Biber schafft neue Lebensräume und zerstört Nutzflächen
Diskussions-Reihe „Klimachen“befasst sich mit dem Biber
(kö) - Das Thema Biber wird sehr kontrovers diskutiert, das sind einmal die Naturfreunde, die sich freuen, dass der Nager sich bei uns seit den 1980er-Jahren wieder angesiedelt hat, wesentliches zur Gewässernaturierung beiträgt und mit seiner Arbeit die Ansiedlung von nahezu ausgestorbenen Tieren wieder fördert. Auf der anderen Seite leidet die Landwirtschaft massiv unter dem Biber, durch Biberburgen angestaute Gewässer durchnässen landwirtschaftliche Flächen, durch seine vom Uferrand ausgehenden Höhlungen brechen Wege ein, sind mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen nicht mehr passierbar und für Reiter, Radfahrer und Wanderer hochgefährlich.
Die Diskussionsreihe „Klimachen“eine Kooperation der Lokalen Agenda und der VHS hat sich jetzt den Biber zum Thema gemacht, Luchs, Wolf und Bär sollen folgen. „Der Biber, unser neuer Freund – Artenschutz versus Akzeptanz“war das Thema, über das Franz Spannenkrebs, Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen, Armin Hafner, Biberfachmann des Landesjagdverbandes und Hans Roggenkamp vom Kreisbauernverband diskutiert haben. Moderator war Alfons Köhler von der Lokalen Agenda. Spannenkrebs stellte den Biber als monogames nachtaktives Säugetier und reinen Pf lanzenfresser vor, der in einem Familienverband von acht bis neun Tieren lebt in einer Biberburg, deren Eingang immer unter Wasser ist.
Der Biber war in Deutschland ganz ausgestorben und wurde in den 1980er-Jahren wieder angesiedelt, die Zuwachsrate pro Jahr liegt bei 25 Prozent. 7000 Biber gibt es in Baden-Württemberg, schätzt man. Weil sich in den von ihm gefällten Bäumen neues Leben ansiedelt, sorgt er für Artenvielfalt: selten gewordene Libellen, Frösche und Vogelarten finden wieder Raum. Aber der Biber verursacht auch große Überschwemmungen. „Für ein richtiges Bibermanagement braucht man Fläche und Geld, der Biber hat nicht immer Vorrang, sobald
Gefahr im Verzug ist, wird gehandelt“sagte Spannenkrebs. Ihn zu bejagen, bringt wenig, denn für eine verlassene Biberburg findet sich schnell ein neues Tier, das auf der Wanderschaft ist, und gründet dort eine Familie.
Armin Hafner ist Jäger aber auch Biberbeauftragter für fünf Gemeinden um Sigmaringen. Er betonte, junge Bäume und Naturdenkmäler müssen geschützt werden. „Der Biber steht nicht im Jagdrecht und darf nicht bejagt werden“, unterstrich er. Hafner sieht aber auch die Konfrontation mit der Landwirtschaft und fordert da Einzelentscheidungen wie in Bayern, wo es einen Leitfaden für Biberschäden gibt. „Mit dem Waschbären haben wir deutlich größere Probleme als mit dem Biber“sagte der Jäger.
Hans Rogggenkamp berichtete von enormen Schäden, verursacht vom Biber. „Wo der Biber untergräbt, besteht Gefahr für Landwirte und Reiter, es kann nicht sein, dass wir Landwirte für Schäden zahlen müssen, die durch den Biber entstehen“. Er forderte einen Entschädigungsfond für Biberschäden durch Überschwemmung und für Fressschäden im Mais und Unfälle durch Einbrüche. „Retentionsbäche werden gestaut. Der Biber ist keine stark bedrohte Tierart mehr, er muss ins Jagd- und Wildrecht aufgenommen werde. Durch den Biber findet eine kalte Enteignung statt, keiner von uns Landwirten kann sich das leisten, der Biber gehört bejagt“forderte Roggenkamp. Ein Landwirt und Waldbesitzer unter den Zuhörern stimmte ihm zu, bei ihm sei durch den Biber auf einem Hektar Wald ein Schaden in fünfstelliger Höhe entstanden.