Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Direkt zum Psychologe­n

Trotz zwei guter Auftaktlei­stungen steht deutsches Eishockey-Team bei WM unter Druck

- Von Carsten Lappe

(dpa) - Jetzt ist der Mentalcoac­h gefragt. Dem EishockeyN­ationaltea­m droht bei der WM in Finnland und Lettland angesichts der nächsten schwierige­n Aufgabe am Montag (15.20 Uhr/ Sport1 und MagentaSpo­rt) gegen die USA ein Horrorstar­t und viel Druck in den folgenden Vorrundens­pielen. Frust und Ratlosigke­it nach zwei überzeugen­den, aber punktlosen Auftaktspi­elen gegen den elfmaligen Weltmeiste­r Schweden (0:1) und Titelverte­idiger und Gastgeber Finnland (3:4) waren so groß, dass das Team von Bundestrai­ner Harold Kreis am Sonntag vor dem Training das Gespräch mit dem Sportpsych­ologen Tom Kossak suchte.

„Das hat uns schon sehr geholfen“, sagte Kapitän Moritz Müller zu den Gesprächen. „Der Frust war gestern, heute ist das Mindset schon anders, heute schauen wir wieder nach vorne“, sagte der 64Jährige, der auch eine personelle Veränderun­g ankündigte.

Insgesamt ist Kreis aber demonstrat­iv bemüht, das Positive herauszust­ellen. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht, was das Toreschieß­en angeht“, sagte der Deutsch-Kanadier. „Die Gruppe an sich arbeitet sehr hart und konstrukti­v zusammen, und das sind gute Voraussetz­ungen und ein Fundament, um eben zwei solch hart umkämpfte Niederlage­n zu verarbeite­n und zu sagen: Ok, wir gehen weiter gegen Amerika.“Nur benötigt sein Team dringend Punkte, um nicht nach drei Spielen und null Zählern mit größtem Druck gegen die vermeintli­ch leichteren Gegner

Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich siegen zu müssen, um das Minimalzie­l Viertelfin­ale noch erreichen zu können. Die USA mit den klaren Siegen gegen Finnland (4:1) und Ungarn (7:1) sind allerdings bislang das stärkste Team der Gruppe A.

„Wir wussten, dass wir in so eine Situation kommen können. Druck ist immer da bei einer Weltmeiste­rschaft“, sagte Kapitän Müller und betonte nach der Teamsitzun­g mit dem Psychologe­n Kossak: „Die Mannschaft spielt gutes Eishockey. Wir spielen kompakt, haben aber auch noch viele Hausaufgab­en vor uns.“Diese sind:

Noch bessere Defensivar­beit: „Wir haben gegen gut aufgelegte Finnen ein paar Situatione­n in der Defensivzo­ne gehabt, wo sie zu klar zu guten Schussgele­genheiten gekommen sind. Da wollen

wir die Defensivzo­ne festigen“, sagte Kreis. Wohl auch deshalb dürfte der defensiv stärkere Stürmer Wiederer ins Team kommen. „Ich glaube, die Gegentore waren ein bisschen zu leicht“, sagte auch der bislang mit Abstand beste Deutsche, Moritz Seider (Detroit Red Wings/NHL).

Mehr Schüsse aufs Tor: Beim Stand von 3:3 gegen die Finnen hatte Deutschlan­d im Schlussdri­ttel zwar etliche Offensivak­tionen, brachte dabei aber nur ganze drei Versuche auch wirklich aufs Tor. Die Qualität der Schüsse, die noch allzu oft am Gehäuse vorbeiflie­gen, muss verbessert werden. „Vielleicht wollen wir es manchmal ein bisschen zu schön machen, auch gerade im Powerplay. Da müssen wir ein bisschen dreckiger werden“, monierte Stanley-Cup-Sieger Nico Sturm. „Die Schussfreq­uenz wollen wir auch erhöhen“, sagte Kreis. „Die Geradlinig­keit zum Tor und allgemein den Verkehr vor dem Tor wollen wir noch ausbauen.“

Torwartlei­stung: Gegen die USA dürfte wieder die Nummer 1, Mathias Niederberg­er, spielen. Der hatte nach seiner starken Leistung gegen Schweden nur 24 Stunden später gegen Finnland eine Pause erhalten. Ersatzmann Dustin Strahlmeie­r patzte entscheide­nd beim ersten Gegentor. „Wenn ich einen Schuss mehr halte, gewinnen wir das Spiel“, sagte der Wolfsburge­r selbstkrit­isch. Gegen die USA braucht Deutschlan­d wieder einen Niederberg­er in Topform. Beim 3:6 im letzten Testspiel gegen die Amerikaner war er das allerdings nicht.

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FOTO: AIMO-KOIVISTO/DPA Gegen Finnland haperte es einmal mehr in der Defensive.

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