Durch Epochen, Kulturen und Elemente
Ausstellung „Was wahr, sein, wird“kommt in die städtische Galerie
- Eine besondere Ausstellung erwartet Kunstfreunde ab Sonntag in der städtischen Galerie im Speth’schen Hof. Nicht nur eine ganz besondere Maltechnik zeichnet Benjamin Burkard aus, auch die Thematik seiner Bilder ist mehr als spannend. Verbindet doch der Künstler in seinen Werken nicht nur Epochen und Kulturen, sondern auch Elemente.
„Alles ist in ständiger Bewegung zwischen Auflösung und Form“, steht in der Einladung. Zuerst trägt Burkard Spachtelmasse auf der Leinwand auf, dann eine Klebemasse, auf die er hauchdünne Gold-, Silber- oder Kupferplättchen pustet, dann kommt der Ölfarbenauftrag. Durch bewusst in der Spachtelmasse gelassene Linien entstehen geometrische Spuren, Pixelelemente scheinen durch und dazwischen immer wieder exzessive Pinselstriche. Sofort ins Auge fällt dem Betrachter im großen Raum im zweiten Stock ein großformatiges Werk mit dem Titel „Überfahrt“. Ein riesiger Kutter mit Maschinenelementen und mit unterschiedlicher Vegetation aus allen Erdteilen ist angelehnt an die Kolonisation. Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Epochen und beziehen sich auf verschiedene Zeiten, der Blick des Betrachters wird auch unter die Wasseroberf läche gelenkt, so der Künstler.
Eigentlich wollte der 1986 geborene Burkard Kunst auf Lehramt studieren. „Davon bin ich aber schnell abgekommen und nicht mehr aus dem Atelier herausgegangen. Nachdem ich einige Preise und Stipendien bekommen habe, dachte ich, es ist gar nicht so doof, was ich mache. Ich möchte malen, das ist meine Passion und konnte durch die Arbeit mit verschiedenen Galerien mit meiner Malerei überzeugen“, sagte Burkard im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Mensch und Maschine in der Kunst“war Thema seiner Examensarbeit. Das eindrucksvolle Ergebnis ist auch in der Ausstellung zu sehen. Eine menschliche Gestalt, an der Nase und den Händen nicht erkennbar ob Mann oder Frau, hält sich Zahnräder vor die Augen. Seit 2019 hat Burkard eine neue Technik entwickelt, die inspiriert ist von der Goldmalerei des Mittelalters. Er arbeitet immer an mehreren Bildern gleichzeitig: „Sie müssen sich entwickeln“, sagte Burkard.
Historische und aktuelle Elemente verbinden sich auch auf einem anderen großformatigen Werk. Eine Dame, wie ausgeschnitten aus dem 19. Jahrhundert, reitet im Damensattel auf einem Elch, daneben staunende Rehe und im Hintergrund Häuser in Pixeltechnik, bedroht von einer
Feuersbrunst. Eine Arche Noah mit einem Aufbau wie ein modernes Kreuzfahrschiff wird von einer Giraffe getragen. Eine imaginäre oder doch reale Leiter führt auf die Arche. Links im Bild sieht man Menschen, die Caspar David Friedrich gemalt haben könnte. „Kein Sand Strand“heißt ein anderes
Werk mit Figuren vom Biedermeier über die 20er- und 50er-Jahre auf Holzplanken, die auf eine Insel blicken, die mit tropischen Hölzern bepflanzt ist. Darüber wölbt sich ein dramatischer Himmel. Die Vernissage findet am Sonntag, 12. Mai, 11 Uhr, statt – dann führt Marco Hompes in die Ausstellung ein.