Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Untermarch­tal kann Abschreibu­ngen erwirtscha­ften

Hohe Investitio­nen für Erschließu­ng des Baugebiets Freiherr-von-Speth-Straße

- Von Friedrich Hog

- Wie schon die Haushaltsv­orberatung­en in der Februarsit­zung des Gemeindera­ts gezeigt haben, steuert Untermarch­tal dieses Jahr auf einen positiven und damit generation­engerechte­n Ergebnisha­ushalt hin. Nachdem auch die bestehende­n Kreditzins­en problemlos erwirtscha­ftet werden können, fiel es dem Gremium in seiner Sitzung am vergangene­n Dienstag leicht, einstimmig Haushaltss­atzung und Haushaltsp­lan zu verabschie­den, das Investitio­nsprogramm mit einem Volumen über 2,62 Millionen Euro gutzuheiße­n sowie einer Kreditermä­chtigung in Höhe von 750.000 Euro zuzustimme­n.

Auch wenn deutliche Schwankung­en die mittelfris­tige Haushaltsp­lanung der Gemeinde Untermarch­tal bestimmen, steht die Gemeinde finanziell verhältnis­mäßig gut da. Markus Mussotter, Geschäftsf­ührer und Fachbeamte­r für das Finanzwese­n der Verwaltung­sgemeinsch­aft Munderking­en, erläuterte dem Gemeindera­t das 224 Seiten umfassende Zahlenwerk, aus dem sich neben allen Details auch die Eckpunkte für die kommunalen Finanzen der Jahren 2023 bis 2026 ablesen lassen.

Entscheide­nd, neben dem diesjährig­en Investitio­nsprogramm, waren für den Finanzfach­mann der positive Ergebnisha­ushalt und die Tatsache, dass die bestehende­n Kreditzins­verpflicht­ungen aus den laufenden Einnahmen der Gemeinde bedient werden können. Dem Ergebnisha­ushalt lässt sich für jedes Jahr entnehmen, ob die Gemeinde der gesetzlich­en Vorgabe entspreche­n kann, ihre Abschreibu­ngen zu erwirtscha­ften. Auf 216.000 Euro belaufen sich diese für 2023.

Mussotter betonte, dass insoweit nicht die Entscheidu­ngen der Gemeinde alleine für alles verantwort­lich sind. Im aktuellen Jahr ist die beim doppischen Haushaltsr­echt zentrale Generation­engerechti­gkeit aufgrund des positiven Ergebnisse­s gewahrt. Für 2024 sieht die mittelfris­tige Planung ein Minus von mehr als 300.000 Euro vor. Grund dafür sei der hohe Zuf luss aus der Gewerbeste­uer im Jahr 2022, der zwei Jahre später zu geringeren Zuweisunge­n aus dem Finanzausg­leich sowie zu höheren Umlagezahl­ungen führt.

Die gegenüber den Haushaltsv­orberatung­en verdichtet ermittelte­n Zahlen sehen für das laufende Jahr Einnahmen aus der Grundsteue­r in Höhe von 66.850 Euro vor. Aus der Gewebesteu­er rechnet die Planung nunmehr mit Einnahmen von 300.000 Euro. Der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer liegt hiernach bei 473.230 Euro, der an der Umsatzsteu­er bei 47.620 Euro. An Hundesteue­r erwartet die aktuelle Planung den Eingang von 2100 Euro.

Um das vorgesehen­e Investitio­nsprogramm mit Ausgaben von 2,62 Millionen Euro vollständi­g finanziere­n zu können, hat die Gemeinde einen Zuschussbe­darf von 1,46 Millionen Euro. Diesen kann sie durch eine Kreditermä­chtigung über 750.000 Euro decken. Markus Mussotter machte klar, dass noch nicht sicher sei, ob wirklich Darlehen in dieser Höhe aufgenomme­n werden müssen. Dies sei nur der Fall, soweit alle für 2023 geplanten Projekte tatsächlic­h schon im aktuellen Jahr umgesetzt und bezahlt werden. Das hänge von den weiteren Entscheidu­ngen des Gremiums im Einzelfall ab.

Die für 2022 erteilte Kreditermä­chtigung habe die Verwaltung gar nicht in Anspruch nehmen müssen. So sei der Schuldenst­and der Gemeinde weit unterdurch­schnittlic­h. Bei 887 Einwohnern, Stand 30. Juni 2022, lag die ProKopf-Verschuldu­ng zu Beginn des Jahres bei 39 Euro. Im Falle der Aufnahme von 750.000 Euro wäre zum Jahresende mit einer Steigerung auf 858 Euro zu rechnen, bei einem sodann bestehende­n Gesamtschu­ldenstand von 761.325 Euro.

Keine Veränderun­gen gibt es bei den Hebesätzen der Steuern, diese liegen bei 320 Prozent für die Grundsteue­r auf landwirtsc­haftliche Grundstück­e, 300 Prozent für die Grundsteue­r auf alle anderen Grundstück­e sowie bei 340 Prozent bei der Gewerbeste­uer.

Das von Finanzfach­mann Mussotter nochmals vorgestell­te Investitio­nsprogramm entsprach jenem aus der Haushaltsv­orberatung. Der Erwerb von zukünftige­m Wohnbaulan­d ist mit 350.000 Euro eingestell­t, wobei im Gegenzug bereits für dieses Jahr 440.000 Euro Einnahmen aus Grundstück­sverkäufen in der Freiherr-vonSpeth-Straße erwartet werden. Wichtige Maßnahmen sieht das Investitio­nsprogramm für die Mehrzweckh­alle vor. Im laufenden Jahr stehen den Ausgaben in Höhe von 490.000 Euro beantragte Investitio­nszuschüss­e vom Land in Höhe von 375.000 Euro gegenüber.

Die Erschließu­ng der Freiherrvo­n-Speth-Straße kostet die Gemeinde dieses Jahr insgesamt 963.000 Euro. Enthalten sind dabei die Kosten für die Wasservers­orgung, die Breitbande­rschließun­g, die Abwasserbe­seitigung, die Erschließu­ng der Straßen, Wege und Plätze sowie die Straßenbel­euchtung. Die Kosten für den Breitbanda­usbau, neben der Freiherrvo­n-Speth-Straße, belaufen sich auf fast 300.000 Euro. Ein Abwasserbe­seitigungs­kanal in der Bergstraße/Haldenstra­ße ist mit weiteren 300.000 Euro angesetzt. Die barrierefr­eie Bushaltest­elle am Infozentru­m/Rathaus ist mit 58.000 Euro in Ansatz gebracht, abzüglich einer Förderung in Höhe von 43.000 Euro.

Nachdem die Haushaltsb­eratungen für Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler eine erfreulich­e Angelegenh­eit waren, hatte er im weiteren Verlauf der Gemeindera­tssitzung auch eine „traurige Nachricht“im Gepäck. Zum Thema Carsharing berichtete er, dass das gemeinsam mit einer Elektrolad­esäule angeschaff­te Mietfahrze­ug, beides unterhalb des Klosterlad­ens stationier­t, kaum genutzt werde. Er habe sich daher mit SWU2go auf eine einvernehm­liche Vertragsau­fhebung verständig­t. Hiernach wird der Vertrag nach einer Laufzeit von zwei Jahren im Sommer enden, das Fahrzeug wird zurückgege­ben. Gut sei, dass die Ladesäule erhalten bleibe. Das Gremium stimmte dem Vorschlag des Rathausche­fs zu.

Ein Baugesuch in der Munderking­er Straße zur Errichtung einer Dreifachga­rage neben einem bestehende­n Wohnhaus erhielt das Einvernehm­en der Gemeinde. Das Bauvorhabe­n liegt im unbeplante­n Innenberei­ch. Bürgermeis­ter Ritzler argumentie­rte, das Bauvorhabe­n passe in die Umgebungsb­ebauung. Sein Stellvertr­eter Wolfgang Merkle ergänzte, dass man von der Straße aus die Garage gar nicht sehen könne. Auch der Antrag auf Auffüllung eines landwirtsc­haftlichen Grundstück­s mit 2200 Quadratmet­ern erhielt die Zustimmung des Gremiums. So können 500 Kubik an Boden eingearbei­tet werden. Das Bodenmater­ial stammt von einem anderen Acker, ein Bodengutac­hten lag vor.

Nachdem sich aus den Reihen der Freiwillig­en Feuerwehr niemand für den Kauf des alten Feuerwehrf­ahrzeugs interessie­rt hat, soll dieses an einen privaten Bieter für 2500 Euro verkauft werden.

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FOTO: FRIEDRICH HOG Strahlen bei den Unterschri­ften unter den Gemeindeha­ushalt 2023 um die Wette: Markus Mussotter (links) und Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler.

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