„Kirche ist so viel Schönheit“
Party im Namen des Herrn – Fünf Freunde laden zu großem Pfingstfest ein
- Es wird eine große Party im Namen des Herrn: Viele junge Menschen stürmen die Ulmer St.Georgskirche. Das Gotteshaus verwandelt sich am Wochenende in eine Bühne mit Sound- und Lichtanlage.
Verantwortlich dafür sind Michael Keck, Ralf Salamon, Nadine Salamon, Dominik Späth und Matthias Merath. Sie verbindet nicht nur ihre Freundschaft, sondern vor allem ihr tiefer Glaube an Gott. Der hat ihnen in den vergangenen Tagen und Wochen jedoch einigen Stress beschert.
Die fünf Freunde organisieren ein großes Pfingstfest in und um die St.-Georgskirche in der Olgastraße – mit vielen Gästen aus ganz Baden-Württemberg. Auch Weihbischof Thomas Maria Renz schaut vorbei und hält eine Heilige Messe sowie ein Pfingsthochamt. Die drei Tage von Samstag bis Montag stehen unter dem Motto „Neue Hoffnung – Pfingsten 2023“. Das pralle Programm mit seinen Workshops und „Inputs“erinnert eher an ein buntes Festival, denn an eine klassische kirchliche Veranstaltung. Soll es aber auch.
Das Pfingstfest richtet sich in erster Linie an junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 35 Jahren. Und die können mit „BibleLettering“offenbar mehr anfangen als mit einem Rosenkranzgebet. Aber Matthias Merath sagt: „Wir sind keine Kirchen-Revoluzzer.“Er stammt aus Ulm-Söflingen, seine Mitorganisatoren allesamt aus dem Biberacher Raum, aus Schemmerhofen, Mittelbiberach oder Untersulmetingen.
Dass das Pfingstfest in Ulm gefeiert wird, liegt unter anderem daran, dass es besser erreichbar ist als Biberach. Veranstalter jedoch ist der Gebetskreis „Prayersession Schemmerhofen“der Kirchengemeinde Schemmerhofen.
Im Mittelpunkt des Pfingstfests stehen nicht die Verfehlungen, die unterm Dach der Kirche begangen wurden – Missbrauch zum Beispiel. Auch wenn Kritik an der Kirche, so die Organisatoren, natürlich berechtigt sei.
Stattdessen wollen sie am Wochenende feiern – und beten. Für eine „neue Ausgießung des Heiligen Geists“. Pfingsten gilt als der „Geburtstag“der Kirche.
In der Einladung heißt es: „Viele Menschen haben durch die Medien den Eindruck, dass Kirche irrelevant, nicht mehr zeitgemäß und ihre Zeit längst abgelaufen sei. Wir sind der Meinung: Das stimmt nicht. Die Kirche ist ein Ort der Begegnung, der Hoffnung und der Freude. An vielen Orten ist der Glaube womöglich sogar so lebendig und stark wie schon lange nicht mehr.“
Knapp 500 Gäste haben sich bislang für das Ulmer Pfingstfestival angemeldet, viele reisen in Bussen an. Eine große Gruppe wird aus dem Raum Ravensburg erwartet.
Das Ulmer Pfingstfest ist das größte seiner Art in Süddeutschland. Die meisten Besucher haben für alle drei Tage Tickets gebucht, es gibt aber auch Tageskarten. Bändchen um die Handgelenke helfen, die Gäste auseinander zu halten. Die Organisatoren freuen sich aber auch auf spontane Besucher.
Das Programm wird außerdem gestreamt (www.pfingstenulm.de).
Für Nadine Salamon ist die katholische Kirche auch im 21. Jahrhundert cool. Sie erklärt: „Kirche ist so viel Schönheit, so viel Leben.“Das erste Mal gespürt, „dass Gott wirklich da ist“, habe sie bei einem Pfingstfest vor einigen Jahren in Salzburg („Fest der Jugend“). Bis ins Jahr 2019 war der Salzburger Dom regelmäßig mit fast 10.000 Jugendlichen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gefüllt.
Auch in diesem Jahr wird in Salzburg gefeiert, wenn auch reduzierter als noch vor wenigen Jahren. Das österreichische Pfingstfest steht jedoch Pate für die Veranstaltung in Ulm und weitere rund 30 Ableger (in Deutschland unter anderem noch in München und Paderborn). Die Pfingsttreffen am Wochenende sind miteinander verbunden, immer wieder finden EchtzeitSchalten nach Österreich statt.
Das Ulmer Programm ist ziemlich durchgetaktet. Los geht es mit einem Check-In am Samstag
um 8 Uhr, es folgen ein Eröffnungslobpreis und Workshops (insgesamt zwölf Stück stehen zur Auswahl). Höhepunkt an Tag eins: der „Abend der Barmherzigkeit“ab 19.15 Uhr (wie die Gottesdienste für alle Besucher und Neugierige offen).
Der Sonntag ist ähnlich voll, es warten unter anderem eine „Lebensübergabe und Gebet um den Heiligen Geist“sowie zum Ausklang eine Party. Das Festival klingt am Montag mit der Mittagspause aus. Matthias Merath betont: Die Tickets kosten gerade so viel, um die Ausgaben zu decken. Ein großer Posten: die Verpf legung der Besucher. Zuschüsse aus dem Topf der Kirchensteuer bekämen sie nicht.
Gesamtkosten des Events, das komplett ehrenamtlich organisiert wird: 25.000 Euro. Mit einem Auge blicken Merath und seine Freunde auch schon aufs kommende Jahr. Auch dann soll das Pfingstfest wieder in Ulm stattfinden. Für Nadine Salamon ist ihr Glaube mehr als eine Eintagsf liege. Er gebe ihr Halt – „gerade in Zeiten wie diesen“.