Erinnerung an Bauernkrieg wachhalten
Landtagsabgeordnete fordern schnellstens eine Konzeption für Große Landesausstellung
(gem/sz) - Der Bauernkrieg 1524/ 25 jährt sich in den kommenden beiden Jahren zum 500. Mal. Aus diesem Anlass soll 2025 unter anderem im Kloster Bad Schussenried eine Große Landesausstellung stattfinden. Seitens der CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Dörf linger (Biberach), Raimund Haser (Wangen) und August Schuler (Ravensburg) gibt es Kritik, dass die Konzeption zur Umsetzung der geplanten Ausstellungen noch immer nicht vorläge. Rund 7,3 Millionen Euro will das Land für das Gedenken an den Bauernkrieg einsetzen.
1524 und 1525 rebellierten Bauern, Städter und Bergleute gegen die Obrigkeit. Im Verlauf stellten die Bauern mit den Zwölf Artikeln von Memmingen erstmals Forderungen auf, die als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschenund Freiheitsrechten in Europa gelten. Auch aufgrund dieser Zwölf Artikeln ist die dauerhafte Erinnerung an die damaligen Ereignisse, aber auch die Erhaltung der bis heute vorhandenen Erinnerungsstätten besonders wichtig. Eine davon befindet sich beispielsweise im Baltringer Rathaus. Im dortigen Ried hatten sich im Februar 1525 rund 15.000 Bauern zum sogenannten Baltringer Haufen versammelt, dessen Beschwerdeschriften mit die Grundlage der Zwölf Artikel bildeten, die im März 1525 beschlossen wurden.
Deshalb begrüßen die Abgeordneten Dörflinger, Haser und Schuler in einer gemeinsamen Erklärung die Konzeption und Umsetzung einer Landesausstellung zu den historischen Ereignissen der damaligen Zeit ausdrücklich. „Nur durch die Erinnerung lässt
sich aus der Vergangenheit lernen und lassen sich Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen. In Anbetracht des brutalen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine sind die Erkenntnisse aus dem Bauernkrieg aktueller denn je“, so Schuler.
Man dürfe aber jetzt nicht die Chance verpassen, im Rahmen der geplanten Konzeption zum Erinnern an den Bauernkrieg, auch Orte und Einrichtungen zu unterstützen, die sich an einem für den Bauernkrieg geschichtsträchtigen Ort befänden. Nur so
werde die dauerhafte Erinnerung an die Orte, an denen Aufstände und Entscheidungsschlachten stattgefunden haben, lebendig gehalten, teilen die drei Abgeordneten mit.
„Bereits 1975, als sich der Aufstand zum 450. Mal jährte, fanden zahlreiche Tagungen, Ausstellungen und Konferenzen statt. Bauernkrieg war ein vorübergehendes Modethema. Das darf uns so nicht wieder passieren“, so Dörf linger. „Die langfristigste und letztendlich breitenwirksamste Wirkung des Jubiläums
erzielen wir durch die dauerhafte Erhaltung und Unterstützung der Museen, Einrichtungen, Freilichtmuseen, Erinnerungsstätten, die sich dauerhaft am Ort der Geschehnisse mit dem Bauernkrieg beschäftigen.“
Leider liege die geplante Konzeption zur Umsetzung der geplanten Ausstellungen, die 2024 und 2025 stattfinden sollen, im Mai 2023 noch immer nicht vor. Dies ergibt sich aus der Beantwortung eines Antrags der drei CDUAbgeordneten durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung
und Kunst in Baden-Württemberg. Somit sei ein gutes halbes Jahr vor Start der Feierlichkeiten noch nicht klar, wie die geplanten 7,3 Millionen Euro eingesetzt werden sollen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Raimund Haser fordert die Landesregierung auf, jetzt schnellstens eine Konzeption vorzulegen, die eine nachhaltige und dauerhafte Erinnerung an den Bauernkrieg schafft, die Einrichtungen an den Orten der Geschehnisse mit einbezieht und nicht in einer großen, einmaligen Inszenierung verpufft. „Gerade, weil eine verstärkte Aufmerksamkeit auf den Bauernkrieg und seine Erkenntnisse für die heutige Zeit zu erwarten sein wird, sollten wir die Chancen nutzen. Was ist nachhaltiger für die Erinnerung, als die vorhandenen Mittel auch für lokale Konzeptionen, der bis heute vorhandenen Erinnerungsstätten, einzusetzen?“, so Haser.
Geplant sind laut Wissenschaftsministerium folgende fünf Elemente der Großen Landesausstellung: die Ausstellung „Protest! Von der Wut bis zur Bewegung“im Alten Schloss in Stuttgart, die Ausstellung „Uffrur! Utopie und Widerstand“im Kloster Bad Schussenried, die Kinderausstellung „Zoff!“im Alten Schloss in Stuttgart, ein digitales Projekt auf der Plattform Instagram sowie ein mobiles Format als sogenannte Roadshow im für den Bauernkrieg geografisch relevanten Raum.
Die Fertigstellung des inhaltlichen Konzepts für die Ausstellung in Bad Schussenried ist laut Ministerium für Ende Juli 2023 vorgesehen. Hierbei arbeite man von Beginn an eng mit Einrichtungen zusammen, „die sich in besonderem Maße mit der Erinnerungskultur zum Bauernkrieg in Oberschwaben beschäftigen“. Federführend für die gesamte Große Landesausstellung ist das Landesmuseum Württemberg. Es sei davon auszugehen, dass die vorgesehene Konzeption der Ausstellung sowie deren Umsetzung „wie gewohnt dem hohen Standard des Landesmuseums Württemberg entsprechen werden“, teilt das Wissenschaftsministerium auf den Antrag von Haser, Dörflinger und Schuler mit.