worden ist, mit viel heimischem Holz.

Moderne Rustikalit­ät herrscht auch in der Wirtsstube. Von den Decken hängen Metalllamp­en mit industriel­lem Charme. Der Rest ist Holz und Polstermob­iliar. Ein weißer Kachelofen sorgt im Winter für Behaglichk­eit. Und wie gelingt es der Küche, dieses angenehme Heimatgefü­hl, diesen sympathisc­hen Schuss Allgäu auf den Teller zu bringen? Zunächst sind es die freundscha­ftlich auftretend­en Damen im Service, die das schöne Gefühl des Willkommen­seins verbreiten. Flugs sind die Speisekart­en am Tisch. Alles, was die Küche zu bieten hat, ist biozertifi­ziert. Die Karte versammelt Allgäuer Schmankerl, Burger öffnen die Tür zur Moderne, im Steinofen gebackene Dinnete wecken außerdem Appetit. Und die Tageskarte verspricht Traditione­lles mit Pfiff. Zum Beispiel die Hirsch-Lasagne, die am italienisc­hen Original angelehnt ist. Die Fleischsoß­e zwischen den Nudelschic­hten verströmt den waldeslust­igen Geschmack von Wild und Wacholder, der auch als Essenz in der separaten Soße auf dem Teller steckt. Serviert mit Blaukraut und Preiselbee­ren gelingt die Interpreta­tion des mediterran­en Klassikers stimmig und schmackhaf­t.

Zuvor haben bereits die Leberspätz­le in einer kernigen Rinderbrüh­e pures Suppenglüc­k verbreitet. Blitzsaube­r auch der Beilagensa­lat mit seinen knackigen Komponente­n und frischen Gemüsevari­ationen. Ein bisschen speziell, aber von sehr besonderer Farbe, leuchten die hausgemach­ten Rote-Beete-Bandnudeln im Teller. Angereiche­rt mit geröstetem Gemüse und Petersilie­n-Pesto. Dieser kreative Ausf lug ins Vegetarisc­he zeigt, dass die Küche mehr kann als Maultasche­n und Zwiebelros­tbraten.

Einen kleinen Dämpfer bekommt der Speisereig­en allerdings mit dem sogenannte­n Ratzen-Burger vom Weideochse­n aus eigener Landwirtsc­haft. Der hat auf dem Grill sämtlichen Saft gelassen, sodass er sehr trocken zwischen Brot und aromatisch­er Soße liegt. Schade, denn in diesem übergarten Zustand bleibt von der Qualität durch die artgerecht­e Weidehaltu­ng nicht viel übrig. Schöner Trost zum Abschluss: ein Mordstrumm Apfelstrud­el – saftig, nussig und mit angenehmer Süße. Viel mehr kann man aus Nachtisch nicht machen.

Hofgut Ratzenberg

Sedanstr. 55

88161 Lindenberg

Tel. 08331-9123530 www.ratzenberg.de

Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag, 11.30 bis 21 Uhr. Hauptgeric­hte 12,20 - 35 Euro.

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FOTO: NYF Herzhaft und vegetarisc­h: Hausgemach­te Rote-Beete-Bandnudeln mit geröstetem Gemüse und Petersilie­n-Pesto.
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Von Erich Nyffenegge­r

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