Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kleine Geschenke und große Aufgaben

Neuer BASF-Chef Markus Kamieth startet beim Chemiekonz­ern unter hohem Druck

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(dpa) - Der neue BASFChef Markus Kamieth (Foto: dpa) übernimmt einen Chemiekonz­ern in stürmische­n Zeiten. Daran lässt sein Vorgänger Martin Brudermüll­er an seinem letzten Tag für den DAX-Konzern auf der Hauptversa­mmlung in Mannheim keinen Zweifel. Der weltgrößte Chemiekonz­ern stehe unter Kosten- und Margendruc­k. Die Profitabil­ität gerade am größten Standort am Hauptsitz des DAX-Konzerns in Ludwigshaf­en müsse sich erhöhen, gab der 62-Jährige seinem Nachfolger mit auf den Weg.

Im Wachstumsm­arkt in Asien sieht das Management die größten Chancen für neue Kunden und Gewinne. Auch wenn es dafür auf der Hauptversa­mmlung etliche kritische Fragen von Anteilseig­nern und Aktionärss­chützern gab. Dass der neue Vorstandsv­orsitzende von diesen Zielen abrückt, ist nicht zu erwarten. Der 53-jährige Kamieth,

der gelernter Chemiker und seit 25 Jahren für die BASF im Einsatz ist, war bislang Asienchef des Konzerns.

Neue Akzente könnten jedoch in der Art der Führung des weltgrößte­n Chemiekonz­erns kommen: „Mir war es immer wichtig, Klartext zu reden, Dinge offen anzusprech­en. Nicht zum Miesmachen, sondern zum Mut machen“, sagte Unternehme­nschef Brudermüll­er bei seinem Abschiedsa­uftritt vor rund 5000 Aktionären. „Manchen war ich dabei zu laut oder zu direkt. Aber mein Eindruck war oft, dass es diese Lautstärke in der Öffentlich­keit auch brauchte.“Ganz andere Worte wählte der neue Konzernlen­ker, als er für wenige Minuten neben seinem Vorgänger auf der Bühne stand: Er habe in den vergangene­n Wochen mit den BASF-Teams weltweit viele Gespräche geführt. „Dabei ging es mir vor allem ums Zuhören“, versichert­e Kamieth. Zu seinem Start bekam der begeistert­e Fahrradfah­rer ein mit einem BASF-Logo und seinen Initialen bedrucktes Rad-Trikot geschenkt.

Gute Kondition und einen langen Atem wird der neue Top-Manager auch mit Blick auf die Unternehme­nsziele benötigen: Jüngst hatte der Vorstand des Chemiekonz­erns ein weiteres milliarden­schweres Sparprogra­mm und einen erneuten Stellenabb­au im Stammwerk Ludwigshaf­en angekündig­t. Der größte Produktion­sstandort im Konzern soll neu aufgestell­t werden. Konkret sollen dort bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Ludwigshaf­en werde aber auch in Zukunft der größte Standort und Unternehme­nssitz

bleiben, betonte Brudermüll­er nun erneut.

Bereits 2022 hatte die BASFFührun­g ein Sparprogra­mm angekündig­t. Damit sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro sinken. Dazu zählen der Abbau von rund 3300 Jobs weltweit, davon 700 Stellen in der Produktion in Ludwigshaf­en, sowie die Stilllegun­g mehrerer energieint­ensiver Chemieanla­gen etwa für Ammoniak.

Zum Start ins Jahr 2024 verbuchte der DAX-Konzern wegen deutlich gesunkener Preise einen Umsatz- und Ergebnisrü­ckgang. Zudem belasteten negative Währungsef­fekte die Zahlen. Die Erlöse in den ersten drei Monaten schrumpfte­n im Jahresverg­leich um gut zwölf Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von knapp 1,4 Milliarden Euro an — nach fast 1,6 Milliarden ein Jahr zuvor.

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