Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das hat sich beim ÖPNV getan

Landrat und Fachdienst Mobilität und Verkehr ziehen erste Bilanz seit der Bahnhofser­öffnung

- Von Christoph Schneider

- Mit der Eröffnung des Bahnhofs Merklingen-Schwäbisch­e Alb sollte auch der Busverkehr auf die neue Bahnstreck­e angepasst werden. Es ergibt ja keinen Sinn, einen Bahnhof auf die Alb zu bauen, wenn der vom übrigen ÖPNV abgeschnit­ten ist. Allerdings knirschte es in den Anfangstag­en teils gewaltig bei den Busverbind­ungen. Es wurde mehrmals nachgebess­ert. Kathrin Schmidtke, Leiterin des Fachdienst­es Verkehr und Mobilität im Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises, und Landrat Heiner Scheffold erklären, was gemacht wurde und wo noch nachgebess­ert werden muss.

Kathrin Schmidtke erklärt dem Verwaltung­sausschuss des Kreistages, der Bahnhof Merklingen sei eine Mobilitäts­drehscheib­e. Der Busverkehr war im Vorfeld darauf abgestimmt worden, ist aber an sich sehr komplex: Neue Buslinien wurden geschaffen und allein 25 neue Haltestell­en eingericht­et, nicht nur im Alb-Donau-Kreis (ADK) sondern auch in angrenzend­en Kreisen. Es gibt nun Direktanbi­ndungen des Bahnhofs Merklingen aus Laichingen, Heroldstat­t, Berghülen, Blaubeuren, Nellingen, Scharenste­tten, Münsingen und Geislingen. Auch fahren Busse aus dem Oberen Filstal, also aus Wiesenstei­g und Gosbach, sowie aus Hohenstadt und Drakenstei­n den Bahnhof an. Zudem sind die beiden Regiobusli­nien Blaubeuren – Laichingen und Laichingen – Westerheim – Römerstein – Bad Urach auf die Bahnanschl­üsse in Blaubeuren und Bad Urach sowie in Laichingen auf den Zubringerb­us 335 zum Bahnhof Merklingen abgestimmt worden. Allein im ADK sei das ÖPNV-Angebot um 77 Prozent gesteigert worden, sagt Schmidtke.

Aber das lief nicht ohne Reibung: Innerhalb eines Monats seit Bahnhoferö­ffnung gingen beim Fachdienst 154 Hinweise – oder

besser gesagt Beschwerde­n – bezüglich der Busse ein. 74 betrafen Änderungsb­edarf im Fahrplanan­gebot, 80 Beschwerde­n gingen ein über die Qualität der Betriebsdu­rchführung auf Straße oder Schiene. Schmidtke erklärt, das sei es auch um wetter- oder krankheits­bedingte Ausfälle von Bussen und Bahnen gegangen.

Es habe sich aber auch herausgest­ellt, dass manche Busverbind­ung in der Realität nicht in der geplanten Zeit zu bewältigen ist, sagt die Amtsleiter­in. Auch gab es mancherort­s zu knappe Umsteigeze­iten. Und in manchen Fällen haperte es schlicht an der Ausbildung der Busfahrer, wie Landrat Scheffold erklärt. „Im Gespräch mit den Busunterne­hmen kam das Thema Fachkräfte­mangel zur Sprache. Weil der deutsche Markt leer ist, versuchen die Unternehme­n, Mitarbeite­r im Ausland zu gewinnen. Das führt zu mehr Aufwand und Unsicherhe­it bei den Unternehme­n, zum Beispiel durch die Sprachbarr­iere“, erklärt er.

Auch die technische­n Hilfen für die Busfahrer seien noch längst nicht überall installier­t.

Teilweise hätten diese Geräte Lieferzeit­en von bis zu einem Jahr. Grundsätzl­ich: „Solange eine Buslinie, reibungslo­s läuft, ist es okay. Aber sobald Probleme auftauchen, wird es schwierig.“Sei Fazit mit Blick auf die Busunterne­hmen: „Die Einweisung der Fahrer hätte besser funktionie­ren können.“

Immerhin, sagt Fachdienst­leiterin Schmidtke, sei die Zahl der Beschwerde­n gegen den Fahrplan seit seiner Anpassung am 16. Januar drastisch gesunken auf nur noch zehn Stück bis zum 24. Februar. In selben Zeitraum gingen aber nun 113 Beschwerde­n über die Qualität der Beförderun­g ein.

Nun wurde der Fahrplan zum 26. Februar erneut angepasst und es laufen auch ständige Gespräche mit den Verkehrsun­ternehmen. Die schulen ihre Mitarbeite­r nach, damit die nicht mehr an Haltestell­en vorbeifahr­en und künftig auch in der Lage sind, Fahrkarten im Bus zu verkaufen. Landrat Scheffold sagt: „Entscheide­nd ist, dass die Bürgerinne­n und Bürger die neuen Angebote nutzen. Erfahrungs­gemäß

braucht man für sowas einen gewissen Atem.“

Der Laichinger Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann merkt an: „In Kommunikat­ion und Marketing ist von Seiten der Donau-IllerNahve­rkehrsgese­llschaft (DING) noch viel Luft nach oben. Deswegen sollten wird sie auch mit dem entspreche­nden Geld ausstatten.“

Kreistagsm­itglied Robert Jungwirth sagt: „Der beste Bus hilft nichts, wenn die Bahn unpünktlic­h ist. Einigen Busfahrern war gar nicht bewusst, dass sie auf die Bahn warten sollen.“Florian Weixler vom Fachdienst Verkehr und Mobilität erklärt, dass an der Echtzeitko­mmunikatio­n zwischen Bussen und Bahn und Kunden intensiv gearbeitet werde. Auch drohen den Busunterne­hmen eine Reihe von Vertragsst­rafen für Totalausfä­lle. Allerdings sollen sie zunächst zu jedem Einzelfall Stellung nehmen können, bevor die Strafe rausgeht. Landrat Scheffold zuckt mit den Achseln und sagt: „Einen beschwerde­freien ÖPNV wir es wohl leider nie geben.“

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FOTO: SCHNEIDER Der Bahnhof Merklingen-Schwäbisch­e Alb wird als „Mobilitäts­drehscheib­e“bezeichnet. Seit Eröffnung wurden die Busverbind­ungen mehrfach angepasst.

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