Direkt zum Psychologen
Trotz zwei guter Auftaktleistungen steht deutsches Eishockey-Team bei WM unter Druck
(dpa) - Jetzt ist der Mentalcoach gefragt. Dem EishockeyNationalteam droht bei der WM in Finnland und Lettland angesichts der nächsten schwierigen Aufgabe am Montag (15.20 Uhr/ Sport1 und MagentaSport) gegen die USA ein Horrorstart und viel Druck in den folgenden Vorrundenspielen. Frust und Ratlosigkeit nach zwei überzeugenden, aber punktlosen Auftaktspielen gegen den elfmaligen Weltmeister Schweden (0:1) und Titelverteidiger und Gastgeber Finnland (3:4) waren so groß, dass das Team von Bundestrainer Harold Kreis am Sonntag vor dem Training das Gespräch mit dem Sportpsychologen Tom Kossak suchte.
„Das hat uns schon sehr geholfen“, sagte Kapitän Moritz Müller zu den Gesprächen. „Der Frust war gestern, heute ist das Mindset schon anders, heute schauen wir wieder nach vorne“, sagte der 64Jährige, der auch eine personelle Veränderung ankündigte.
Insgesamt ist Kreis aber demonstrativ bemüht, das Positive herauszustellen. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, was das Toreschießen angeht“, sagte der Deutsch-Kanadier. „Die Gruppe an sich arbeitet sehr hart und konstruktiv zusammen, und das sind gute Voraussetzungen und ein Fundament, um eben zwei solch hart umkämpfte Niederlagen zu verarbeiten und zu sagen: Ok, wir gehen weiter gegen Amerika.“Nur benötigt sein Team dringend Punkte, um nicht nach drei Spielen und null Zählern mit größtem Druck gegen die vermeintlich leichteren Gegner
Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich siegen zu müssen, um das Minimalziel Viertelfinale noch erreichen zu können. Die USA mit den klaren Siegen gegen Finnland (4:1) und Ungarn (7:1) sind allerdings bislang das stärkste Team der Gruppe A.
„Wir wussten, dass wir in so eine Situation kommen können. Druck ist immer da bei einer Weltmeisterschaft“, sagte Kapitän Müller und betonte nach der Teamsitzung mit dem Psychologen Kossak: „Die Mannschaft spielt gutes Eishockey. Wir spielen kompakt, haben aber auch noch viele Hausaufgaben vor uns.“Diese sind:
Noch bessere Defensivarbeit: „Wir haben gegen gut aufgelegte Finnen ein paar Situationen in der Defensivzone gehabt, wo sie zu klar zu guten Schussgelegenheiten gekommen sind. Da wollen
wir die Defensivzone festigen“, sagte Kreis. Wohl auch deshalb dürfte der defensiv stärkere Stürmer Wiederer ins Team kommen. „Ich glaube, die Gegentore waren ein bisschen zu leicht“, sagte auch der bislang mit Abstand beste Deutsche, Moritz Seider (Detroit Red Wings/NHL).
Mehr Schüsse aufs Tor: Beim Stand von 3:3 gegen die Finnen hatte Deutschland im Schlussdrittel zwar etliche Offensivaktionen, brachte dabei aber nur ganze drei Versuche auch wirklich aufs Tor. Die Qualität der Schüsse, die noch allzu oft am Gehäuse vorbeifliegen, muss verbessert werden. „Vielleicht wollen wir es manchmal ein bisschen zu schön machen, auch gerade im Powerplay. Da müssen wir ein bisschen dreckiger werden“, monierte Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm. „Die Schussfrequenz wollen wir auch erhöhen“, sagte Kreis. „Die Geradlinigkeit zum Tor und allgemein den Verkehr vor dem Tor wollen wir noch ausbauen.“
Torwartleistung: Gegen die USA dürfte wieder die Nummer 1, Mathias Niederberger, spielen. Der hatte nach seiner starken Leistung gegen Schweden nur 24 Stunden später gegen Finnland eine Pause erhalten. Ersatzmann Dustin Strahlmeier patzte entscheidend beim ersten Gegentor. „Wenn ich einen Schuss mehr halte, gewinnen wir das Spiel“, sagte der Wolfsburger selbstkritisch. Gegen die USA braucht Deutschland wieder einen Niederberger in Topform. Beim 3:6 im letzten Testspiel gegen die Amerikaner war er das allerdings nicht.