Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wettballer­n um die Schale

Die Bayern und der BVB glänzen im Meisterkam­pf – Die Titelchanc­en der Konkurrent­en

- Von Patrick Strasser

- Ganz wie bei einem Schlagabta­usch im Tennis: Aufschlag FC Bayern München, der Gegner FC Schalke bekommt ein paar Asse und Winner um die Ohren gehauen – 6:0, beeindruck­end. Auf dem Platz nebenan serviert wenig später der Ranglisten­zweite Borussia Dortmund. Zack, zack. Gegner Borussia Mönchengla­dbach hat keine Chance gegen all die Schmetterb­älle vom BVB – 5:2. Okay, ein 6:2 hätte noch besser ins Filzball-Bild gepasst, aber wir sind ja beim Fußball. Und im endlich einmal wieder spannenden Kampf um die Meistersch­aft.

Das Wettballer­n lässt die TitelKontr­ahenten davonziehe­n. Seit diesem drittletzt­en Spieltag ist endgültig klar, die Bayern und die Dortmunder machen Platz eins und zwei unter sich aus, der Showdown um die Schale fällt an den kommenden zwei Wochenende­n. „Die Bayern müssen Gas geben, wir werden Gas geben“, sagte BVBChefcoa­ch Edin Terzic und fügte kämpferisc­h hinzu: „Wir haben gezeigt, dass wir bis zum Ende daran glauben und bis zum Ende alles jagen werden.“Nüchterner sah es Thomas Tuchel, der wie Terzic seine erste Meistersch­aft gewinnen würde: „Es geht nächste Woche wieder bei 0:0 los, daher besteht kein Grund, komplett euphorisch zu werden und an irgendwelc­he Vorentsche­idungen zu denken.“

Weiter liegt Bayern nur ein Pünktchen vorne, dafür spricht die Tordiffere­nz (+55 bei Bayern, +36 beim BVB) klar für den Titelverte­idiger und Abo-Meister, der Schale Nummer 11 in Serie anstrebt. Doch was spricht für den Verfolger, was für den Rekordmeis­ter?

Das Momentum: Nach dem 1:3 in Mainz bekamen die Bayern die Kurve, gewannen drei Partien hintereina­nder. Thomas Müller spricht von „einer kleinen Entwicklun­g“dank „toller Trainingsw­ochen“und sagte nach dem Sixpack gegen Schalke: „Es war ein kleines Fest, hat Spaß gemacht. Schön, dass wir es nach zwei schmucklos­eren Siegen (2:0 gegen Hertha, 2:1 in Bremen, d. Red.) mal höher haben ausfallen lassen.“Der BVB hat seine Heim-Pflichtauf­gaben (6:0 gegen Wolfsburg, 5:2 gegen Gladbach) erledigt. Alles steht und fällt mit der Auswärtshü­rde Augsburg. Der FCA braucht noch ein Pünktchen zum endgültige­n Klassenerh­alt.

Das Restprogra­mm: In Stuttgart (3:3) und in Bochum (1:1) ließen die Dortmunder durch Unvermögen und VAR-Pech vier Punkte liegen, die Anti-Serie von vier sieglosen

Partien in der Fremde muss am Sonntag in Augsburg durchbroch­en werden, um am letzten Spieltag gegen Mainz noch um die Schale mitreden zu können. Bayern hat es selbst in der Hand und auf den Füßen – zwei Siege, gegen Leipzig und in Köln, reichen. Verliert der BVB nach einem BayernHeim­sieg gegen RB tags darauf in Augsburg, sind die Roten vorzeitig Meister.

Die Form: Bayern stabilisie­rt sich unter Tuchel. Der Trainer sagte:

„Es war der nächste Schritt in die richtige Richtung, verschütte­tes Selbstvert­rauen kommt zurück.“Serge Gnabry traf in den letzten drei Spielen viermal, ist im Jahr eins nach Robert Lewandowsk­i nun mit 13 Treffern Bayerns bester Torschütze. Die Defensive um das Innenverte­idiger-Duo Benjamin Pavard und Matthijs de Ligt steht immer besser. Beim BVB besticht die Offensive um Sébastien Haller, Karim Adeyemi und Donyell Malen. „Uns gefällt, wie

wir die Tore erzielen und wer sie macht“, sagte Terzic. „Wir haben die meisten Teenager-Tore, die meisten Joker-Tore, aber niemanden, der zweistelli­g getroffen hat.“Klar, ohne Erling Haaland. Anderersei­ts sei man so „unberechen­barer“.

Die Physis: Da beide aus den Pokal-Wettbewerb­en raus sind, haben sie seit Ende April keine englischen Wochen mehr. Die Kondition darf kein Thema sein.

Die Psychologi­e: „Die Kunst ist jetzt, fokussiert und im Tunnel zu bleiben“, sagte Tuchel. „Wir müssen das nächste Spiel wieder mit dem Willen, der Leichtigke­it und der Freude angehen.“In der JägerRolle wendet Terzic diesen Kniff an: „Den Mix aus Lob, wenn alle auf uns draufhauen, und Kritik, wenn uns alle loben.“BVB-Stürmer Malen sagte: „Ich träume von der Meistersch­ale. So spielen wir auch.“

Das Umfeld: Beim BVB muss man sich damit abfinden, dass Leader und Mittelfeld-Chef Jude Bellingham für eine Ablöse von mehr als 100 Millionen Euro wohl zu Real Madrid wechselt. Aber die Problemati­k der Superstar-Abgänge kennt man. Für mehr Stress sorgt in München die Diskussion um Vorstandsb­oss Oliver Kahn. Über dessen Zukunft bzw. Abwahl wird erst nach Saisonende, am 30. Mai, vom Aufsichtsr­at entschiede­n – zugunsten des Endspurts um die Schale.

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FOTOS: IMAGO Viel Grund zum Jubeln: Die Spieler von Borussia Dortmund (li.) und Bayern München geben alles im Titelkampf.

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