Eine Erfolgsgeschichte wird 50 Jahre alt
Festabend zu „50 Jahre VG Munderkingen“– Blick in die Anfänge
- Die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Munderkingen ist 50 Jahre alt geworden. Das haben der Verbandsvorsitzende Michael Lohner und rund 90 geladene Gäste aus der VG zum Anlass genommen, ein besonderes Konstrukt zu feiern. Denn die VG Munderkingen ist eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen in der Region sucht.
Munderkingens Bürgermeister Michael Lohner, zugleich Chef der VG, steht am Eingang der Aula der Munderkinger Schillerschule. Es ist ein lauer Abend im Mai, gut gelaunt stehen die Gäste noch kurz vor Beginn im Freien und freuen sich darüber, das eine oder andere altbekannte Gesicht zu sehen. „Gratuliere zum Fest“, sagt Lohner am Eingang und schüttelt jedem Gast die Hand. Und irgendwie passt diese Begrüßung auch, denn die 90 Gäste an diesem Abend haben alle „etwas“mit der VG zu tun. Egal ober amtierende Bürgermeister und Mitarbeiter oder ehemalige Gemeindeoberhäupter und Verantwortliche die große VG-Familie hat sich getroffen, um ein wenig in die Geschichte eines Verbundes einzutauchen, der das gleiche „Geburtsjahr“wie der Alb-DonauKreis hat. Deswegen – und weil er einfach gerne in „dem schönen Flecken Munderkingen“ist – kam auch Landrat Heiner Scheffold zum Reden und Gratulieren.
„Mit 50 gehört man längst noch nicht zum alten Eisen“, betont dann auch Michael Lohner in seiner gewohnt launigen Hommage an die VG und ihre „Familienmitglieder“. Für Lohner war es wichtig, tief in die Geschichte und somit auch in die Anfänge der VG einzutauchen. „Weil die Geschichte eben wichtig ist und die Bedeutung der VG, den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit verdeutlicht“, so Lohner, der die Jahre zwischen 1969 und 1973 bis zur Gründung des Kreises und der VG als „wilde politische Jahre“bezeichnet. „Damals war es alles andere als harmonisch. Es war eine risikoreiche und unsichere Zeit und das Konstrukt einer VG war einfach unbekannt“, sagt Lohner, der die Gründung einer VG mit der Innovationsforschung vergleicht: „Innovationen können auch durch kombinieren von bereits vorhandenen Teilen entstehen. Und die Kombination von vielen Gemeinden zu einer VG war risikoreich.“
Nicht nur Gemeinden mussten zusammengeführt werden, sondern auch die Menschen, die für die VG arbeiten. „Es war ein beispielhafter Akt“, betont der VGVorsitzende,
der den damals handelnden Personen eine ungeheure Innovationskraft bescheinigt. Allen voran natürlich dem bereits verstorbenen Paul Egle, der weithin als „Vater der VG Munderkingen“gilt und ein Mann der ersten Stunde war und damals die Geschäftsführung übernahm, die heute Markus Mussotter inne hat „Er war der Mann, der den Betrieb geformt hat, der ihn entwickelt hat und die Mitglieder bei Laune gehalten hat“, so Lohner.
Auch die damaligen Bürgermeister wussten laut Lohner genau, dass es jetzt Zeit werde, sich zu bewegen. „Es ging zum einen darum, die eigene Haut zu retten, aber auch die Eigenständigkeit der kleineren Gemeinden zu wahren. Ohne die VG wäre die Raumschaft damals zerbröselt und zerbröckelt“, sagt Lohner und spielt damit auf die Gemeinde- und Kreisreform an. Weg vom Kirchturmdenken, hin zur Raumschaft sei damals das Gebot der Stunde gewesen. Integrierend haben laut Lohner damals Obermarchtals heutiger Ehrenbürger Hermann Branz und der damalige Oberstadioner Schultes Hartmut Schneider gewirkt. „Es war wirr damals. Reutlingendorf wollte zuerst in den Kreis Biberach, Emeringen in den Landkreis Reutlingen. In den Winkelgemeinden machte der Biberacher Landrat Steuer Werbung für den Kreis Biberach, Moosbeuren wollte unbedingt nach Biberach“, erinnert Lohner. Rottenacker hingegen liebäugelte mit einer Eingemeindung nach Ehingen und kam erst am 1. Januar 1975 zur VG.
Aller Anfang war also auch in der VG Munderkingen schwer. „Der Beitritt zur VG war damals eine Sache der Vernunft, nicht des Herzens“, so Lohner. Über diverse Zweckverbände wie den Abwasserverband, die Musikschule, das interkommunale Gewerbegebiet, die Bussenwasserversorgungsgruppe oder den Grundschulverband Oberstadion seien die Gemeinden immer enger zusammengewachsen. „Wir haben diese Verbände gebraucht, um voranzukommen“, erklärt Lohner, der dabei gerne den früheren VGGeschäftsführer Wilhelm Fügner zitiert, der sagt: „Die VG ist ein Dienstleister für alle Gemeinden.“Und aus diesem Dienstleister habe sich immer mehr auch ein Gefühl entwickelt. „Die VG ist heute mehr als nur die Verwaltung. Sie ist mehr als die Summe der Gemeinden. Sie ist mittlerweile getragen von einem besonderen Geist“, sagt Lohner, der aber auch weiß, dass liebgewonnene Dinge wie der VG-Fußballcup oder andere gemeinsame Unternehmungen bröckeln. „Wir alle brauchen hier auch Rückenwind aus der Bevölkerung“, so Lohner, der vielen Menschen wie beispielsweise den Bürgermeistern Karl Hauler, Hans Rieger, Uwe Handgrätinger oder Romy Wurm die „VG-Muttermilch“bestätigt. „Ich komme ja aus Schwäbisch Gmünd, Bürgermeister Kevin
Wiest aus Ulm und Bürgermeister Martin Krämer aus Essen - da gibt es keine VG-Muttermilch“, sagt Lohner, der an alle appelliert, „neue Formate“zu finden. Im Jahr 2024 wird es beispielsweise in der VG einen gemeinsamen Standesamtsbezirk geben, so Lohner.
Auch Landrat Heiner Scheffold, der erst kürzlich 50 Jahre Alb-Donau-Kreis in Ehingen gefeiert hat, bezeichnet die VG als „nachhaltige Idee und als einen guten und richtungsweisenden Schritt“. „Die damals geschaffenen Strukturen halten bis heute Stand. Die VG ist ein leistungsfähiges, kommunales Dienstleistungszentrum und die Politik verschwendet auch keinen Gedanken daran, diese Strukturen zu verändern“, so der Landrat. Mit Blick auf den Alb-Donau-Kreis gebe es außer Erbach, Blaustein und Schelklingen keine Gemeinde oder Stadt, die nicht auch in einer VG organisiert sei. „Und die VG Munderkingen mit ihren 13 Mitgliedskommunen ist eine sehr geschlossene Verwaltungsgemeinschaft“, betont der Landrat.
Umrahmt wurde der Abend in der Aula vom Klarinettenensemble der Musikschule mit ihrem neuen Leiter Volker Frank. Unter anderem spielten die jungen Musikerinnen das Beatles-Stück „Yesterday“und zeigten dabei ihr Können.
„Die Politik verschwendet keinen Gedanken daran, diese Strukturen zu verändern.“Landrat Heiner Scheffold
„Mit 50 gehört man längst noch nicht zum alten Eisen.“Verbandsvorsitzender Michael Lohner