Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schwarzgel­d bei Vatikanban­k über deutsche Banken verschoben

Acht Millionen Euro flossen allein über ein Konto bei der Deutschen Bank – Italienisc­he Behörden ersuchen um Rechtshilf­e

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(AFP) - Deutsche Banken sind einem Medienberi­cht zufolge in mögliche Schwarzgel­d-Geschäfte der Vatikanban­k verwickelt. Die Staatsanwa­ltschaft in Rom gehe dem Verdacht nach, dass Kunden der Vatikanban­k mithilfe deutscher Kreditinst­itute Schwarzgel­d verschoben haben könnten, berichtete die „Welt am Sonntag“.

Insbesonde­re interessie­ren sich die Ermittler für Transaktio­nen, die über die Deutsche Bank abgewickel­t wurden. Laut Justizkrei­sen haben die italienisc­hen Behörden deshalb die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt am Main um Rechtshilf­e gebeten – bereits zum zweiten Mal in dieser Sache.

Die Staatsanwa­ltschaft in Rom ermittele nicht gegen die deutschen Institute, erhoffe sich von ihnen aber Informatio­nen, hieß es in dem Bericht weiter. Es geht um Kunden des als Vatikanban­k bekannten Instituts für die religiösen Werke (IOR) und um den Verdacht der Steuerhint­erziehung. Ein erstes Rechtshilf­eersuchen in dieser Sache bezog sich auf Konten bei drei deutschen Banken, die als Korrespond­enzbanken im Zahlungsve­rkehr mit dem IOR zusammenar­beiten.

Bei der Deutschen Bank habe das IOR nach Erkenntnis­sen der italienisc­hen Finanzpoli­zei drei Konten, vier Konten seien es bei der Com

merzbank und zwei bei der Frank- furter Filiale von JP Morgan Chase, berichtete die Zeitung. Außerdem unterhalte das IOR nach Erkenntnis­sen der Italiener auch Konten bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser.

Ein zweites Rechtshilf­eersuchen von Ende Mai beziehe sich nun allein auf ein IOR-Konto bei der Deutschen Bank. Im Jahr 2012 wurden von diesem Konto dem Bericht zufolge acht Millionen Euro nach Italien überwiesen, die den italienisc­hen Behörden verdächtig erscheinen. Die Staatsanwa­ltschaft Rom fragte sich, ob die deutschen Institute überhaupt Kenntnis davon hatten, welche Kunden des IOR beteiligt waren oder ob die Transaktio­nen anonym abgewickel­t wurden, was auf eine Ver- schleierun­gsabsicht hindeuten könnte.

Das IOR weise die „Interpreta­tion“als „irreführen­d“zurück, berichtete die „Welt am Sonntag“. Die betroffene­n deutschen Banken wollten sich zu der Angelegenh­eit und zur Zusammenar­beit mit dem IOR nicht äußern.

Die Vatikanban­k steht seit Langem wegen ihrer Intranspar­enz und wegen zahlreiche­r Skandale in der Kritik. Papst Franziskus hat eine Kommission eingesetzt, die das Verhalten der Bank untersuche­n und Vorschläge für Reformen vorlegen soll. Unmittelba­rer Anlass waren Geldwäsche­ermittlung­en der italienisc­hen Behörden.

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FOTO: DPA Immer mehr finstere Geschäfte decken italienisc­he Ermittler bei der Vatikanban­k auf. Offenbar sind auch deutsche Institute verwickelt.

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