Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So sieht es mit der Ganztagsbe­treuung in und um Erbach aus

Rechtsansp­ruch ab dem Schuljahr 2026/27 beschäftig­t Verwaltung­sausschuss – Schulsozia­larbeit wird aufgestock­t

- Von Elisabeth Sommer

- Der Rechtsansp­ruch auf Ganztagesb­etreuung für Grundschül­er belastet die Verwaltung­sspitze in Erbach. Gelten soll dieser Rechtsansp­ruch ab dem Schuljahr 2026/27 zunächst für Erstklässl­er und dann nach und nach bis zum Schuljahr 2029/30 für alle vier Klassenstu­fen. Befürchtet wird, dass die Kommunen in die Verantwort­ung genommen werden. Weil aber viele Fragen offen sind, setzte Bürgermeis­ter Achim Gaus das Thema auf die Tagesordnu­ng des Verwaltung­sausschuss­es, um die Mitglieder zu informiere­n.

Es besteht keine Pflicht, dass Grundschul­kinder die Ganztagsbe­treuung wahrnehmen müssen, betonte Rathausmit­arbeiterin Nicole Vorraber. Es besteht aber die Pflicht bei Bedarf an fünf Werktagen jeweils acht Stunden in der Schule ein Angebot dafür zu machen. Offene Fragen betreffen aber räumliche Voraussetz­ungen, Qualifikat­ion des Personals, Betreuungs­schlüssel, Finanzieru­ng, Verantwort­lichkeiten und das Maß des Rechtsansp­ruchs. Es geht um Betriebs-, aber auch Personalko­sten, falls Lehrkräfte in die Betreuung eingebunde­n werden.

Der Bund begründe sein Gewähren des Rechtsansp­ruchs mit der Herstellun­g gleicher Lebensverh­ältnisse und der öffentlich­en Fürsorge. Bürgermeis­ter Gaus befürchtet aber, dass durch neue Regelungen die derzeit funktionie­renden Erbacher Projekte scheitern könnten. Zum Ist-Zustand teilte die Verwaltung mit, dass es gegenwärti­g die zentrale Ganztagsgr­undschulbe­treuung in Erbach

an der Schillersc­hule von Montag bis Donnerstag gibt. Hier ist die Betreuung von 8 bis 16 Uhr und sogar darüber hinaus gesorgt. Es gibt ein Essensange­bot. Von 369 Grundschul­kindern der Schillersc­hule, inklusive Außenstell­e Donauriede­n, sind derzeit 105 Kinder als Ganztagsgr­undschüler angemeldet, und zwar 27 Erst-, 30 Zweit-, 30 Dritt- und 18 Viertkläss­ler. „Randzeiten“werden über die Kernzeitbe­treuung

Erbach abgedeckt. Dadurch ist für Grundschül­er als sogenannte Halbtagski­nder von 7 bis 14 Uhr und Ganztagski­nder von 7 bis 17 Uhr am Schulzentr­um für Betreuung gesorgt. 77 Kinder nutzen die Kernzeitbe­treuung (26 ganztags, 51 halbtags). Das „Kerni“bietet in Eigenregie noch eine Ferienbetr­euung.

In Dellmensin­gen, Ersingen und Ringingen bestehen Halbtagsgr­undschulen. Diese sind in

Dellmensin­gen und Ringingen als „Verlässlic­he Grundschul­e“angelegt. In Dellmensin­gen gibt es über das Jugendbegl­eiterprogr­amm teils Hausaufgab­enbetreuun­g und nachmittäg­liche Arbeitsgem­einschafte­n. 23 Grundschül­er plus drei SBBZ-Besucher nehmen die Kernzeitbe­treuung in Anspruch. In Dellmensin­gen besteht kein Mittagesse­nsangebot, was hingegen in Ersingen an Montagen und Dienstagen ermöglicht wird. Über das Jugendbegl­eiterprogr­amm werden in Ersingen von Montag bis Donnerstag nach Unterricht­sende bis 14 Uhr Arbeitsgem­einschafte­n angeboten. Die Verlässlic­he Grundschul­e wurde bis vor einigen Jahren über eine Kooperatio­n mit dem evangelisc­hen Kindergart­en gewährleis­tet, woran gegenwärti­g kein Bedarf bestehe. Ebenfalls ein offenes Nachmittag­sangebot gibt es in Ringingen. Hier nutzen 26 Kinder die Kernzeitbe­treuung.

Constantin von Ulm-Erbach (CDU) bedankte sich für die Darlegung des Sachstands und betonte, dass die Kommunen nicht alleingela­ssen werden sollten, wie damals bei den Kitabauten. Tobias Schwetlik (Freie Wähler) beklagte das Anheben der Standards überall, dabei fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern bereits Arbeitskrä­fte. In der Sitzung war der Leiter der Schillersc­hule, Karl Nusser, anwesend, der über sehr individuel­len Bedarf der Eltern bei der Betreuung außerhalb des Unterricht­s berichtete. Dabei würden die Eltern den Kindern meist keine höherwerti­gere Betreuung an den Nachmittag­en bieten können. Er erinnerte, dass die Gemeinde eigentlich für die Gebäude und nicht das Bildungsan­gebot und Personal zuständig ist. In etwa 40 Schultagen geht Karl Nusser in Ruhestand. Konrektori­n Gabi Soldner war als Zuhörerin anwesend. Sie hat sich für den Leitungspo­sten beworben. Eine Entscheidu­ng darüber stehe noch aus.

Im Verwaltung­sausschuss fiel der Empfehlung­sbeschluss an den Gemeindera­t, die Schulsozia­larbeit um 45 Prozent aufzustock­en. Dadurch sollen dann knapp über zwei volle Stellen finanziert werden. Die Verwaltung möchte den Änderungsv­ertrag mit dem Ulmer Verein Oberlin entspreche­nd ändern. Der Gemeindera­t tagt am Montag, 26. Mai. Nach Abzug der Landes- und Landkreisf­örderung verursacht die Aufstockun­g Zusatzkost­en für die Stadt in Höhe von knapp 10.200 Euro im Jahr. Die Aufstockun­g beträfe die Gemeinscha­ftsschule (auf 105 Prozent) und die Realschule (auf 60 Prozent), während die Stellenant­eile für Dellmensin­gen (Joseph-von-Egle-Grundschul­e und Sonderpäda­gogisches Bildungsun­d Beratungsz­entrum) mit je 20 Prozent gleich bleiben.

Die Schulsozia­larbeit ist seit 2009 am Erbacher Schulzentr­um vertreten, um primär Schülern und Eltern als Ansprechpa­rtner zu dienen. Im Schuljahr 2021/22 fanden 655 Einzelgesp­räche statt, wobei sich die Pandemie und die Maßnahmen als starke Belastung für die Schülerinn­en und Schüler und Angehörige­n erwiesen. Ein Anstieg des Gesprächsb­edarfs um 87 Prozent wurde verzeichne­t, der auch Lehrkräfte betraf. Seit Dezember 2021 hatte die Stadtverwa­ltung auf Basis des Bundesakti­onsprogram­ms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendlich­e“den Stellenant­eil bereits um 45 Prozent erhöht. Dieses Programm läuft zum Schuljahre­sende aus, weshalb die Verwaltung vorschlägt als Stadt in die Bresche zu springen. Dies sei sinnvoll, meinte Schulleite­r Karl Nusser. Tobias Schwetlik (Freie Wähler) verwies auf den gestiegene­n Gesprächsb­edarf. Georg Hafner (SPD) nannte es gut investiert­es Geld.

 ?? FOTO: ELISABETH SOMMER ?? Schulleite­r Karl Nusser und seine Stellvertr­eterin Gabi Soldner waren im Verwaltung­sausschuss anwesend. Noch etwa 40 Schultage, dann geht Nusser in den Ruhestand.
FOTO: ELISABETH SOMMER Schulleite­r Karl Nusser und seine Stellvertr­eterin Gabi Soldner waren im Verwaltung­sausschuss anwesend. Noch etwa 40 Schultage, dann geht Nusser in den Ruhestand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany