Mozart im Münster
Konzertchor Oberschwaben und die Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben spielen in Obermarchtal
- Im Stehen applaudierten die Zuhörer am Samstag im Münster Obermarchtal und dankten den Musikern für das vortreffliche Erlebnis eines Doppelkonzerts der klassischen Kirchenmusik. Der Konzertchor Oberschwaben und die Kammerphilharmonie BodenseeOberschwaben haben dort die Große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart aufgeführt.
Vorangestellt war diesem Monumentalwerk für Orchester, Chor und Solisten die Kantate „Du Hirte Israel, höre“von Johann Sebastian Bach. Vier Solisten und ein bis zu achtstimmiger Chor schufen mit Orchesterbegleitung Momente mit großer Erinnerungskraft – dies alles unter Gesamtleitung von Gregor Simon, ein in Obermarchtal bekannter Kirchenmusiker, der hingebungsvoll den Taktstock führte.
Der Konzertchor gab sich mit 24 Sängerinnen und 15 Sängern die Ehre und wurde von der Kammerphilharmonie begleitet, die nach der Kantate mit 15 Streichern, drei Oboen, einem Fagott, einer Flöte und Truhenorgel für die große Mozart-Messe um sieben Blechbläser, einen Paukenspieler und eine Fagottspielerin anwuchs. Dann traten die vier Solisten in Erscheinung, hauptsächlich die beiden Sopranistinnen Sabine Goetz (Mannheim) und Simone Schwark (Frankfurt/
Main), die in ihrem Metier glänzten. Gleich fünf Mal kam die Mannheimerin Goetz per Solo, mit dem Chor, im Duett mit ihrer Kollegin, im Terzett mit Tenor Richard Resch und schließlich beim Benedictus im Quartett mit Bass Hans Porten zum Einsatz und bewies ihre Klasse.
Bei der Arie „Et incarnatus est“kam Sabine Goetz‘ bestechende Klangfarbe ganz besonders zum Tragen. Hierbei wird das göttliche Kind besungen – und in der einstigen Klosterkirche war engelsgleicher Gesang zu vernehmen. Simone Schwark lieferte vier Vorträge und wies ebenfalls bei ihrem Solopart, der Lobesarie „Laudamus te“, ihre reinen, klaren
Klanghöhen nach. War der Chor fünfstimmig beim Gloria ein außerordentlicher Genuss, so prägte er sich immer wieder auch achtstimmig in die Gehörgänge der andächtig lauschenden Klosterkirchenbesucher ein. Nur einmal störte ein seltsames Dröhnen, das von einer durch den Marchtaler Torbogen marschierenden Musikkapelle verursacht wurde.
In der Programmschrift informiert der Leiter des Carus-Verlags, Uwe Wolf, über die Große Messe in c-Moll: „Durch die opulenten Dimensionen unterscheidet sich die Messe von allen anderen Messen Mozarts – und auch denen der Zeitgenossen“. Die
Messe rücke in die Nähe der hMoll-Messe Johann Sebastian Bachs und der Missa solemnis Ludwig van Beethovens.
Anleihen seien bei Händel genommen. Der Fragmentcharakter verbindet sie mit dem Requiem. Die Messe sei aufgrund eines Gelübdes für die Genesung seiner Verlobten komponiert worden. Die Nichtfertigstellung habe zu Mutmaßungen geführt, der Grund könnte ein Kindstod sein.
Gregor Simon gründete 2014 den Konzertchor Oberschwaben. Mit dem Konzertchor gab er bereits Messen in d-Moll, e-Moll und h-Moll. Simon ist Chorleiter, Komponist und Organist und internationaler Preisträger. Die Kammerphilharmonie BodenseeOberschwaben ist laut Programm seit ihrer Gründung 1992 mehr als 500 Mal aufgetreten, wobei dies als Partner von Chören geschehen sei.
Weil der Alb-Donau-Kreis heuer 50 Jahre alt wird, förderte das Landratsamt diese Veranstaltung finanziell. Landrat Heiner Scheffold war mit zahlreichen Kreistagsmitgliedern in den Reihen des Publikums. Um allen Zuhörern einen Sitzplatz im Münster Obermarchtal bieten zu können, waren neben den Kirchenbänken noch einige Stühle aufgestellt.
Das nächste Konzert im Münster Obermarchtal gibt Gregor Simon am Pfingstmontag, 29. Mai, um 17 Uhr. Es ist ein barockes Trompetenkonzert mit Hermann Ulmschneider aus Bad Wurzach.