Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Prozess gegen falsche Ärztin beginnt
53-Jährige hat unter anderem für das Herzzentrum Bodensee gearbeitet
(lsw) - Sie soll Urkunden gefälscht und ohne Approbation als Ärztin gearbeitet haben: Vor dem Amtsgericht Konstanz beginnt gegen eine 53-Jährige am Dienstag ein Prozess. Es gehe bei der Verhandlung nicht um Behandlungsfehler, betonte eine Sprecherin des Gerichts im Vorfeld. Stattdessen werde der Frau Urkundenfälschung und Anstellungsbetrug vorgeworfen. Die 53-Jährige sei eigentlich ausgebildete Krankenschwester, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz.
Mithilfe von gefälschten Dokumenten soll sie als freiberufliche Ärztin gearbeitet haben – auch für das Herzzentrum Bodensee, das 2013 selbst monatelang in der Kritik stand. Der Klinik wurde unter anderem vorgeworfen, Patienten nicht zertifizierte Herzklappen eingesetzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Untersuchungen wegen geringer Schuld eingestellt, ermittelt aber noch wegen angeblich veruntreuten Arbeitsentgelts.
Die mutmaßlich falsche Ärztin habe für den Konstanzer Rettungsdienst des Herzzentrums als freiberufliche Ärztin Verlegungstransporte begleitet, teilte das Klinikum bereits 2013 mit. Die Frau sei ab November 2012 eingesetzt worden, im Juni 2013 seien jedoch erste Vorwürfe aufgekommen. Danach sei die „Ärztin“zunächst freigestellt und später das Beschäftigungsverhältnis beendet worden. Ein Mitarbeiter des Herzzentrums sei als Zeuge geladen, sagte die Sprecherin des Gerichts. Darüber hinaus sei die Klinik nicht in den Prozess involviert.
Medienberichten zufolge war die 53-Jährige neben dem Herzzentrum noch in mehreren anderen Praxen und Kliniken in der Schweiz ohne Zulassung tätig. Auch in Berlin und auf einem Kreuzfahrtschiff soll sie demnach als Ärztin gearbeitet haben.
Die Beschuldigte wohnt laut Informationen des Konstanzer „Südkuriers“zwischenzeitlich in Berlin. Deshalb ermittelt die dortige Staatsanwaltschaft wegen der Vorwürfe aus der Schweiz. Die Staatsanwalt- schaft des Kantons Zug hatte um Nachforschungen gebeten. Eine Anklage gibt es wohl noch nicht. Eine Frage in Berlin ist, ob die Arbeit der mutmaßlich falschen Ärztin mit dem Tod einer Patientin zusammenhängt.
Nachdem die Konstanzer Staatsanwaltschaft die Frau ins Visier genommen hatte, heuerte sie auf Kreuzfahrtschiffen an. Auf eines der Schiffe soll sie verbotenerweise Morphium mitgenommen haben, heißt es in Presseinformationen. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft in Bremerhaven. Weil aber eine mögliche Strafe in Konstanz das Strafmaß in Bremerhaven überschreiten würde, wurde das BetäubungsmittelVerfahren vorläufig eingestellt.