So sieht es mit der Ganztagsbetreuung in und um Erbach aus
Rechtsanspruch ab dem Schuljahr 2026/27 beschäftigt Verwaltungsausschuss – Schulsozialarbeit wird aufgestockt
- Der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Grundschüler belastet die Verwaltungsspitze in Erbach. Gelten soll dieser Rechtsanspruch ab dem Schuljahr 2026/27 zunächst für Erstklässler und dann nach und nach bis zum Schuljahr 2029/30 für alle vier Klassenstufen. Befürchtet wird, dass die Kommunen in die Verantwortung genommen werden. Weil aber viele Fragen offen sind, setzte Bürgermeister Achim Gaus das Thema auf die Tagesordnung des Verwaltungsausschusses, um die Mitglieder zu informieren.
Es besteht keine Pflicht, dass Grundschulkinder die Ganztagsbetreuung wahrnehmen müssen, betonte Rathausmitarbeiterin Nicole Vorraber. Es besteht aber die Pflicht bei Bedarf an fünf Werktagen jeweils acht Stunden in der Schule ein Angebot dafür zu machen. Offene Fragen betreffen aber räumliche Voraussetzungen, Qualifikation des Personals, Betreuungsschlüssel, Finanzierung, Verantwortlichkeiten und das Maß des Rechtsanspruchs. Es geht um Betriebs-, aber auch Personalkosten, falls Lehrkräfte in die Betreuung eingebunden werden.
Der Bund begründe sein Gewähren des Rechtsanspruchs mit der Herstellung gleicher Lebensverhältnisse und der öffentlichen Fürsorge. Bürgermeister Gaus befürchtet aber, dass durch neue Regelungen die derzeit funktionierenden Erbacher Projekte scheitern könnten. Zum Ist-Zustand teilte die Verwaltung mit, dass es gegenwärtig die zentrale Ganztagsgrundschulbetreuung in Erbach
an der Schillerschule von Montag bis Donnerstag gibt. Hier ist die Betreuung von 8 bis 16 Uhr und sogar darüber hinaus gesorgt. Es gibt ein Essensangebot. Von 369 Grundschulkindern der Schillerschule, inklusive Außenstelle Donaurieden, sind derzeit 105 Kinder als Ganztagsgrundschüler angemeldet, und zwar 27 Erst-, 30 Zweit-, 30 Dritt- und 18 Viertklässler. „Randzeiten“werden über die Kernzeitbetreuung
Erbach abgedeckt. Dadurch ist für Grundschüler als sogenannte Halbtagskinder von 7 bis 14 Uhr und Ganztagskinder von 7 bis 17 Uhr am Schulzentrum für Betreuung gesorgt. 77 Kinder nutzen die Kernzeitbetreuung (26 ganztags, 51 halbtags). Das „Kerni“bietet in Eigenregie noch eine Ferienbetreuung.
In Dellmensingen, Ersingen und Ringingen bestehen Halbtagsgrundschulen. Diese sind in
Dellmensingen und Ringingen als „Verlässliche Grundschule“angelegt. In Dellmensingen gibt es über das Jugendbegleiterprogramm teils Hausaufgabenbetreuung und nachmittägliche Arbeitsgemeinschaften. 23 Grundschüler plus drei SBBZ-Besucher nehmen die Kernzeitbetreuung in Anspruch. In Dellmensingen besteht kein Mittagessensangebot, was hingegen in Ersingen an Montagen und Dienstagen ermöglicht wird. Über das Jugendbegleiterprogramm werden in Ersingen von Montag bis Donnerstag nach Unterrichtsende bis 14 Uhr Arbeitsgemeinschaften angeboten. Die Verlässliche Grundschule wurde bis vor einigen Jahren über eine Kooperation mit dem evangelischen Kindergarten gewährleistet, woran gegenwärtig kein Bedarf bestehe. Ebenfalls ein offenes Nachmittagsangebot gibt es in Ringingen. Hier nutzen 26 Kinder die Kernzeitbetreuung.
Constantin von Ulm-Erbach (CDU) bedankte sich für die Darlegung des Sachstands und betonte, dass die Kommunen nicht alleingelassen werden sollten, wie damals bei den Kitabauten. Tobias Schwetlik (Freie Wähler) beklagte das Anheben der Standards überall, dabei fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern bereits Arbeitskräfte. In der Sitzung war der Leiter der Schillerschule, Karl Nusser, anwesend, der über sehr individuellen Bedarf der Eltern bei der Betreuung außerhalb des Unterrichts berichtete. Dabei würden die Eltern den Kindern meist keine höherwertigere Betreuung an den Nachmittagen bieten können. Er erinnerte, dass die Gemeinde eigentlich für die Gebäude und nicht das Bildungsangebot und Personal zuständig ist. In etwa 40 Schultagen geht Karl Nusser in Ruhestand. Konrektorin Gabi Soldner war als Zuhörerin anwesend. Sie hat sich für den Leitungsposten beworben. Eine Entscheidung darüber stehe noch aus.
Im Verwaltungsausschuss fiel der Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat, die Schulsozialarbeit um 45 Prozent aufzustocken. Dadurch sollen dann knapp über zwei volle Stellen finanziert werden. Die Verwaltung möchte den Änderungsvertrag mit dem Ulmer Verein Oberlin entsprechend ändern. Der Gemeinderat tagt am Montag, 26. Mai. Nach Abzug der Landes- und Landkreisförderung verursacht die Aufstockung Zusatzkosten für die Stadt in Höhe von knapp 10.200 Euro im Jahr. Die Aufstockung beträfe die Gemeinschaftsschule (auf 105 Prozent) und die Realschule (auf 60 Prozent), während die Stellenanteile für Dellmensingen (Joseph-von-Egle-Grundschule und Sonderpädagogisches Bildungsund Beratungszentrum) mit je 20 Prozent gleich bleiben.
Die Schulsozialarbeit ist seit 2009 am Erbacher Schulzentrum vertreten, um primär Schülern und Eltern als Ansprechpartner zu dienen. Im Schuljahr 2021/22 fanden 655 Einzelgespräche statt, wobei sich die Pandemie und die Maßnahmen als starke Belastung für die Schülerinnen und Schüler und Angehörigen erwiesen. Ein Anstieg des Gesprächsbedarfs um 87 Prozent wurde verzeichnet, der auch Lehrkräfte betraf. Seit Dezember 2021 hatte die Stadtverwaltung auf Basis des Bundesaktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“den Stellenanteil bereits um 45 Prozent erhöht. Dieses Programm läuft zum Schuljahresende aus, weshalb die Verwaltung vorschlägt als Stadt in die Bresche zu springen. Dies sei sinnvoll, meinte Schulleiter Karl Nusser. Tobias Schwetlik (Freie Wähler) verwies auf den gestiegenen Gesprächsbedarf. Georg Hafner (SPD) nannte es gut investiertes Geld.