Neue Ausbildung soll Personalmangel in Kitas beheben
Als einzige Schule im Umkreis bietet die Magdalena-Neff-Schule ab kommendem Schuljahr eine neue Ausbildung an
- Mehr als 370.000 Plätze für die Kinderbetreuung fehlen laut einer Einschätzung des Bundesfamilienministeriums aktuell in Deutschland. Der Mangel ist auch im Alb-Donau-Kreis zu spüren. „Seit Jahren sehen wir bei der Betreuung von Kindern großen Bedarf“, sagt Torsten Denkmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Ulm. Das habe Auswirkungen auf Kinder und Eltern, aber auch auf den Arbeitsmarkt. Ein neues landesweites Projekt soll dem Mangel jetzt entgegenwirken. Kooperationspartner ist die MagdalenaNeff-Schule (MNS) in Ehingen – als einzige Schule im Bezirk der Ulmer Agentur für Arbeit, und als lediglich eine von zwei im Regierungsbezirk Tübingen.
Das Projekt heißt „Direkteinstieg Kita“und wurde vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Anfang des Jahres ist es in Weinheim bei Heidelberg gestartet. Jetzt wird es landesweit ausgerollt und bietet eine zweijährige Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz an. Das Programm richtet sich direkt an Menschen, die bereits Berufserfahrung haben. Das setzen schon die Teilnahmebedingungen voraus. Denn in das Programm aufgenommen werden können nur diejenigen, die einen Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen Studienabschluss vorweisen können.
Die abgeschlossene Ausbildung sei wichtig, sagt Denkmann. „Die Bewerber müssen uns zeigen, dass sie die Fähigkeit haben, eine Ausbildung zu absolvieren.“Denn die Ausbildungszeit von zwei Jahren sei kein einfacher Weg, fügt MNS-Schulleiter Frederic Wittmann hinzu.
Es handele sich um das attraktivste Angebot, das in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt worden sei, sagt Wittmann – sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber. Arbeitgeber könnten durch die Ausbildung langfristig Fachkräfte gewinnen, sagt Constanze Abendroth von der Agentur für Arbeit. Sie könnten auch ihre Zusatzkräfte, die bereits bei ihnen arbeiten, weiter schulen. „Die Finanzierung von
Zusatzkräften ist nicht immer gesichert“, fügt sie an. Anders sieht das bei den sozialpädagogischen Assistenzen aus.
Für die Arbeitnehmer bedeutet das Programm, dass sie während ihrer Ausbildung in einer Kindertageseinrichtung beschäftigt sind. Sie bekommen Azubigehalt von der Einrichtung, das von der Agentur für Arbeit durch einen sogenannten Arbeitsentgeltzuschuss aufgestockt wird. So bekommen sie bereits während der Ausbildung den tariflich üblichen Lohn. Dadurch sei das Problem der Finanzierbarkeit vom Tisch, sagt Abendroth. Fehlende finanzielle Mittel sei einer der wichtigsten Punkte, warum eigentlich Arbeitswillige sich gegen eine Ausbildung entscheiden. Vor allem für Familien mit Kindern sei das ein Thema, ebenso wie die Betreuung der eigenen Kinder. Deshalb ist die Ausbildung auch
in Teilzeit möglich, zwischen 50 und 100 Prozent. Den Umfang regeln Arbeitgeber und -nehmer untereinander. Der Unterricht hingegen findet in Vollzeit statt. Das bedeutet jedoch an der MNS: Unterricht bis 13 Uhr. Als Ausgleich gibt es mindestens viermal im Schuljahr Samstagsunterricht.
Nach der Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz können Teilnehmerinnen und Teilnehmer außerdem ein halbjähriges Berufspraktikum anschließen. Danach können sie dann in einer Schulfremdenprüfung einen Abschluss als Erzieherinnen und Erzieher machen.
Zwei Schulen im gesamten Regierungsbezirk: „Das ist weit weg von flächendeckend“, sagt Wittmann. Aber es sei ein Anfang. An seiner Schule sei bis vor drei Wochen nicht klar gewesen, ob sie den Bildungsgang anbieten können. Es hätten einfach die Räume
gefehlt. Durch die Unterstützung der Gewerblichen Schule nebenan und deren Schulleiter, Jochen Münz, sei das Problem mittlerweile jedoch behoben. Deshalb könne er durchaus verstehen, dass andere Schulen schlicht nicht die Möglichkeiten hätten, die Ausbildung anzubieten, sagt Wittmann. Dazu komme noch der Fachkräftemangel an den Schulen selbst. Er hoffe auf eine Sogwirkung und auf eine politische Strahlkraft, die bei den anderen Schulen ankommt, sagt Denkmann.
Die Nachfrage nach dem Bildungsgang sei bereits jetzt da. In den vergangenen Wochen hätten mehrere Leute, die momentan als Zusatzkräfte ohne die benötigte Ausbildung in den Einrichtungen arbeiten, bei der Schule angerufen, sagt Abendroth. Die Leiterin des Fachbereichs an der MNS, Karin Fröwis, bestätigt die Nachfrage:
Bewerbungen seien mittlerweile bereits eine Handvoll bei der Schule eingegangen. Anmeldeschluss ist momentan der 1. Juni. Sollten darüber hinaus noch Plätze frei sein, ist auch eine spätere Anmeldung noch möglich. Die Teilnahme am Programm ist dabei nicht nur auf Ehingen und den Alb-Donau-Kreis beschränkt. Auch aus dem Landkreis Biberach und von weiter weg können Schülerinnen und Schüler teilnehmen – jedoch nur aus Baden-Württemberg. „Ich bin mir relativ sicher, dass wir eine erste Klasse mit guten Teilnehmerzahlen hinkriegen“, zeigt sich deshalb auch Frederic Wittmann überzeugt.