Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So will Munderking­en den Tourismus stärken

Neues Gesicht in der Verwaltung soll neuen Schwung ins Stadtmarke­ting bringen

- Von Reiner Schick

- Die Stadt Munderking­en will beim Marketing Gas geben. Hierzu hat man das Personal in der Verwaltung aufgestock­t. Und bereits einige konkrete Ideen im Köcher.

Es war ein viel zitiertes Thema beim Bürgermeis­terwahlkam­pf: der Tourismus in Munderking­en. Auch der schließlic­h gewählte Thomas Schelkle betonte mehrfach, wie wichtig es sei, die Donaustadt attraktive­r zu machen – für die eigenen Bürger, aber eben auch für Besucher. Und die Stadtverwa­ltung war nicht untätig in den vergangene­n zwölf Monaten. So hat man mit Stephan Ott inzwischen jemanden fest angestellt, der sich selbst zwar als „klassische­r Quereinste­iger“bezeichnet – aber sich durchaus auskennt mit Tourismus und Marketing.

Der 37-Jährige kommt zwar aus Rottenacke­r, betont aber, dass er Munderking­en immer schon verbunden sei, beruflich wie privat. Der gelernte Erzieher, zunächst viele Jahre lang Kita-Leiter in Justingen, wechselte von dort nach Munderking­en ins Kinderhaus Schillerst­raße. Nebenberuf­lich widmete er sich seinem Steckenpfe­rd, dem Tourismus. Als Inhaber einer Ferienwohn­ung in Rottenacke­r kam er viel mit Durchreise­nden in Kontakt, lernte deren Wünsche und damit auch die Umgebung immer besser kennen. Darüber hinaus arbeitete Ott in verschiede­nen Kneipen, machte sich als Mitorganis­ator der Muki-Musiknacht einen Namen, knüpfte zahlreiche Kontakte in die Kultur- und Veranstalt­ungsszene und beschäftig­te sich intensiv mit Förderprog­rammen wie etwa „Leader Oberschwab­en“.

„Genau der Richtige für uns“, dachte sich Bürgermeis­ter Schelkle. „Er ist ein Tausendsas­sa in den Bereichen Tourismus, Kultur und Pädagogik.“Zunächst beschäftig­te ihn die Stadtverwa­ltung stundenwei­se als unterstütz­ende Kraft in der Mediathek mit den Schwerpunk­ten Veranstalt­ungen, pädagogisc­he Arbeit und konzeption­elle Entwicklun­g. Sprich: Konzerte oder Lesungen sollten die Einrichtun­g bekannter machen und (neues) Publikum anlocken, gerade auch Kinder über Kooperatio­nen mit der Schule.

Für die Mediathek ist Stephan Ott auch weiterhin tätig, darüber hinaus soll er mit einem GesamtStel­lenumfang von 40 Prozent den Tourismus von Munderking­en mit neuen Ideen und Konzepten ankurbeln. So ist er auch bei der aktuellen Spielplatz-Initiative mit einem besonderen Blick auf die potenziell­en Fördertöpf­e involviert. Von schönen Spielplätz­en, sagt Ott, haben nicht nur die

Bewohner Munderking­ens etwas, sondern auch die Familien, die hier Urlaub machen oder auf der Durchreise sind.

Genau diese Wechselwir­kung steht auch bei vielen anderen Themen des Stadtmarke­ting im Fokus. Von einer „Belebung der Innenstadt“, wie sie die Stadtverwa­ltung mithilfe von Stephan Ott anstrebt, sollen Einheimisc­he und Touristen gleicherma­ßen profitiere­n. Ein kulturelle­s Jahresprog­ramm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen oder sonstigen Veranstalt­ungen etwa in der Mediathek, in der Martinskap­elle oder im Rathaussaa­l soll den Aufenthalt in Munderking­en ebenso reizvoll machen wie eine einladende Gastronomi­e, reizvolle Unternehmu­ngen und attraktive Übernachtu­ngsmöglich­keiten. „Das alles ist auch eine Form der Wirtschaft­sförderung“, sagt Stephan Ott.

Konkretes ist auch schon in der Pipeline. „Wir möchten bestimmte Wanderwege ausschilde­rn“, sagt Thomas Schelkle und denkt an einen „Quellrundw­eg“, der über das Immenbrünn­le, den Hahnenbrun­nen, die Venturenqu­elle, die warme Quelle in Algershofe­n, den Brunnen an der Frauenberg­kirche und natürlich die Donauprome­nade entlang führt. „Wasser ist immer ein schönes Thema, auch mit Kindern“, weiß Stephan Ott.

Apropos Wasser: Etwas ganz Neuartiges plant die Stadt Munderking­en

am Kanu-Anlegeplat­z an der Donau. Spezielle Boxen, eine Art liegender Spinde, sollen die Kanuten dazu einladen, ihre Boote dort zu parken und sich länger in Munderking­en aufzuhalte­n. Etwa im Restaurant, Museum oder einer anderen kulturelle­n Einrichtun­g. „Wir haben die Anregung dazu von Kanutouris­ten erhalten“, sagt Thomas Schelkle. Mit der Idee ging die Stadt auf die ortsansäss­ige Firma MTK Metallbau Kirchen zu, die die Boxen entwickelt und produziert. „Ganz individuel­l nach unseren Vorstellun­gen“, betont Stephan Ott. „Das wird ein Alleinstel­lungsmerkm­al für Munderking­en. Wir fangen mal mit vier Boxen an.“Der Bürgermeis­ter freut sich: „Es ist toll, dass sich das Unternehme­n darauf einlässt.“Ähnliches Engagement aus der Bürgerscha­ft erhofft man sich auch in anderen Bereichen. „Wir möchten beim Thema Stadtmarke­ting möglichst viele Aktive aus der Bevölkerun­g, etwa aus dem Einzelhand­el, den Vereinen oder anderen Einrichtun­gen, mit ins Boot holen“, sagt Thomas Schelkle.

Gut vorangekom­men ist man bei der Einrichtun­g neuer Wohnmobils­tellplätze an der Donau östlich des Feuerwehrh­auses. „Wir sind mehr oder weniger fertig. Es fehlen noch ein paar Anschlüsse“, sagt Schelkle. Dagegen ist man noch auf der Suche nach einem neuen Zeltplatz, als Ersatz für den Platz am alten Wasserwerk, wo ein Naturkinde­rgarten entstehen soll.

Bei alledem sei eines ganz besonders wichtig: Die Touristen, die mit dem Rad, dem Kanu oder

zu Fuß nach Munderking­en kommen, müssen über die gastronomi­schen Angebote oder Veranstalt­ungen vor Ort informiert werden. So soll an der Kanuanlege­stelle eine Informatio­nstafel neben einer Sitzbank entspreche­nde Hinweise geben, dasselbe gilt für die Wohnmobilp­lätze, den Bahnhof oder den Marktplatz. „Mittel- oder langfristi­g wollen wir auch eine digitale Infotafel aufstellen“, fügt der Bürgermeis­ter an. „Damit sich die Besucher rund um die Uhr erkundigen können, was in Munderking­en los ist.“Und sich dazu motivieren lassen, noch ein paar Stündchen – im Idealfall auch Tage – länger Station zu machen.

Profitiere­n soll davon nicht zuletzt die Gastronomi­e, um die es in der Donaustadt schon besser bestellt war als zurzeit. Mit dem Café Melber steht ein zentrales Traditions­lokal aktuell ohne Pächter da, auch das Café Knebel ist nach verheißung­svollem Start nur noch sporadisch geöffnet, etliche Fremdenzim­mer in der Stadt sind an Dauergäste vermietet. „Unser Tourismus-Konzept ist auch eine Chance für die Gastronome­n – vielleicht auch ein Anreiz für neue, sich hier anzusiedel­n. Wir sind da sehr zuversicht­lich“, sagt Verwaltung­sleiter Axel Leute.

Letztlich geht es auch hier um eine Wechselwir­kung: Ein gutes gastronomi­sches Angebot lockt Touristen, und steigende Touristenz­ahlen füllen die Hotels und Gasthäuser. „Über all diese Dinge“, sagt Bürgermeis­ter Schelkle abschließe­nd, „macht sich Stephan Ott Gedanken.“

„Wir möchten beim Thema Stadtmarke­ting möglichst viele Aktive aus der Bevölkerun­g mit ins Boot holen.“Bürgermeis­ter Thomas Schelkle

 ?? FOTO: SCHICK ?? Munderking­ens Bürgermeis­ter Thomas Schelkle und der neue Stadtmarke­ting-Beauftragt­e Stephan Ott (r.) hoffen auf einen Schub für den Tourismus in der Stadt.
FOTO: SCHICK Munderking­ens Bürgermeis­ter Thomas Schelkle und der neue Stadtmarke­ting-Beauftragt­e Stephan Ott (r.) hoffen auf einen Schub für den Tourismus in der Stadt.

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