Das hat sich beim ÖPNV getan
Landrat und Fachdienst Mobilität und Verkehr ziehen erste Bilanz seit der Bahnhofseröffnung
- Mit der Eröffnung des Bahnhofs Merklingen-Schwäbische Alb sollte auch der Busverkehr auf die neue Bahnstrecke angepasst werden. Es ergibt ja keinen Sinn, einen Bahnhof auf die Alb zu bauen, wenn der vom übrigen ÖPNV abgeschnitten ist. Allerdings knirschte es in den Anfangstagen teils gewaltig bei den Busverbindungen. Es wurde mehrmals nachgebessert. Kathrin Schmidtke, Leiterin des Fachdienstes Verkehr und Mobilität im Landratsamt des Alb-Donau-Kreises, und Landrat Heiner Scheffold erklären, was gemacht wurde und wo noch nachgebessert werden muss.
Kathrin Schmidtke erklärt dem Verwaltungsausschuss des Kreistages, der Bahnhof Merklingen sei eine Mobilitätsdrehscheibe. Der Busverkehr war im Vorfeld darauf abgestimmt worden, ist aber an sich sehr komplex: Neue Buslinien wurden geschaffen und allein 25 neue Haltestellen eingerichtet, nicht nur im Alb-Donau-Kreis (ADK) sondern auch in angrenzenden Kreisen. Es gibt nun Direktanbindungen des Bahnhofs Merklingen aus Laichingen, Heroldstatt, Berghülen, Blaubeuren, Nellingen, Scharenstetten, Münsingen und Geislingen. Auch fahren Busse aus dem Oberen Filstal, also aus Wiesensteig und Gosbach, sowie aus Hohenstadt und Drakenstein den Bahnhof an. Zudem sind die beiden Regiobuslinien Blaubeuren – Laichingen und Laichingen – Westerheim – Römerstein – Bad Urach auf die Bahnanschlüsse in Blaubeuren und Bad Urach sowie in Laichingen auf den Zubringerbus 335 zum Bahnhof Merklingen abgestimmt worden. Allein im ADK sei das ÖPNV-Angebot um 77 Prozent gesteigert worden, sagt Schmidtke.
Aber das lief nicht ohne Reibung: Innerhalb eines Monats seit Bahnhoferöffnung gingen beim Fachdienst 154 Hinweise – oder
besser gesagt Beschwerden – bezüglich der Busse ein. 74 betrafen Änderungsbedarf im Fahrplanangebot, 80 Beschwerden gingen ein über die Qualität der Betriebsdurchführung auf Straße oder Schiene. Schmidtke erklärt, das sei es auch um wetter- oder krankheitsbedingte Ausfälle von Bussen und Bahnen gegangen.
Es habe sich aber auch herausgestellt, dass manche Busverbindung in der Realität nicht in der geplanten Zeit zu bewältigen ist, sagt die Amtsleiterin. Auch gab es mancherorts zu knappe Umsteigezeiten. Und in manchen Fällen haperte es schlicht an der Ausbildung der Busfahrer, wie Landrat Scheffold erklärt. „Im Gespräch mit den Busunternehmen kam das Thema Fachkräftemangel zur Sprache. Weil der deutsche Markt leer ist, versuchen die Unternehmen, Mitarbeiter im Ausland zu gewinnen. Das führt zu mehr Aufwand und Unsicherheit bei den Unternehmen, zum Beispiel durch die Sprachbarriere“, erklärt er.
Auch die technischen Hilfen für die Busfahrer seien noch längst nicht überall installiert.
Teilweise hätten diese Geräte Lieferzeiten von bis zu einem Jahr. Grundsätzlich: „Solange eine Buslinie, reibungslos läuft, ist es okay. Aber sobald Probleme auftauchen, wird es schwierig.“Sei Fazit mit Blick auf die Busunternehmen: „Die Einweisung der Fahrer hätte besser funktionieren können.“
Immerhin, sagt Fachdienstleiterin Schmidtke, sei die Zahl der Beschwerden gegen den Fahrplan seit seiner Anpassung am 16. Januar drastisch gesunken auf nur noch zehn Stück bis zum 24. Februar. In selben Zeitraum gingen aber nun 113 Beschwerden über die Qualität der Beförderung ein.
Nun wurde der Fahrplan zum 26. Februar erneut angepasst und es laufen auch ständige Gespräche mit den Verkehrsunternehmen. Die schulen ihre Mitarbeiter nach, damit die nicht mehr an Haltestellen vorbeifahren und künftig auch in der Lage sind, Fahrkarten im Bus zu verkaufen. Landrat Scheffold sagt: „Entscheidend ist, dass die Bürgerinnen und Bürger die neuen Angebote nutzen. Erfahrungsgemäß
braucht man für sowas einen gewissen Atem.“
Der Laichinger Bürgermeister Klaus Kaufmann merkt an: „In Kommunikation und Marketing ist von Seiten der Donau-IllerNahverkehrsgesellschaft (DING) noch viel Luft nach oben. Deswegen sollten wird sie auch mit dem entsprechenden Geld ausstatten.“
Kreistagsmitglied Robert Jungwirth sagt: „Der beste Bus hilft nichts, wenn die Bahn unpünktlich ist. Einigen Busfahrern war gar nicht bewusst, dass sie auf die Bahn warten sollen.“Florian Weixler vom Fachdienst Verkehr und Mobilität erklärt, dass an der Echtzeitkommunikation zwischen Bussen und Bahn und Kunden intensiv gearbeitet werde. Auch drohen den Busunternehmen eine Reihe von Vertragsstrafen für Totalausfälle. Allerdings sollen sie zunächst zu jedem Einzelfall Stellung nehmen können, bevor die Strafe rausgeht. Landrat Scheffold zuckt mit den Achseln und sagt: „Einen beschwerdefreien ÖPNV wir es wohl leider nie geben.“