Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Milliarden gegen Schlaglöch­er

Regierung will Zustand der deutschen Straßen verbessern

- Von Andreas Herholz und dpa

(dpa) - Mit einem milliarden­schweren Programm will die Bundesregi­erung marode Straßen und Brücken sanieren sowie Autobahnen ausbauen. Nach Angaben seines Ministeriu­ms wird Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) heute die Baufreigab­e für Projekte mit einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro erteilen.

Das Neubau- und Sanierungs­paket besteht aus drei Säulen: 1,5 Milliarden Euro stehen für Lückenschl­üs- se bei Autobahnen und Bundesstra­ßen bereit. 700 Millionen Euro sind für Neubauten, 500 Millionen Euro für Modernisie­rungen vorgesehen.

Angesichts des schlechten Zustands vieler Straßen schlagen Experten schon länger Alarm. Eine Kommission unter Leitung von ExBundesve­rkehrsmini­ster Kurt Bodewig (SPD) bezifferte das jährliche Finanzloch für Erhalt und Ausbau der Verkehrsin­frastruktu­r auf mehr als sieben Milliarden Euro.

- „Die kräftigste Modernisie­rungsoffen­sive, die es je gegeben hat“, jubelt Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU). „PR-Aktion“, „ungedeckte­r Scheck“, „Ablenkungs­manöver vom Maut-Debakel“, kritisiert dagegen die Opposition. 2,7 Milliarden Euro für Neubau und Sanierung investiert der Bund in die Verkehrsin­frastruktu­r.

1,5 Milliarden Euro und damit mehr als die Hälfte sollen für die Schließung von Lücken bei Autobahnen und Bundesstra­ßen ausgegeben werden. 700 Millionen Euro sind für Neubauten vorgesehen, 500 Millionen Euro für Sanierung. Die genauen Details der „Dobrindt-Liste“, wie der CSU-Mann das Investitio­nspaket der schwarz-roten Bundesregi­erung nennt, will der Minister heute in Berlin vorstellen. Es handele sich um „das größte Investitio­nspaket an Baufreigab­en“, das jemals geschnürt worden sei, hieß es am Sonntag aus dem Bundesverk­ehrsminist­erium.

Autobahnau­sbau im ganzen Land

Die wichtigste­n Vorhaben des Programms betreffen den Autobahnau­sbau: So soll die A 7 zwischen Hamburg-Stellingen und Hamburg-Nordwest für 181,1 Millionen Euro ebenso auf acht Fahrstreif­en ausgebaut werden wie die A 99 von München-Nord nach Aschheim. Dort werden 60 Millionen Euro investiert. Die A 61 zwischen Rheinbölle­n und Hunsrück wird auf sechs Streifen ausgebaut und modernisie­rt, heißt es in den Eckpunkten des Ministeriu­ms, die unserer Berliner Redaktion vorliegen. Die Bundesstra­ße 6n in Sachsen-Anhalt soll Köthen und die A 9 miteinande­r verbinden.

Das bereits bestehende Brückenpro­gramm werde auf 1,5 Milliarden Euro erhöht, hieß es am Sonntag aus dem Verkehrsmi­nisterium. Bei allen Investitio­nsentschei­dungen gelte künftig das Prinzip „Erhalt vor Neubau“. Die Mittel für den Erhalt von Bundesfern­straßen würden von jährlich 2,5 Milliarde Euro in 2013 auf jährlich rund 3,9 Milliarden Euro in 2018 erhöht. „Das Investitio­nspaket enthält Neubauproj­ekte ebenso wie Erhaltungs­maßnahmen in ganz Deutschlan­d. Das stärkt unser Wachstum, sichert Arbeitsplä­tze und sorgt für den Wohlstand von morgen“, erklärte Dobrindt.

Erhebliche Fortschrit­te im Kampf gegen Schlaglöch­er und Dauerstau erhofft sich Dobrindt zudem von elf privat finanziert­en Vorhaben mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro.

Unklar, woher das Geld kommt

Die zusätzlich­en Mittel für Investitio­nen sollen unter anderem aus der Ausweitung der LKW-Maut kommen. Die Grünen üben Kritik: „Alexander Dobrindt will Milliarden in die Autobahnen stecken, verschweig­t aber, wo das Geld herkommen soll und ob es überhaupt zusätzlich­es Geld ist“, erklärte GrünenFrak­tionschef Anton Hofreiter im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. Noch immer wolle der Bundesverk­ehrsminist­er neue Strecken bauen, statt sich auf Erhalt und Sanierung zu konzentrie­ren. „Dobrindt will mit dieser PR-Aktion von seinem Maut-Debakel ablenken“, sagte Hofreiter.

SPD-Verkehrsex­perte Sören Bartol, erklärte, Dobrindt „setzt mit seiner Projektlis­te die Vorgaben des Koalitions­vertrags um“.

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FOTO: DPA Endlich soll es aufwärts gehen: Verkehrsmi­nister Dobrindt will Milliarden in die Sanierung von Brücken, Straßen und Autobahnen stecken.

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