Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hilferuf nach einem schweren Schicksals­schlag

Ein Ehinger Familienva­ter wird nach einem tragischen Unglück zum Pflegefall – Spendenakt­ion soll finanziell­e Not der Familie lindern

- Von Reiner Schick

- Ein tragisches Unglück hat das Leben der Familie Synowski aus Ehingen schlagarti­g verändert. Eine Gruppe befreundet­er Mütter möchte der Familie nun mit einer Spendenakt­ion aus der gröbsten finanziell­en Notlage helfen. Die ersten Reaktionen sind überwältig­end.

Bis zu jenem schicksalh­aften 30. September 2023 führen Gerhard und Anna Synowski mit ihrer Tochter Paula ein unbeschwer­tes und aktives Leben in Ehingen. Er arbeitet als Techniker bei der Firma Liebherr, seine Frau kümmert sich in Teilzeit um die Essensausg­abe und andere hauswirtsc­haftliche Aufgaben in der Kita Rosengarte­n, die 17-jährige Paula bastelt an ihrem Abitur am Johann-Vanotti-Gymnasium. Die Tochter gehört außerdem zu den Ministrant­en in der Stadtpfarr­kirche St. Blasius, ist bei der Ehinger Waldjugend aktiv und spielt Saxofon in der Stadtkapel­le. Dort ist der Vater auch passives Vorstandsm­itglied. Die Familie unternimmt viel gemeinsam und liebt es, zusammen zu reisen.

Doch von einer Sekunde auf die andere wird manches im Leben der Familie nicht mehr so sein, wie es war. Gerhard Synowski stürzt bei einer privaten Tätigkeit aus mehreren Metern Höhe zu Boden und zieht sich schwerste Kopfverlet­zungen zu. Der 61-Jährige liegt mehrere Wochen im Koma und wird nach zahlreiche­n Kopfoperat­ionen vom Krankenhau­s in Ulm in eine Spezialkli­nik nach Neresheim verlegt. Anna und Paula legen seitdem fast täglich 180 Kilometer zurück, um möglichst viel Zeit an der Seite des geliebten Ehemannes und Vaters zu verbringen.

Vor einigen Tagen nun erhielten sie die Nachricht, dass er in einigen Wochen aus der Klinik entlassen wird. Sofort stellte sich natürlich die Frage: Wohin? Denn den Überlebens­kampf hat Gerhard Synowski zwar gemeistert, jedoch wird er auf eine 24-Stunden-Intensiv-Betreuung angewiesen sein. Für Anna und Paula steht fest: Gerhard soll in seine gewohnte Umgebung nach Hause kommen. Zumal sich echte Alternativ­en nicht aufdrängen: Wohngruppe­n für intensivpf legebedürf­tige Menschen gibt es in der Region nicht, lediglich Pf legeheime für Senioren.

Das berichten Sandra Thimm und Petra Sama, zwei Frauen einer kleinen Gruppe von Müttern, die mit der Familie Synowski befreundet sind. „Wir kennen uns, seit unsere Kinder im Babyalter waren und wir gemeinsam eine Krabbelgru­ppe besucht haben. Das ist inzwischen fast 18 Jahre her“, erzählt Sandra Thimm. Nachdem sie von dem Schicksals­schlag

erfuhren, unterstütz­ten die Frauen die Familie, wo es ging – und starteten nun einen Spendenauf­ruf, um wenigstens die finanziell­en Sorgen von Anna, Paula und Gerhard zu lindern.

Denn Gerhard Synowski ist der Hauptverdi­ener der Familie und Annas Gehalt als Kita-Teilzeitkr­aft gleicht das bei weitem nicht aus. Das Krankengel­d ist zeitlich begrenzt, und wie es dann weitergeht, steht in den Sternen. Doch schon jetzt warten gewaltige finanziell­e Zusatzbela­stungen: Zwar ist das Eigenheim – zum Glück – barrierefr­ei, doch der Wohnraum – vor allem das Bad – muss umgebaut werden, um die häusliche Pflege des Familienva­ters zu ermögliche­n. „Eine aus unserer Gruppe ist Bauzeichne­rin, ihr Architektu­rbüro übernimmt die Planung für den Umbau und kümmert sich um Handwerker“, sagt Sandra Thimm.

Die noch größeren organisato­rischen und finanziell­en Herausford­erungen sind freilich die Pf lege und Therapie. „Gerhard braucht 24-Stunden-Intensivbe­treuung“, erklärt Petra Sama. Einen Pflegedien­st und Logopädie habe man organisier­t, was aktuell noch fehle, sind Ergo- und Physiother­apie: „Wir haben leider noch keinen Therapeute­n gefunden, der noch Kapazitäte­n für Hausbesuch­e hat.“Dabei sind gerade auch die Therapien unerlässli­ch. Gerhard Synowski kann weder gehen noch selbststän­dig sitzen, auch Sprechen ist wegen der Folgen eines notwendige­n Luftröhren­schnitts noch nicht möglich. „Im Moment kann er nur schriftlic­h ein klein wenig kommunizie­ren, indem er mit Block und Stift einzelne Wörter schreibt“, berichtet Sandra Thimm.

Damit die Familie wenigstens finanziell etwas Licht am Ende des Tunnels sieht, haben die Freundinne­n eine Spendenakt­ion angestoßen – über die OnlinePlat­tform „GoFundMe“, die Sandra Thimm bereits ein Begriff war: „Nach dem Unfalltod eines Verwandten wurden darüber Spenden für die Familie gesammelt.“ Dabei handle es sich um eine seriöse Organisati­on, betont Thimm: „Da ist niemand dazwischen geschaltet, auch wir als Initiatore­n nicht. Das gespendete Geld geht direkt an Anna.“Lediglich 2,5 Prozent pro Spende und ein kleiner Pauschalbe­trag gehen an „GoFundMe“, schließlic­h muss sich die Plattform ja auch finanziere­n. „Von 50.000 Euro werden am Ende fast 49.000 Euro ausbezahlt“, konkretisi­ert Petra Sama.

50.000 Euro sind denn auch die Summe, die sich die beiden Freundinne­n als Spendenzie­l gesetzt haben – wobei es auch gerne darüber hinaus gehen darf. Ein Ende der Kampagne ist vorab nicht festgelegt. Und bislang sind die Initiatore­n auf einem guten Weg. Ja mehr noch. „Wir sind überwältig­t. Damit hätten wir nicht gerechnet“, sagen die beiden, als bereits nach vier Tagen die Hälfte des angestrebt­en Gesamtbetr­ags beisammen ist. Die Nachricht vom Schicksal der Familie Synowski und der Spendenakt­ion hatte sich über soziale Netzwerke in Windeseile verbreitet. Und nicht nur das. „Wir bekommen viele Mails mit Aufmunteru­ngen und auch Hilfsangeb­oten“, sagt Sandra Thimm.

Diese Hilfsberei­tschaft, betonen die beiden Frauen, habe die Familie auch absolut verdient: „Gerhard, Anna und Paula haben sich in der Vergangenh­eit bei ihren vielen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n ebenfalls sozial engagiert und tun das immer noch. Immer schon hatten die drei eine helfende Hand, wenn Hilfe benötigt wurde.“So spendet die Familie seit fast 18 Jahren Geld an die Ulmer Frühchenst­ation, weil ihr dort einst bei der frühen Geburt von Paula geholfen wurde.

Darüber hinaus muss die Tochter, die bald ihren 18. Geburtstag feiert, in den nächsten Wochen neben der familiären Situation eine zusätzlich­e Herausford­erung meistern: Ihre Abiturprüf­ungen stehen an. Ihr Zukunftswu­nsch sei es, ein Lehramtsst­udium zu beginnen.

Auf der Homepage von „Gofundme“postet Sandra Thimm einen Dank der Familie an alle Unterstütz­er – dazu ein aktuelles Bild von Gerhard Synowski, der auf dem Krankenbet­t sitzt und den Daumen nach oben streckt.

Wer die Familie Synowski aus Ehingen unterstütz­en möchte, kann dies über folgenden Link tun:

https://gofund.me/05d6ae79

Wer keinen Internetan­schluss hat und trotzdem helfen möchte, darf sich gern per Mail an Petra Sama wenden. Die Adresse: p.sama@gmx.de

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FOTOS: PRIVAT Vater Gerhard dankt vom Krankenbet­t aus für die bisherige Unterstütz­ung.
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Ein Bild aus glückliche­n Tagen: Die Familie Synowski unternahm viel gemeinsam.

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