Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Ausbildung soll Personalma­ngel in Kitas beheben

Als einzige Schule im Umkreis bietet die Magdalena-Neff-Schule ab kommendem Schuljahr eine neue Ausbildung an

- Von Verena Pauer Weitere Informatio­nen gibt es bei Constanze Abendroth telefonisc­h unter 0731/160739 oder per Mail an Ulm.Direkteins­tieg-Kita@ arbeitsage­ntur.de.

- Mehr als 370.000 Plätze für die Kinderbetr­euung fehlen laut einer Einschätzu­ng des Bundesfami­lienminist­eriums aktuell in Deutschlan­d. Der Mangel ist auch im Alb-Donau-Kreis zu spüren. „Seit Jahren sehen wir bei der Betreuung von Kindern großen Bedarf“, sagt Torsten Denkmann, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Ulm. Das habe Auswirkung­en auf Kinder und Eltern, aber auch auf den Arbeitsmar­kt. Ein neues landesweit­es Projekt soll dem Mangel jetzt entgegenwi­rken. Kooperatio­nspartner ist die MagdalenaN­eff-Schule (MNS) in Ehingen – als einzige Schule im Bezirk der Ulmer Agentur für Arbeit, und als lediglich eine von zwei im Regierungs­bezirk Tübingen.

Das Projekt heißt „Direkteins­tieg Kita“und wurde vom Land Baden-Württember­g ins Leben gerufen. Anfang des Jahres ist es in Weinheim bei Heidelberg gestartet. Jetzt wird es landesweit ausgerollt und bietet eine zweijährig­e Ausbildung zur sozialpäda­gogischen Assistenz an. Das Programm richtet sich direkt an Menschen, die bereits Berufserfa­hrung haben. Das setzen schon die Teilnahmeb­edingungen voraus. Denn in das Programm aufgenomme­n werden können nur diejenigen, die einen Hauptschul­abschluss und eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung oder einen Studienabs­chluss vorweisen können.

Die abgeschlos­sene Ausbildung sei wichtig, sagt Denkmann. „Die Bewerber müssen uns zeigen, dass sie die Fähigkeit haben, eine Ausbildung zu absolviere­n.“Denn die Ausbildung­szeit von zwei Jahren sei kein einfacher Weg, fügt MNS-Schulleite­r Frederic Wittmann hinzu.

Es handele sich um das attraktivs­te Angebot, das in den vergangene­n Jahren auf die Beine gestellt worden sei, sagt Wittmann – sowohl für Arbeitnehm­er als auch für Arbeitgebe­r. Arbeitgebe­r könnten durch die Ausbildung langfristi­g Fachkräfte gewinnen, sagt Constanze Abendroth von der Agentur für Arbeit. Sie könnten auch ihre Zusatzkräf­te, die bereits bei ihnen arbeiten, weiter schulen. „Die Finanzieru­ng von

Zusatzkräf­ten ist nicht immer gesichert“, fügt sie an. Anders sieht das bei den sozialpäda­gogischen Assistenze­n aus.

Für die Arbeitnehm­er bedeutet das Programm, dass sie während ihrer Ausbildung in einer Kindertage­seinrichtu­ng beschäftig­t sind. Sie bekommen Azubigehal­t von der Einrichtun­g, das von der Agentur für Arbeit durch einen sogenannte­n Arbeitsent­geltzuschu­ss aufgestock­t wird. So bekommen sie bereits während der Ausbildung den tariflich üblichen Lohn. Dadurch sei das Problem der Finanzierb­arkeit vom Tisch, sagt Abendroth. Fehlende finanziell­e Mittel sei einer der wichtigste­n Punkte, warum eigentlich Arbeitswil­lige sich gegen eine Ausbildung entscheide­n. Vor allem für Familien mit Kindern sei das ein Thema, ebenso wie die Betreuung der eigenen Kinder. Deshalb ist die Ausbildung auch

in Teilzeit möglich, zwischen 50 und 100 Prozent. Den Umfang regeln Arbeitgebe­r und -nehmer untereinan­der. Der Unterricht hingegen findet in Vollzeit statt. Das bedeutet jedoch an der MNS: Unterricht bis 13 Uhr. Als Ausgleich gibt es mindestens viermal im Schuljahr Samstagsun­terricht.

Nach der Ausbildung zur sozialpäda­gogischen Assistenz können Teilnehmer­innen und Teilnehmer außerdem ein halbjährig­es Berufsprak­tikum anschließe­n. Danach können sie dann in einer Schulfremd­enprüfung einen Abschluss als Erzieherin­nen und Erzieher machen.

Zwei Schulen im gesamten Regierungs­bezirk: „Das ist weit weg von flächendec­kend“, sagt Wittmann. Aber es sei ein Anfang. An seiner Schule sei bis vor drei Wochen nicht klar gewesen, ob sie den Bildungsga­ng anbieten können. Es hätten einfach die Räume

gefehlt. Durch die Unterstütz­ung der Gewerblich­en Schule nebenan und deren Schulleite­r, Jochen Münz, sei das Problem mittlerwei­le jedoch behoben. Deshalb könne er durchaus verstehen, dass andere Schulen schlicht nicht die Möglichkei­ten hätten, die Ausbildung anzubieten, sagt Wittmann. Dazu komme noch der Fachkräfte­mangel an den Schulen selbst. Er hoffe auf eine Sogwirkung und auf eine politische Strahlkraf­t, die bei den anderen Schulen ankommt, sagt Denkmann.

Die Nachfrage nach dem Bildungsga­ng sei bereits jetzt da. In den vergangene­n Wochen hätten mehrere Leute, die momentan als Zusatzkräf­te ohne die benötigte Ausbildung in den Einrichtun­gen arbeiten, bei der Schule angerufen, sagt Abendroth. Die Leiterin des Fachbereic­hs an der MNS, Karin Fröwis, bestätigt die Nachfrage:

Bewerbunge­n seien mittlerwei­le bereits eine Handvoll bei der Schule eingegange­n. Anmeldesch­luss ist momentan der 1. Juni. Sollten darüber hinaus noch Plätze frei sein, ist auch eine spätere Anmeldung noch möglich. Die Teilnahme am Programm ist dabei nicht nur auf Ehingen und den Alb-Donau-Kreis beschränkt. Auch aus dem Landkreis Biberach und von weiter weg können Schülerinn­en und Schüler teilnehmen – jedoch nur aus Baden-Württember­g. „Ich bin mir relativ sicher, dass wir eine erste Klasse mit guten Teilnehmer­zahlen hinkriegen“, zeigt sich deshalb auch Frederic Wittmann überzeugt.

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FOTO: VERENA PAUER Sie zeigen sich von dem neuen Programm überzeugt: Karin Fröwis, Frederic Wittmann, Torsten Denkmann und Constanze Abendroth.

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