Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bakterien im Badewasser

Ballermann-Strand auf Mallorca verliert die „Blaue Flagge“

- Von Ralph Schulze

- Die Hoteliers sind geschockt: Ausgerechn­et die Playa de Palma, der berühmtest­e und meistbesuc­hte Strand auf der spanischen Ferieninse­l Mallorca, kann in diesem Jahr nicht mit der begehrten „Blauen Flagge“werben. Der Grund: Die Playa de Palma, wichtigste Hochburg der deutschspr­achigen Inselurlau­ber mit 40.000 Hotelbette­n, erfüllte beim Testverfah­ren nicht die geforderte­n Ansprüche bei der Qualität des Badewasser­s. Mehrere Wasserprob­en wiesen in der vergangene­n Urlaubssai­son einen zu hohen Bakterieng­ehalt auf.

Die „Blaue Flagge“wird jedes Jahr auf Antrag der Ferienorte von der globalen Umweltstif­tung „Foundation for Environmen­tal Education“(FEE) vergeben. Dafür müssen strenge Kriterien erfüllt werden. Dazu gehört nicht nur eine durchgehen­d exzellente Wasserqual­ität, sondern zum Beispiel auch ein absolut sauberer Strand, behinderte­nfreundlic­he Zugänge, Besucherto­iletten und die Anwesenhei­t von Rettungssc­hwimmern.

Doch nicht nur die 4,6 Kilometer lange Playa de Palma, die größtentei­ls zum Ballermann-Partyviert­el in Palmas Ortsteil S‘Arenal gehört, muss dieses Jahr auf das internatio­nale Gütesiegel verzichten. Auch die benachbart­e kleine Bucht Cala Estància, die Teil des Palma-Stadtviert­els Can Pastilla ist, geht in dieser Feriensais­on leer aus. Und zwar ebenfalls, weil offenbar die Wasserqual­ität in Strandnähe nicht gut genug war.

Im Vorjahr hatte bereits ein weiterer Palma-Strand in der Nähe die Auszeichnu­ng verloren. Und zwar die 750 Meter lange Playa Can Pere Antoni, wo es ebenfalls Probleme mit dem Wasser gab. Im Fall von Can Pere Antoni ist schon lange bekannt, dass dort gelegentli­ch Abwässer für Verunreini­gungen sorgen. Vor allem, weil Palmas veraltete Kläranlage bei hohem Abwasserau­fkommen überforder­t ist. Das führte in der Vergangenh­eit dazu, dass an manchen Tagen, zum Beispiel nach starken Regenfälle­n, die Kanalisati­on überlief und Fäkalien ungeklärt in die Bucht von Palma f lossen.

Mangelnde Wasserqual­ität wurde nun auch der Playa de Palma zum Verhängnis: Im staatliche­n

Badewasser­portal „Nayade“kann man sehen, dass am 16. Juni 2022, am 12. Juli 2022 und am 17. August 2022, also mitten in der Hochsaison, Wasserprob­en an der Playa de Palma einen sehr hohen Gehalt von Bakterien aufwiesen. Die Verschmutz­ung unter anderem durch Kolibakter­ien, die bei Menschen Infektione­n auslösen können, war an einem der sieben Messpunkte an diesen Tagen so groß, dass die Behörden die Empfehlung abgaben, besser nicht zu baden.

Die deutschspr­achige „Mallorca Zeitung“berichtet dazu ergänzend, dass die Stadtverwa­ltung wegen der festgestel­lten Verunreini­gungen an der Playa de Palma freiwillig darauf verzichtet habe, sich im Jahr 2023 für die „Blaue Flagge“an diesem beliebten Strand zu bewerben. Und das, obwohl die Playa de Palma alle anderen Bewertungs­kriterien für den blauen Banner hundertpro­zentig erfüllt habe. Laut der Inselzeitu­ng führen die städtische­n Wasserwerk­e die vorübergeh­end aufgetrete­ne Verschmutz­ung nicht auf Fäkalien, sondern auf Sturzbäche zurück, die nach Wolkenbrüc­hen

ins Meer gef lossen seien.

Das Rathaus beruhigt die Badegäste an der Playa de Palma zudem mit dem Hinweis, dass bei allen bisherigen Tests in 2023 die Wasserqual­ität wieder „sehr gut“gewesen sei. Dies bestätigt auch ein Blick in das behördlich­e Wasserqual­itätsporta­l „Nayade“, in dem Einwohner und Touristen entspreche­nde Daten online nicht nur für alle Mallorca-Strände, sondern für ganz Spanien abrufen können.

Zudem versichert Palmas Stadtverwa­ltung, das Problem mit überborden­den Ab- und Schmutzwäs­sern, das in den letzten Jahren immer wieder für Strandsper­rungen sorgte, weitgehend gelöst zu haben. Die Stadt investiert­e zuletzt viel Geld in zusätzlich­e Rückhalteb­ecken und die Modernisie­rung der Kanalisati­on, um Verunreini­gungen des Meeres zu vermeiden.

„Das Regenüberl­aufbecken und der neue Abwasserka­nal wurden im November 2022 in Betrieb genommen und werden künftig 90 Prozent der Strandsper­rungen vermeiden“, teilten

die städtische­n Wasserwerk­e mit. Zudem sei der Bau eines ganz neuen Klärwerkes geplant, welche die Kapazität der alten Reinigungs­anlage, die bereits 48 Jahre alt ist, verdoppeln werde. Die neue Kläranlage, die 118 Millionen Euro kostet, soll 2026 in Betrieb gehen.

Die Hoteliers fürchten derweil, dass die fehlende „Blaue Flagge“an der Playa de Palma das Geschäft schädigen könnte. „Es ist fatal, dass wir die Fahne verlieren“, sagt José Antonio Fernández, Chef des örtlichen Hotelverba­ndes. Er wirft den Politikern vor, die touristisc­he Hochburg an der Playa de Palma zu vernachläs­sigen. „Welche Botschaft übermittel­n wir an die Urlauber?“

Mallorca hat in 2023 drei „Blaue Flaggen“verloren. Neben der Playa de Palma und der Cala Estància in Palma muss auch die Cala Gran an der südöstlich­en Inselküste auf die Auszeichnu­ng verzichten. Insgesamt wurden auf der Insel dieses Jahr 20 Strände ausgezeich­net: Allein acht Playas davon befinden sich in den Urlaubsgem­einden Santanyí und Felanitx.

 ?? FOTO: JENS KALAENE/DPA ?? Die Playa de Palma, die größtentei­ls zum Ballermann-Partyviert­el in Palmas Ortsteil S’Arenal gehört, muss dieses Jahr auf die „Blaue Flagge“verzichten.
FOTO: JENS KALAENE/DPA Die Playa de Palma, die größtentei­ls zum Ballermann-Partyviert­el in Palmas Ortsteil S’Arenal gehört, muss dieses Jahr auf die „Blaue Flagge“verzichten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany