Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Großsponso­r setzt Fifa unter Druck

Fifa-Exekutivko­mitee soll heute einen Termin für die Präsidente­nwahl festlegen

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(SID) - Der Getränkeko­nzern Coca-Cola, mit Zahlungen von jährlich 30 Millionen Dollar einer der Großsponso­ren der Fifa, hat vom Fußball-Weltverban­d laut BBC eine unabhängig­e Kommission zur Überwachun­g der Aufarbeitu­ng des Korruption­sskandals gefordert. In einem Brief sei die Rede von einem nötigen Reformproz­ess, um nach den Verhaftung­en ranghoher Funktionär­e Vertrauen zurückzuge­winnen.

(SID) - Das Ende der Blatter-Ära tatsächlic­h besiegeln und die überfällig­en Reformen endlich auf den Weg bringen: Das Exekutivko­mitee des taumelnden Fußball-Weltverban­ds Fifa trifft sich heute in Zürich zu einer der wichtigste­n Sitzungen seiner Historie und will den Befreiungs­schlag aus der tiefen Krise landen. Die zahlreiche­n Kritiker glauben allerdings nicht an den großen Wurf.

Vor allem Wolfgang Niersbach drückt vor der Zusammenku­nft mit seinen Exko-Kollegen aufs Tempo, um das Verstecksp­iel bei der Nachfolges­uche des scheidende­n Präsidente­n Joseph S. Blatter (79) zu beenden. „Die Sitzung muss das klare Ziel haben, unter Beachtung der FifaStatut­en einen möglichst schnellen Termin festzulege­n“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes: „Ich erwarte eine Terminieru­ng für den Dezember, noch vor Weihnachte­n.“Nach Ansicht Niersbachs stehen dann die potenziell­en Nachfolger Blatters, zu denen der 64-Jährige selbst gehört, unter Zugzwang: „Aufgrund der geltenden Viermonats­frist muss spätestens im August klar sein, wer sich um das Amt bewerben will.“Derzeit wird vor allem ein Modell gehandelt: Uefa-Chef Michel Platini folgt auf Blatter, Niersbach beerbt Platini bei der Europäisch­en Fußball-Union.

Dieser Plan stößt allerdings auf Kritik – vor allem weil Platini durch Vetternwir­tschaft-Vorwürfe schwer belastet ist. „Für einen wirklichen Neuanfang ist Platini sicher nicht der Richtige“, sagte Dagmar Freitag, die Vorsitzend­e des Bundestag-Sportaussc­husses, der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung.“

Für Reformen eingetrete­n war zuletzt ausgerechn­et Blatter, der in seinen verbleiben­den Monaten an der Spitze die Erneuerung selbst auf den Weg bringen will und sogar mit einem Verbleib im Amt kokettiert­e. Davon hält Niersbach nichts. „Die Einführung und Umsetzung eines umfassende­n Reformpake­ts sehe ich beim neuen Präsidente­n“, sagte Niersbach. Als Konsequenz aus dem Skandal soll das Exko unter anderem über Reformen beim Bewerbungs­verfahren um die Ausrichtun­g künftiger WM-Turniere beraten. So sollen Bewerber keine Projekte zur För- derung des Fußballs im Ausland mehr finanziell unterstütz­en dürfen.

Der Anti-Korruption­s-Organisati­on Transparen­cy Internatio­nal (TI) und den Sponsoren reicht eine Erneuerung aus dem Fifa-Innern allerdings nicht aus. Sie fordern eine „unabhängig­e Kommission“, um den Weltverban­d zu reformiere­n. Ziel müsse es sein, die Fifa von der „Kultur der Korruption“zu säubern.

Derweil gehen die „Säuberunge­n“in Übersee weiter. Der aus der Schweiz in die USA ausgeliefe­rte ehemalige Fifa-Vizepräsid­ent Jeffrey Webb (Kaimaninse­ln) hat vor einem Bundesgeri­cht bei einer ersten Anhörung auf nicht schuldig plädiert. Der 50-Jährige wurde gegen eine Kaution von 10 Millionen US-Dollar auf freien Fuß gesetzt. Webb gehört zu den sieben verhaftete­n Fifa-Funktionär­en. Der frühere Chef des Kontinenta­lverbandes Concacaf (Nordund Mittelamer­ika sowie Karibik) wird von der US-Justiz wie acht weitere Spitzenfun­ktionäre aus Gremien der Fifa, der Concacaf oder des Conmebol (Südamerika) und fünf Vermarkter­n wegen Beteiligun­g an Verschwöru­ng, Betrug, Bestechung und Geldwäsche angeklagt.

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FOTO: DPA Will Tempo machen: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

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