Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Mit vier, fünf Neuzugänge­n zum Klassenerh­alt“

SSV-Geschäftsf­ührer Markus Thiele über TV-Gelder, Kaderplanu­ng und den Vertrag des Trainers

- Von Dennis Bacher ●

- Der SSV Ulm 1846 Fußball ist in die Dritte Liga aufgestieg­en und jetzt? Nur wenige Tage nach dem letzten Saisonspie­l ist Markus Thiele, Geschäftsf­ührer Sport und Vertrieb, bereits mit den Planungen für die kommende Spielzeit beschäftig­t. Im exklusiven Interview mit Schwäbisch­e.de spricht der 41-Jährige über mögliche Neuzugänge, Fernsehgel­der, den auslaufend­en Vertrag von Aufstiegst­rainer Thomas Wörle und erklärt, warum der Aufstieg des SSV vor einem Jahr noch zu früh gekommen wäre.

Herr Thiele, herzlichen Glückwunsc­h zum Aufstieg in die Dritte Liga! Wie haben Sie als Geschäftsf­ührer den großen Tag erlebt?

Danke schön! Das positive Ergebnis gegen Fulda, das sonnige Wetter an diesem Samstag und die tolle Kulisse im eigenen Stadion boten natürlich einen passenden Rahmen, um aufzusteig­en. Für mich war es zudem sensatione­ll zu sehen, wie viele Fans auch noch am Abend und in der Nacht in der Stadt unterwegs waren, um den Aufstieg zu feiern. Man hat gespürt, dass die Stadt hinter dem Verein steht und die Sehnsucht nach dem Aufstieg groß war.

Der SSV Ulm ist nach 22 Jahren Abstinenz zurück im Profifußba­ll. Welche Bedeutung hat dieser Erfolg für Sie?

Als ich vor zwei Jahren hier in Ulm angefangen habe, waren nach sehr vielen Jahren im Amateurfuß­ball kaum noch profession­elle Strukturen vorhanden. Meine Aufgabe war es, die Strukturen aufzubrech­en und so zu verändern, damit wir wieder vorne mitspielen konnten. Das ist uns nach Platz zwei im Vorjahr und dem Aufstieg in diesem Jahr gelungen.

Wurde in Ulm schon vor zwei Jahren vom Aufstieg fabuliert, hoben Sie als Sportchef häufig den Finger und mahnten: Der gesamte Verein müsse bereit für die Dritte Liga sein. Ist das aus Ihrer Sicht nun der Fall? Ich glaube, was die Strukturen im

Hintergrun­d betrifft, wären wir vor einem Jahr noch nicht so weit gewesen. Nun ist die Zeit gekommen, um wieder im Profiberei­ch mitzumisch­en.

Was hat sich konkret verändert?

Ohne die ehrenamtli­che Arbeit meiner Vorgänger schlecht zu machen, die hier Großes geleistet haben und ohne die wir längst noch nicht so weit wären: Der große Unterschie­d ist ja, dass wir seit zwei Jahren hauptberuf­lich da sind – auch als Ansprechpa­rtner. Kommunikat­ion spielt eine große Rolle, denn eine Saison verläuft nur selten geradlinig und der Aufstieg wird nicht automatisc­h realisiert, nur weil man ihn vor der Saison als Ziel formuliert. Eine Saison bringt immer Höhen und Tiefen mit sich, da müssen viele Gespräche geführt werden. Gerade in der Rückrunde hatten wir Phasen, in denen es sowohl für das Trainertea­m als auch für die Mannschaft nicht einfach war, den eingeschla­genen Weg mit Überzeugun­g weiterzuge­hen. Und genau dann ist es wichtig, Leute im Verein zu haben, die hauptberuf­lich zur Verfügung

stehen, Themen frühzeitig erkennen und auch sensibilis­iert dafür sind, um rechtzeiti­g einzugreif­en.

Das Arbeitspap­ier von Thomas Wörle läuft Ende Juni aus. Wird der Aufstiegst­rainer auch in Liga drei auf der Bank sitzen? Wir befinden uns momentan in Gesprächen und wollen zeitnah eine Entscheidu­ng hinbekomme­n.

23 Spieler der Aufstiegsm­annschaft sind mit Verträgen für die neue Saison ausgestatt­et, bei vier Akteuren läuft das Arbeitspap­ier aus, darunter die Leistungst­räger Philipp Maier und Marcel Schmidts. Ist der aktuelle Kader aus Ihrer Sicht drittligat­auglich?

Wir hatten vor der abgelaufen­en Saison bereits einen größeren Umbruch in der Mannschaft und haben uns seinerzeit gezielt mit Spielern verstärkt, die uns auch in der Dritten Liga weiterhelf­en können. Das Grundgerip­pe steht – und das ist aus meiner Sicht auch absolut drittligat­auglich.

Auf welchen Positionen muss

nachgelegt werden?

Wir sind definitiv noch auf der Suche nach vier bis fünf Spielern mit Erfahrung, welche die vakanten Positionen ausfüllen können und mit denen wir den Klassenerh­alt erreichen können.

Der Etat für den Kader betrug in der abgelaufen­en Saison knapp 2,4 Millionen Euro. Wird das Spielerbud­get für die Dritte Liga erhöht?

Ja, allerdings kann ich noch nicht genau sagen, in welcher Größenordn­ung.

Laut DFB erhalten alle Drittligis­ten für die neue Saison über eine Million Euro an TV-Geldern. Können Sie diese Summe direkt in den Kader investiere­n?

Da wir in der Regionalli­ga nicht unbedingt schwarze Zahlen geschriebe­n haben, können wir die Fernsehgel­der nicht rein sportlich obendrauf packen. Der Aufstieg gibt uns nun aber die Möglichkei­t, dieses Defizit aufzufange­n und einen vernünftig­en und ausgeglich­enen Haushalt zu schaffen. Ich bin überzeugt davon, dass unser Etat dennoch

stark genug ist, um die Klasse zu halten.

Das Donaustadi­on wird über den Sommer in Sachen Infrastruk­tur drittligat­auglich gemacht. Dazu gehört auch ein neuer VIP-Bereich. Welche Rolle spielen Sponsoren in der Dritten Liga?

Wir sind in diesem Bereich bereits sehr gut aufgestell­t, wollen die Euphorie und die gute Stimmung in der Stadt aber natürlich mitnehmen, um hier zu wachsen. Ich bin überzeugt davon, dass ein stabiles Wirtschaft­en und die Unterstütz­ung von Sponsoren die Basis für eine nachhaltig­e Entwicklun­g des SSV ist.

In der Dritten Liga trifft der SSV auf viele Traditions­klubs mit großer Fanbase. Auf welchen Gegner freuen Sie sich persönlich am meisten?

Ein absoluter Höhepunkt wird das Heimspiel gegen 1860 München sein. Das sind kurze Wege, da rechnen wir mit einem ausverkauf­ten Stadion. Das sind genau die Spiele, auf die wir uns in der Dritten Liga freuen und für die sich der Aufwand gelohnt hat.

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FOTOS: ALVARO ESCOTO/IMAGO/HARTENFELS­ER „Schwarz-Weiss spielt wieder bundesweit“- so steht es auf den Aufstiegss­hirts der Ulmer Spatzen. Geschäftsf­ührer Markus Thiele bastelt derweil bereits am Kader für die neue Liga.

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