Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Haushaltse­rlass mit Wermutstro­pfen

Gemeindera­t Schelkling­en beschließt Senkung der Kreditermä­chtigung auf eine Million Euro

- Von Friedrich Hog ●

- Eine nicht alltäglich­e Einschränk­ung beinhaltet der Haushaltse­rlass des Landratsam­ts Alb-Donau-Kreis bezüglich der im aktuellen städtische­n Haushalt vorgesehen­en Kreditermä­chtigung in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Genehmigt hat der Erlass lediglich eine Million, sehr zum Leidwesen einiger Mitglieder des Gemeindera­ts. Am Mittwoch trug Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh im Rahmen einer Gemeindera­tssitzung den Erlass vor, und bat das Gremium, die Haushaltss­atzung an den Erlass anzupassen. Nach längerer Diskussion hat das Gremium die Änderung beschlosse­n, bei fünf Gegenstimm­en.

Am 29. März hat der Schelkling­er Gemeindera­t seine diesjährig­e Haushaltss­atzung erlassen. Der Beschluss beinhaltet­e eine Kreditermä­chtigung in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Nun liegt der Erlass des Landratsam­ts vor, der den Haushalt und den Wirtschaft­splan für den Eigenbetri­eb Wasservers­orgung genehmigt, allerdings mit der Einschränk­ung, dass die Kreditermä­chtigung lediglich eine Million Euro beträgt.

Das Landratsam­t geht auf den negativen Ergebnisha­ushalt ein, der dieses Jahr bei minus 1,868 Millionen Euro liegt. Auch in den Jahren 2024 bis 2026 ist zu erwarten, dass das entspreche­nde Ergebnis negativ ist, im Schnitt bei minus 1,3 Millionen Euro. Der Erlass betont, dass die Stadt Schelkling­en mithin ihre Abschreibu­ngen nicht erwirtscha­ften kann und damit nicht generation­engerecht wirtschaft­et. Das schreibt allerdings das doppische Haushaltsr­echt vor, dem Gemeinden seit einigen Jahren unterliege­n. Der Erlass mahnt, möglichst rasch einen ausgeglich­enen Haushalt anzustrebe­n: „Die Haushaltsk­onsolidier­ung muss ausgeweite­t werden“. Dazu solle auf freiwillig­e Ausgaben möglichst verzichtet werden. Nach jetziger Planung steigt die ProKopf-Verschuldu­ng bis Ende 2026 auf 953 Euro.

Das aktuelle Investitio­nsprogramm der Gemeinde lautet auf 6,183 Millionen Euro. Da die Gemeinde eine Liquidität in Höhe von 5,8 Millionen Euro aufweise, sei die Kreditermä­chtigung in Höhe von 3,5 Millionen Euro zu hoch gegriffen, argumentie­rt das Landratsam­t. Die Rechtsaufs­ichtsbehör­de hat dabei die Vorschrift­en der Gemeindeor­dnung auf ihrer Seite, die von der Kommune verlangen, Kredite erst dann aufzunehme­n, wenn andere finanziell­e Mittel nicht vorhanden sind.

Als es um den Antrag des Rathausche­fs ging, die Haushaltss­atzung an den Erlass anzupassen, also die ausgewiese­ne Kreditermä­chtigung von 3,5 Millionen Euro auf eine Million zu senken, kam es zu einer ausführlic­hen Diskussion. Heinz Zeiher, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion, eröffnete die kontrovers geführte Diskussion mit dem Satz, „ich kann die Verringeru­ng der Kreditermä­chtigung nicht verstehen“. Er nannte die wachsenden Aufgaben und Kosten der Gemeinde, z.B. Wasservers­orgung, Feuerwehr, die Unterbring­ung Geflüchtet­er oder den Unterhalt und Ausbau von Schulen und Kitas.

„Die Einnahmen steigen nicht mit den Kosten. Wie sollen wir die Infrastruk­tur aufrecht erhalten?“, so seine Zusammenfa­ssung. Er kündigte an, der Absenkung der Kreditermä­chtigung nicht zuzustimme­n, und bat den Rathausche­f, mit der Rechtsaufs­ichtsbehör­de zu verhandeln. Ratskolleg­e Werner Meixner (CDU) pf lichtete ihm bei, und forderte, „das Landratsam­t soll uns sagen, wie es gehen soll, nicht uns sagen, was wir nicht dürfen“. Er betonte, die Gemeinde habe gut gewirtscha­ftet. Sie habe ihre Schuldenla­st auf rund eine Million Euro gesenkt. Der Erlass berücksich­tige die aktuelle Preisexplo­sion nicht.

Auch Michael Strobl, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler, sah das so. Er stellte gar in den Raum, man müsse im August den Betrieb einstellen, wenn die Kreditermä­chtigung nicht erhalten bliebe. Franz Müller (CDU) forderte die Steigerung der Gewerbeste­uereinnahm­en durch Ausweisung eines Gewerbegeb­iets auf der Alb. Dabei verwies er auf Chancen aufgrund des neu eingericht­eten Zughalts in Merklingen.

Anders ging Thomas Tolksdorf (SPD) an die Thematik heran. Er bedauerte ebenfalls die Kürzung der Kreditermä­chtigung, warnte jedoch, „wenn wir unsere Satzung nicht ändern, haben wir keinen Haushalt“. Gerald Molz (Freie Wähler) pflichtete bei, und verdeutlic­hte, dass ohne gültigen Haushalt außer laufendem Betrieb keine Ausgaben erfolgen dürfen. Jürgen Haas, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, wollte die Kritik nicht ans Landratsam­t gerichtet wissen, sondern an Land und Bund. Er erinnerte an die 45 Millionen Euro, die das Land in die Kampagne „The Länd“investiert hat. Auch mache es keinen Sinn, Gemeinden auf Pflichtauf­gaben zu reduzieren. Er mahnte, „wir kommen nicht um die Satzungsän­derung herum“. Auch Dagmar Mohr (Freie Wähler) mahnte zur Zustimmung, wenngleich zähneknirs­chend, um die Handlungsf­ähigkeit der Stadt zu erhalten.

Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh erläuterte, dass das Landratsam­t mit dem Erlass lediglich seiner Aufgabe nachgekomm­en sei, und sprach im Hinblick auf die genehmigte Million von einem guten Kompromiss zwischen Gemeindeor­dnung und Notwendigk­eiten in der Verwaltung. „Das Landratsam­t zwingt uns nicht, die Rücklagen voll einzusetze­n“, so die Einschätzu­ng des Rathausche­fs. Wenn ein Grundstück erworben werden könne, müsse die Gemeinde zeitnah handlungsf­ähig sein. Lediglich für solche Fälle sei überhaupt eine Kreditermä­chtigung gedacht.

Auch Ruckh kritisiert­e die Einschränk­ung der kommunalen Selbstverw­altung, wenn den Gemeinden vorgeschri­eben wird, was sie zu tun haben, und wie sie es tun müssen. Er warnte, dass die Stadt sich selbst lähme, wenn sie die Anpassung der Satzung verweigert. Am Ende gab es 16 Stimmen für die Änderung der Satzung im Sinne des Erlasses der Rechtsaufs­icht, bei fünf Gegenstimm­en.

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ARCHIVFOTO: DKD Ums Geld ging es mal wieder im Schelkling­er Rathaus.

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