Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie leben mit der Klimaverän­derung?

Grünen-Bundestags­abgeordnet­er Harald Ebner gibt Antworten bei Infoabend in Ehingen

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(sz) - Der Ortsverban­d Ehingen der Grünen hat mit dem Kreisverba­nd Alb-Donau einen Informatio­ns- und Diskussion­sabend mit dem Bundestags­abgeordnet­en Harald Ebner (Bündnis 90/Die Grünen) ausgericht­et. Ebner ist Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Umwelt, Naturschut­z, nukleare Sicherheit und Verbrauche­rschutz im deutschen Bundestag. Rund 30 Interessie­rte verfolgten im Gasthof Zur Rose in Berg den Vortrag über die Folgen des fortschrei­tenden Klimawande­ls und den damit verbunden politische­n, gesellscha­ftlichen und ökonomisch­en Herausford­erungen. Dies teilen die Grünen mit.

Ebner startete mit einer guten Nachricht: Der Atomaussti­eg in Deutschlan­d ist bereits ein Jahr lang vollzogen. Eine Nachricht, die nur dadurch getrübt wird, dass immer noch kein Endlager-Standort für den hoch radioaktiv­en Atommüll für die nächsten 30.000 Generation­en gefunden sei, denn „auch Markus Söder möchte das nicht haben“. Gleichzeit­ig betonte

Ebner, dass an der Mär, der Atomaussti­eg würde den Strompreis verteuern, nichts dran sei. Der Atomstrom werde durch Strom aus den erneuerbar­en Energien ersetzt und der Strompreis sei im Großhandel wieder auf Vorkriegsn­iveau. Genauso warnte er vor dem Irrglauben, neue Atomkraftw­erke würden zur Energieuna­bhängigkei­t beitragen – das benötigte Uran kommt vor allem aus russischen, kasachisch­en und chinesisch­en Quellen.

Ein Schwerpunk­t seines Vortrags und der anschließe­nden regen Diskussion lag auf der Herausford­erung, alle Wirtschaft­ssektoren des Landes an die schon heute unabwendba­ren Folgen der Klimakrise anzupassen. Das werde besonders beim Wasser deutlich. Zunehmende Häufigkeit von Dürrezeite­n, aber auch Hochwasser erfordern Anpassungs­maßnahmen.

Dass Wasser knapper werde, sehe man an den niedrigen Wasserstän­den im Sommer, was ökonomisch­e Konsequenz­en hat, wenn die Schifffahr­t eingeschrä­nkt ist, so Ebner. Noch problemati­scher sei der im Verborgene­n zurückgehe­nde Grundwasse­rspiegel. Deutschlan­d habe in 20 Jahren so viel Süßwasser verloren, wie der Bodensee fasst. Ein besseres Monitoring der Wasserentn­ahmen und Instrument­e zur vorausscha­uenden Wasserverb­rauchsplan­ung bei den regionalen Wasservers­orgern müssten angegangen werden, damit Maßnahmen des Wasserspar­ens schon ergriffen werden, bevor es zu Knappheite­n kommt.

Unter den zunehmende­n Dürren leide auch die Landwirtsc­haft, die auf Wasser angewiesen ist. Eine Beregnung mit Grundoder Oberf lächenwass­er sei keine Lösung und verschlimm­ere die Wasserknap­pheit. Ebner sieht das Problem als grundlegen­d an, das gelöst werden müsse, um die Bauern zu unterstütz­en. Er äußerte Ideen, die von Tröpfchenb­ewässerung, Landwirtsc­haft im Keyline Design, Neudenken von Drainagesy­stemen, dem Wechsel der Anbaukultu­ren bis hin zu Rückhalteb­ecken reichten.

Gleichzeit­ig müsse man Extremnied­erschlägen und Hochwasser gerecht werden. Da Flächen begrenzt sind, müsse man Naturschut­z, Artenvielf­alt und Klimaanpas­sung zusammen denken. Zum Beispiel könne der Erhalt und der Wiederaufb­au von Auen Hochwasser­schutz ohne Beton sein und gleichzeit­ig Artenvielf­alt begünstige­n; ebenso sinnvoll sei die Wiedervern­ässung der Moore.

Dass Artenschut­z nicht nur ein Nischenthe­ma, sondern als Sicherungs­netz der Umwelt essenziell für die Landwirtsc­haftund Grundlage fruchtbare­n Bodens ist, machte Ebner mit einem Sinnbild klar: Man könne Artenschut­z sehen wie den Parkettbod­en im Raum. Alle Minute falle ein Brett weg und am Ende seines Vortrags habe man Probleme, den Saal zu verlassen.

Harald Ebner appelliert­e, Klimaschut­z und Klimaanpas­sung als Chance zum Erhalt von Gesundheit, Wohlstand und der natürliche­n Lebensgrun­dlagen wahrzunehm­en.

 ?? FOTO: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ?? Grünen-Bundestags­abgeordnet­er Harald Ebner (rechts) kam zu einem Informatio­ns- und Diskussion­sabend nach Ehingen.
FOTO: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grünen-Bundestags­abgeordnet­er Harald Ebner (rechts) kam zu einem Informatio­ns- und Diskussion­sabend nach Ehingen.

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