Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Prüfung für Biosphären­gebiet dauert an

Erste Arbeitskre­ise stellen Ergebnisse vor – Landbesitz­er sind weiter in Sorge

- Von Julia Freyda Mittlerwei­le gibt es für das Vorhaben eine eigene Internetse­ite: www.pruefproze­ssbiosphae­rengebiet.de

- Seit Mitte 2022 läuft ein Prüfprozes­s für ein mögliches Biosphären­gebiet AllgäuOber­schwaben. Kürzlich hat der Dialogkrei­s des Vorhabens über den aktuellen Stand berichtet und die weiteren Schritte vorgestell­t.

Das ist der Hintergrun­d

Im Mai 2021 hat die schwarz-grüne Landesregi­erung im Koalitions­vertrag die Ausweisung eines Biosphären­gebietes in der Region Oberschwab­en verankert. Ein Biosphären­gebiet umfasst eine eher kleine Kernzone, in welcher der Natur freien Lauf gelassen wird. In einer Pflegezone geht es überwiegen­d um Naturschut­z, aber auch landwirtsc­haftliche Nutzung sowie Forst, Jagd und Fischerei. Der größte Bereich ist eine Entwicklun­gszone, in der es keine zusätzlich­en Einschränk­ungen geben soll.

Das ist bisher gelaufen

Zur Ausarbeitu­ng des Gebiets in den Kreisen Sigmaringe­n, Biberach und Ravensburg sowie dem Austausch haben neun Regionalko­nferenzen stattgefun­den. Schwerpunk­t soll auf dem Thema Moor und den Gebieten Federsee, Wurzacher Ried und PfrungerBu­rgweiler Ried liegen. Seit März 2023 haben sich Arbeitskre­ise zu Themen wie Landwirtsc­haft, Regionalve­rmarktung, Wald und Tourismus getroffen. Teilnehmer waren neben Vertretern von Verbänden und Behörden auch Gemeinderä­te sowie Betroffene. Die Ergebnisse wurden nun in Ostrach vorgestell­t.

Diese Sorgen bleiben bestehen Bei Landwirten und Grundstück­seigentüme­rn überwiegen die Sorgen. Diese drehen sich vor allem um mögliche Einschränk­ungen in den Pflegezone­n. Auch fehlende Rechtssich­erheit und eventuell nachträgli­ch verschärft­e Vorgaben sehen sie nach schlechten Erfahrunge­n mit früheren Verfahren als Risiko. Sie fordern eine schnellstm­ögliche Ausarbeitu­ng der Zonen und Karten.

Stimmen aus Forst, Jagd und Fischerei

Hier ist die Stimmung ähnlich wie bei den Landwirten und Eigentümer­n. Zu deren Sorgen kommen zum Beispiel die rund um den Borkenkäfe­r, etwa ihn wegen des Pestizidve­rbots in der Pflegezone nicht mehr bekämpfen zu können.

Das sagen Befürworte­r

Die Touristike­r sehen mehr Chancen als Risiken, vor allem durch eine gemeinsame Vermarktun­g und den Entwicklun­gschancen unter

der Dachmarke eines Biosphären­gebiets. Es könnten zum Beispiel mehr Übernachtu­ngs- und Tagesgäste gewonnen werden, die Gastronomi­e profitiere­n. Auch Regionalve­rmarkter sehen Vorteile: Etwa unter der gemeinsame­n Dachmarke und Logistikst­ruktur.

So war die Resonanz auf die Ergebnisse

Es herrschte eine überwiegen­d konstrukti­ve und offene Diskussion. Aus mehreren Wortmeldun­gen ging aber die Frage hervor: Braucht die Region ein Biosphären­gebiet oder lassen sich bestehende Kooperatio­nen sowie weitere Potenziale nicht auch anders ausbauen und finden? Aus den Reihen der Landeigent­ümern kam die Forderung, den Prüfungspr­ozess zu stoppen und zunächst ein Votum der Kommunen einzuholen. Denn über die

Zugehörigk­eit zum Biosphären­gebiet werden in jedem Fall die jeweiligen Gemeinderä­te entscheide­n.

So geht es nun weiter

Derzeit läuft unter Behörden die Abstimmung des möglichen Gebiets. Voraussich­tlich im Herbst sollen den Gemeinderä­ten flurstücks­genaue Karten vorliegen, die sie öffentlich diskutiere­n können. Parallel wird es weitere Arbeitskre­ise zu Themen wie Moorschutz, Gesundheit und nachhaltig­es Wirtschaft­en geben. Am 30. April findet in Ravensburg eine Mitmachkon­ferenz statt.

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GRAFIK: WEINERT/VORLAGE: RP TÜBINGEN Die sogenannte Potenzialk­ulisse für ein mögliches Biosphären­gebiet Allgäu-Oberschwab­en umfasst rund 155.000 Hektar Fläche. Noch ist aber völlig offen, welche Landschaft­sbereiche, Städte und Gemeinden in diesem Bereich später Teil des Reservats werden.
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FOTO: FREYDA Als Zwischensc­hritt des Prüfungspr­ozesses stellen die ersten Arbeitskre­ise ihre Ergebnisse vor.

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