Wie man sich in Ulm vorbereitet
In „Cannabis-Social-Clubs“kann bald legal Gras erworben werden - Anbauverein in Ulm
- Kiffen ist seit dem 1. April in Deutschland teilweise erlaubt – doch wie kommen Konsumenten jetzt überhaupt an legales Marihuana? Neben dem Eigenanbau soll das künftig über sogenannte Cannabis-Social-Clubs (CSC) möglich sein. Das dort gezogene Gras darf ab Juli ganz legal an erwachsene Mitglieder abgegeben werden. In Ulm steht ein solcher Anbauverein bereits in den Startlöchern. Hier erzählen die beiden Initiatoren vom „CSC Donaublüte“von ihren Plänen.
Bis zuletzt hatten Thorsten und Monika mitgefiebert: Schafft es das umstrittene Cannabisgesetz der Ampelregierung wirklich durch den Bundesrat – oder kommt am Ende doch noch was dazwischen? „Wir waren zwar stets guter Dinge, konnten uns aber natürlich auch nicht sicher sein“, erzählt Monika. Mit der Unterschrift von Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig setzte schließlich die Erleichterung bei den Ulmern ein. Seit Ostermontag ist der Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland offiziell legal, wenn auch mit Ausnahmen. Diesen Schritt betrachten Thorsten und Monika schon jetzt als „kleinen Meilenstein“der Drogenpolitik in Deutschland, wenngleich er „längst überfällig“gewesen sei.
Dass die beiden Ulmer einen „Cannabis-Social-Club“in ihrer Heimatstadt gründen würden, der zur geregelten Ausgabe von Cannabis an Erwachsene berechtigt ist, sei Anfang des Jahres beschlossen worden, „als die Legalisierung konkreter wurde“, erzählt Thorsten. Wie viele Anbauvereine es aktuell in der Münsterstadt gibt, lässt sich nicht genau ermitteln. Doch seit dem grünen Licht durch den Bundesrat schießen die Clubs landesweit nur so aus dem Boden. Während es nicht alle Clubgründer gleich an die Öffentlichkeit drängt, sind Thorsten und Monika vom „CSC Donaublüte“bereit, über ihr Vorhaben zu sprechen. Zu verbergen hätten sie schließlich nichts. „Wir sind bereit und freuen uns darauf, endlich loszulegen“, sagt Letztere.
Eine Anbaufläche für ihr eigenes Cannabis haben Thorsten und Monika bereits gefunden. Den genauen Standort wollen die beiden zwar noch nicht preisgeben, aber es handle sich um ein „größeres Gewächshaus“, irgendwo „außerhalb“von Ulm. „Weit weg von allen Kindergärten und Schulen“, versichert Monika. Aktuell befindet
sich der Ulmer Anbauverein noch in der Entstehung. In den kommenden Tagen sei eine Gründungsversammlung anberaumt, danach solle dann die Eintragung ins Vereinsregister erfolgen. Die Voranmeldung auf eine Mitgliedschaft beim „CSC Donaublüte“läuft aber bereits.
Wer künftig Cannabis über den Ulmer Verein beziehen will, wird um eine Mitgliedschaft nicht herumkommen. So will es das Gesetz. Cannabis darf demnach nämlich nur an Mitglieder von Anbauvereinen ausgegeben werden.
Diese müssen volljährig sein und erhalten nicht mehr als 25 Gramm pro Tag und 50 Gramm im Monat. Für junge Erwachsene bis 21 Jahre sind es maximal 30 Gramm pro Monat, mit weniger Wirkstoffgehalt. Über einen monatlichen Mitgliedsbeitrag werden dann wiederum die Kosten für den Anbau und die Abgabe gedeckt.
Vom bisherigen Ansturm auf ihren geplanten Social-Club sind Thorsten und Monika durchaus überwältigt. Bislang hätten sich bereits über 400 Menschen beim „CSC Donaublüte“vorangemeldet. Die größte Überraschung sei jedoch das Durchschnittsalter der potenziellen Mitglieder, das nach Angaben der Ulmer 40 Jahre beträgt. „Über ein Drittel unserer Interessenten ist zwischen 30 und 40 Jahre alt“, erzählt Monika. Die zweitgrößte Gruppe würden 40bis 50-Jährige ausmachen. Erst danach folgen die 18- bis 30-Jährigen, während die übrigen Prozente
an die Ü50-Jährigen gehen. „Wir haben sogar Interessenten, die über 80 Jahre alt sind“, so Monika, die mit jedem potenziellen Mitglied im schriftlichen Kontakt steht. Sie hat den Eindruck: „Das sind sehr reflektierte Leute, von denen viele auch schon ihre Hilfe angeboten haben, wenn es dann im Club was zu tun gibt.“
Anfangs hätten Monika und Thorsten Sorge gehabt, mit ihrem Club vor allem als Anlaufstelle für junge Erwachsene zu avancieren. Doch letztendlich hätten sich beim „CSC Donaublüte“lediglich vier Personen gemeldet, die unter 21 Jahre jung sind. Das Gesetz erlaubt zwar eine Ausgabe von Cannabis ab 18 Jahren, „wir haben uns aber dafür enschieden, das Alter auf 21 anzuheben“, sagt Thorsten. Jugendschutz sei den beiden Ulmern sehr wichtig.
Platz gibt es laut dem Gesetz der Ampelregierung pro Anbauverein nur für 500 Mitglieder. Diese Obergrenze betrachten Thorsten und Monika durchaus kritisch. „Teilweise meldeten sich Leute bei uns, die über eine Stunde von Ulm entfernt wohnen. Viele waren besorgt, keinen CSC in ihrer Nähe zu finden, der überhaupt noch Mitglieder aufnimmt“, so Thorsten. Deswegen hoffen die Ulmer, dass sich in der Region noch weitere Anbauvereine gründen. „Das Interesse ist groß, wir werden noch einige brauchen.“
Wo der „CSC Donaublüte“sein angebautes Cannabis künftig ausgeben wird, ist noch unklar. Die Abgabestelle soll im Idealfall „gut
erreichbar in Ulm liegen“und „den vorgeschriebenen Regeln“entsprechen, erklärt Thorsten. Im Umkreis von Schulen, Kindergärten, Sportplätzen und Co. wäre die Ausgabe nicht erlaubt.
Weil in dem Social-Club selbst laut Gesetz kein Cannabis konsumiert werden darf und daher auch kein geselliges Vereinsleben zu erwarten sei, gehen die Ulmer derzeit nicht von Schwierigkeiten bei der Suche nach Räumlichkeiten aus. Vorstellen könne man sich die Abgabestelle laut Thorsten als eine Art „unscheinbaren Laden, der von außen aber nicht großartig erkennbar sein wird“. Denn laut Gesetz gilt ein Werbeverbot für Cannabis-Social-Clubs. „Wir dürfen zum Beispiel kein Schild raushängen oder auf unsere Sorten hinweisen“, erklärt Monika. Zutritt erhalten lediglich Mitglieder des Anbauvereins.
Bis zur ersten Cannabis-Abgabe wird es in Ulm aber wohl noch eine Weile dauern. Erst ab dem 1. Juli können Anbauvereine offiziell einen Antrag stellen, um eine Lizenz zu erhalten. „Bis wir die Genehmigung dann tatsächlich in den Händen halten, werden sicher auch noch ein paar Monate ins Land gehen“, glaubt Monika. „Und im Winter ist es dann schwierig mit dem Anbau im Gewächshaus“, ergänzt Thorsten.
Die beiden rechnen deshalb nicht damit, dass ihr Club den Mitgliedern noch in diesem Jahr Cannabis aus eigenem Anbau anbieten kann. „Wir gehen eher von 2025 aus“, sagen sie.