Ein Unternehmer wird zum Lehrer
Matthias Tries spricht am JVG in Ehingen über die Verantwortung eines Unternehmers
- Wie sieht unternehmerische Verantwortung aus? Dieses Thema beschäftigt momentan den Leistungskurs Wirtschaft des Johann-Vanotti-Gymnasiums in Ehingen. Um die Frage zu klären, hat sich Lehrer Thomas Lämmle einen Gesprächspartner aus der Wirtschaft geholt: Matthias Tries vom Ehinger Unternehmen Tries. Der Kontakt zwischen Schule und Unternehmen besteht dank einer Bildungspartnerschaft schon lange. Dass Tries jedoch an diesem Dienstagnachmittag in dem Klassenzimmer am JVG steht, geht auf das Format „Unternehmer als Lehrer“der IHK Ulm zurück. Das soll Schülerinnen und Schülern am praktischen Beispiel verdeutlichen, wie die Realität von Unternehmern in der heutigen Zeit aussieht und welchen Aufgaben sie sich gegenüber sehen.
Am JVG lag der Schwerpunkt auf der Verantwortung, die ein Unternehmer gegenüber seinem Unternehmen, der Gesellschaft und der Umwelt hat. „Man muss ein bisschen tiefer schauen, weil Unternehmen wollen ihr Markenimage nach vorne bringen“, sagte Tries vor der Klasse. Bei großen Unternehmen würden ganze Teams dahinter stecken, die sich Gedanken um das richtige Auftreten machen. Deshalb gehöre immer auch die Frage dazu: Warum macht ein Unternehmen das, was es macht?
„Manches ist freiwillig, aber nicht alles“, erklärte Tries. Gesetze würden für Unternehmer bereits einen gewissen Handlungsrahmen vorgeben. „Es gibt interessante Gesetzestexte, die wichtig sind für unser Zusammenleben, es gibt aber auch solche wie das hier“, sagte der Unternehmer mit Verweis auf die EU-Verordnung, die einmal Normen für Gurken bestimmte. Es sind nicht nur EU-Verordnungen, sondern auch Gesetze auf Bundesund Landesebene ebenso wie Regulierungen von Kommunen, die die Arbeit der Unternehmer beeinflussen und Rechtspf lichten für sie darstellen. Insgesamt fast 3000 dieser Rechtspf lichten müssen die Unternehmer laut Tries jährlich auf Veränderungen überprüfen und nachsehen, ob der Betrieb noch im Rahmen dieser Pflichten verläuft.
Es gebe jedoch auch einen großen freiwilligen Teil, führte Tries aus. Er spricht hier von den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Alle drei seien notwendig, damit ein Unternehmen auch zukünftig funktionieren könne und sich entwickle. Ohne das richtige ökonomische Handeln könne es die anderen beiden Säulen nicht geben, betonte der Unternehmer. Nur wenn ein Unternehmen wettbewerbsfähig sei, könne es sich auch im sozialen Bereich und für die Umwelt engagieren. Aber er sagte auch: „Je kleiner das Unternehmen ist, desto wichtiger ist es, wie die Region dasteht.“
Deshalb seien Projekte wie die Bildungspartnerschaft mit dem JVG so wichtig. Denn nur durch gute Ausbildung könne ein Unternehmen auf einen Pool an gebildetem Personal zurückgreifen. Nur wenn es genug Betreuungsangebote vor Ort gebe, könne dieses Personal langfristig gehalten werden. „Wir wollen nicht investieren in Personal, das dann wieder verschwindet und nach zehn Jahren zurückkommt, wenn die Kinder alt genug sind“, sagte Tries. Deshalb seien auch Betreuungsmöglichkeiten im eigenen Unternehmen ein wichtiger Punkt. Aber auch kulturelle und gesellschaftliche Anreize müssten geschaffen werden, um Fachkräfte langfristig in der Stadt und damit auch beim Unternehmen zu halten.
Um als Unternehmen eine Zukunft zu haben, sei jedoch auch der Klimaschutz ein wichtiger Punkt, erklärte Tries den Schülerinnen und Schülern des JVG. Dabei sei es vor allem wichtig, Zahlen zu sammeln und so die Aufgabe übersichtlich und quantifizierbar zu machen. In seiner Firma seien besonders CO2 und Stromverbrauch große Themen. Durch das Umstellen auf LED-Beleuchtung, eine Photovoltaik-Anlage und weitere Maßnahmen sei es Tries möglich, mehr als 700 Tonnen CO2 einzusparen. Die Photovoltaik-Anlage rechne sich auch noch aus ökonomischer Sicht. Denn nach etwa sieben Jahren sei sie abbezahlt. Nach zehn Jahren würde das Unternehmen damit bereits mehr als 300.000 Euro einsparen, nach 20 Jahren über eine Million.
Die Motivation eines Unternehmers, verantwortungsbewusst zu handeln, sei jedoch nicht nur durch das Unternehmen zu erklären, sagte Tries. Denn dieser sei in der Stadt in gewisser Weise auch eine Person des öffentlichen Lebens. Und als solche wolle man nun einmal positiv wahrgenommen werden. Das geschehe zum Beispiel durch Spenden. Auch einen christlichen Grundgedanken erkennt Tries in seinen Handlungen. Und letztendlich sei soziales Engagement auch immer eine gute Werbung für den Unternehmer und das Unternehmen.
„Je kleiner das Unternehmen ist, desto wichtiger ist es, wie die Region dasteht.“Matthias Tries