Stadtkapelle stemmt Sommerfest alleine
TSG Ehingen zieht sich ebenfalls zurück - Das ist nun geplant
(kö/tg) - Nachdem die Bürgerwache schon vor Jahren aus der Festgemeinschaft für das Ehinger Sommer- und Kinderfest ausgestiegen ist, hat jetzt auch die TSG Ehingen die Segel gestrichen. Die Stadtkapelle will das Fest nun als Stadtmusikfest vom 22. bis 24. Juli allein stemmen, aber in abgespeckter Version, haben die Verantwortlichen im Vorfeld des Frühjahrskonzertes erklärt.
Das Ehinger Sommer- und Kinderfest hat eine jahrzehntelange Tradition. „Wir haben lange überlegt, können wir das machen und sind schnell auf den Punkt gekommen, wir wollen das machen aus Liebe zur Stadt und aus Liebe zur Musik,“erklärte Markus Klöble vom Organisationsteam zusammen mit dem StadtkapellenVorsitzenden Michael Hafner sowie Thorsten Veser und Lisa Thimm aus der Vorstandsriege. „Das Flair soll erhalten bleiben, die Beschränkung des Festes auf drei Tage ist ein Kompromiss wegen unserer Kapazitäten“, sagten sie.
Die Stadtkapelle ist von den früher drei Teilnehmern immer der kleinste gewesen. Einen neuen Namen für das Fest gibt es auch, es nennt sich jetzt „Stadtmusikfest“. Zum Programm im Einzelnen wollten sich die Vertreter der Stadtkapelle noch nicht festlegen lassen, die Gestaltung soll eine Überraschung sein. Fest steht aber, der Freitagabend fällt weg, Fassanstich durch Oberbürgermeister Alexander Baumann wird am Samstagabend gegen 18 Uhr sein, danach soll es Musik geben im Stil ähnlich wie sonst am Freitagabend - fetzige Blasmusik.
Am Sonntagmorgen ist wie immer Zeltgottesdienst mit musikalischer Begleitung von einer Abordnung der Stadtkapelle. Anschließend spielen die Ehinger Musikanten aus Ehingen, einem kleinen Ort gleichen Namens zwischen Augsburg und Dinkelsbühl zum Frühschoppen. Der Montag bleibt mit dem Nachmittag für Kinder wie er war. „Wir haben überlegt, das Fest auch nur am Montag zu machen, aber den Gedanken wieder verworfen“, sagte Klöble. Nur selbst spielen am Montagabend wie früher kann die Stadtkapelle nicht, die Mitglieder müssen arbeiten, „wenn wir früher eine Schicht übernommen
haben, müssen das jetzt drei oder vier sein, aber die Familien helfen auch mit“, versicherte Thorsten Veser. Der Vergnügungspark Gebauer ist auf jeden Fall mit im Boot.
TSG-Vorsitzender Roland Kuch erklärte auf SZ-Nachfrage die Gründe, warum die TSG Ehingen nicht mehr dabei ist: „Die Akzeptanz der Bevölkerung für das Fest in seiner bisherigen Form war einfach nicht mehr da. Am Samstagabend waren 63 Menschen im Zelt.“Dabei haben die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren nahezu alles versucht, um das Fest in Ehingen zu retten. „Wir haben alle möglichen Konzepte versucht. Von einer SWRElchparty bis zu Rock und die jungen Illertaler. Und das meistens bei freiem Eintritt“, erklärte Kuch. Der Vereinsrat der TSG Ehingen - das zweithöchste Gremium nach der Hauptversammlung
- habe sich dann dazu entschlossen, aus der Festgemeinschaft auszusteigen. „Die Zusammenarbeit mit der Stadtkapelle war immer super. Wir bieten nun auch unsere Hilfe an, wenn wir gebraucht werden“, so Kuch.
Informiert wurden die Besucher beim Frühjahrskonzert über die Änderung durch große rote Aufsteller und die zweite Vorsitzende Lisa Thimm. Mit einem tollen Auftritt der Jugendkapelle unter ihrem neuen Dirigenten David Baur zeigten die jungen Musikanten ihr beachtliches Potential. Die Reise zu einem Berggipfel, bei der erhebliche unbekannte Hindernisse zu überwinden waren, beschrieben sie mit „to reach the summit“.
Bravourös meisterte die Jugendkapelle diese Aufgabe, machte aber mit ihrem zweiten Stück die Schwierigkeiten deutlich, die es zu überwinden galt.
Thematisch blieben sie auf dem Berg, um einen Sonnenaufgang musikalisch zu beschreiben und folgten mit der Hymne „Jupiter“dem Lauf der Sonne im Weltall.
Die Aktiven der Stadtkapelle unter der Leitung von Frank Zacher begrüßten ihr Publikum mit einem schmissigen Zirkusmarsch. Lyrik, Dissonanz, Stille prägte ihr zweites Stück „Dusk“, das die Abenddämmerung beschreibt.
„Das ist ein faszinierendes Werk, dass uns genauso gefesselt hat wie es Sie fesseln wird“, erklärte Moderator Thomas Sievers. Wunderschön dabei die Soloklarinetten. Als ein Wechselbad der Musikrichtungen bezeichnet Sievers den Übergang zum Mambo aus der Westside Story.
„Da ist unsere Rhythmusgruppe voll gefordert“, meinte er zum Kampf der Straßengangs. Eingetaucht in die Welt der Filmmusik ist die Stadtkapelle mit dem Hauptthema aus „Avengers“mit einem satten Soundtrack, wie Sievers beschrieb.
Eine musikalische Herausforderung im Gesamtklang war „Chorale and Alelujia“von Howard Hanson. Mit einem mexikanischen Tanz endete der offizielle Teil, „die Begeisterung wie man mit Musik umgehen kann, wo es Menschen nicht gut geht“, fand der Moderator faszinierend. „Es ist unser Paradestück und macht viel Spaß“, sagte er.
Ganz andere Töne gab es bei der Zugabe, Sie können mitsingen“, forderte Dirigent Frank Zacher die Zuhörer auf, als von der Spider Murphy Gang „Skandal im Sperrbezirk, Skandal um Rosie“erklang. Und mit dem Sound der 80er Jahre verabschiedete sich die Stadtkapelle.