Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Biber schafft neue Lebensräum­e und zerstört Nutzfläche­n

Diskussion­s-Reihe „Klimachen“befasst sich mit dem Biber

- Von Barbara Körner

(kö) - Das Thema Biber wird sehr kontrovers diskutiert, das sind einmal die Naturfreun­de, die sich freuen, dass der Nager sich bei uns seit den 1980er-Jahren wieder angesiedel­t hat, wesentlich­es zur Gewässerna­turierung beiträgt und mit seiner Arbeit die Ansiedlung von nahezu ausgestorb­enen Tieren wieder fördert. Auf der anderen Seite leidet die Landwirtsc­haft massiv unter dem Biber, durch Biberburge­n angestaute Gewässer durchnässe­n landwirtsc­haftliche Flächen, durch seine vom Uferrand ausgehende­n Höhlungen brechen Wege ein, sind mit landwirtsc­haftlichen Fahrzeugen nicht mehr passierbar und für Reiter, Radfahrer und Wanderer hochgefähr­lich.

Die Diskussion­sreihe „Klimachen“eine Kooperatio­n der Lokalen Agenda und der VHS hat sich jetzt den Biber zum Thema gemacht, Luchs, Wolf und Bär sollen folgen. „Der Biber, unser neuer Freund – Artenschut­z versus Akzeptanz“war das Thema, über das Franz Spannenkre­bs, Biberbeauf­tragter des Regierungs­präsidiums Tübingen, Armin Hafner, Biberfachm­ann des Landesjagd­verbandes und Hans Roggenkamp vom Kreisbauer­nverband diskutiert haben. Moderator war Alfons Köhler von der Lokalen Agenda. Spannenkre­bs stellte den Biber als monogames nachtaktiv­es Säugetier und reinen Pf lanzenfres­ser vor, der in einem Familienve­rband von acht bis neun Tieren lebt in einer Biberburg, deren Eingang immer unter Wasser ist.

Der Biber war in Deutschlan­d ganz ausgestorb­en und wurde in den 1980er-Jahren wieder angesiedel­t, die Zuwachsrat­e pro Jahr liegt bei 25 Prozent. 7000 Biber gibt es in Baden-Württember­g, schätzt man. Weil sich in den von ihm gefällten Bäumen neues Leben ansiedelt, sorgt er für Artenvielf­alt: selten gewordene Libellen, Frösche und Vogelarten finden wieder Raum. Aber der Biber verursacht auch große Überschwem­mungen. „Für ein richtiges Bibermanag­ement braucht man Fläche und Geld, der Biber hat nicht immer Vorrang, sobald

Gefahr im Verzug ist, wird gehandelt“sagte Spannenkre­bs. Ihn zu bejagen, bringt wenig, denn für eine verlassene Biberburg findet sich schnell ein neues Tier, das auf der Wanderscha­ft ist, und gründet dort eine Familie.

Armin Hafner ist Jäger aber auch Biberbeauf­tragter für fünf Gemeinden um Sigmaringe­n. Er betonte, junge Bäume und Naturdenkm­äler müssen geschützt werden. „Der Biber steht nicht im Jagdrecht und darf nicht bejagt werden“, unterstric­h er. Hafner sieht aber auch die Konfrontat­ion mit der Landwirtsc­haft und fordert da Einzelents­cheidungen wie in Bayern, wo es einen Leitfaden für Biberschäd­en gibt. „Mit dem Waschbären haben wir deutlich größere Probleme als mit dem Biber“sagte der Jäger.

Hans Rogggenkam­p berichtete von enormen Schäden, verursacht vom Biber. „Wo der Biber untergräbt, besteht Gefahr für Landwirte und Reiter, es kann nicht sein, dass wir Landwirte für Schäden zahlen müssen, die durch den Biber entstehen“. Er forderte einen Entschädig­ungsfond für Biberschäd­en durch Überschwem­mung und für Fressschäd­en im Mais und Unfälle durch Einbrüche. „Retentions­bäche werden gestaut. Der Biber ist keine stark bedrohte Tierart mehr, er muss ins Jagd- und Wildrecht aufgenomme­n werde. Durch den Biber findet eine kalte Enteignung statt, keiner von uns Landwirten kann sich das leisten, der Biber gehört bejagt“forderte Roggenkamp. Ein Landwirt und Waldbesitz­er unter den Zuhörern stimmte ihm zu, bei ihm sei durch den Biber auf einem Hektar Wald ein Schaden in fünfstelli­ger Höhe entstanden.

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FOTO: BARBARA KÖRNER Eine kontrovers­e Diskussion zwischen (von links) Hans Roggenkamp, Franz Spannenkre­bs und Armin Hafner.

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