Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hunde-Rollstuhl aus dem 3-D-Drucker

Luisa fehlen die vorderen Pfoten – Ihre Halter haben sich eine spezielle Hilfe für sie ausgedacht

- Von Kathrin Drinkuth

(dpa) - Wenn Luisa läuft, sieht sie aus wie eine Robbe – oder ein kleines Känguru. Denn die Hündin wurde ohne Vorderbein­e geboren. Um der Hündin das Fortbewege­n zu erleichter­n, hat ihre Familie in Riedhausen bei Ravensburg etwas für sie erfunden: Eine Art Rollstuhl aus dem 3-D-Drucker.

„Streng genommen kommt nur die Brustschal­e aus dem Drucker“, sagt Manuel Tosché, der mit seiner Partnerin Petra Rapp die Straßenhün­din aus Italien aufgenomme­n hat. Entwickelt wurde Luisas Fahrgestel­l von ihrem Sohn und seiner Freundin: Rechts und links zwei Vorderräde­r, in der Mitte ein Stützrad und die Brustschal­e, die mit weichem Plüsch überzogen ist. Der Vorteil: Da Tosché und Rapp selbst eine Firma zur Entwicklun­g und Herstellun­g von 3-D-Druckern führen, kann die Brustschal­e sozusagen mit Luisa mitwachsen. Wird die Hündin größer, wird einfach eine neue ausgedruck­t. Die Anleitung für das Fahrgestel­l stellte die Familie ins Internet, um vielleicht auch anderen Tieren helfen zu können.

Denn gerade für individual­isierbare Einzelteil­e sei die Technologi­e des 3-D-Drucks besonders geeignet, sagt Alexander Stefas vom „Fab Lab“ in Darmstadt. Das Labor ist im Rahmen des Forschungs­projekts „Fabbing and Founding“entstanden. Dort stehen 3-D-Drucker, Scanner und andere Werkzeuge öffentlich zur Verfügung, damit sich Tüftler, Forscher und Programmie­rer zum gemeinsame­n Arbeiten treffen können.

Luisa ist nicht das erste Tier, dem mit 3-D-Technologi­e geholfen wurde: In den USA erhielten beispielsw­eise ein misshandel­ter Tukan eine Schnabelpr­othese und eine Schildkröt­e einen neuen Panzer aus dem Drucker. Alexander Stefas hat sogar von einem Fisch gelesen, dem eine Schwimmhil­fe gedruckt wurde.

Könnte die Technologi­e denn auch in der Tiermedizi­n generell von Nutzen sein? Grundsätzl­ich ja, sagt der Professor für Veterinärm­edizin Martin Kramer von der Universitä­t Gießen. Allerdings brauche sie noch eine ganze Weile, um sich auch in Europa wirklich durchzuset­zen, da sie mit nicht unerheblic­hen Zusatzkost­en verbunden sei. „Ganz sicher ist es aber eine hochintere­ssante Entwick- lung, die wahrschein­lich nicht nur in Einzelfäll­en Einzug halten wird.“

Eine wirkliche Innovation stelle der 3-D-Druck beispielsw­eise bei komplexen Knochenbrü­chen dar, sagte Kramer. „Hier können dann am Modell die Implantate passgerech­t angefertig­t werden, um diese anschließe­nd bei der Operation verwenden zu können.“

Erste Patente bereits 1986

Dass die Technik erst seit wenigen Jahren angewendet wird, sei eigentlich absurd, sagt Stefas. „Die ersten Patente für den 3-D-Druck sind von 1986. Wir reden über Technologi­e aus dem letzten Jahrtausen­d.“Dennoch stecke die Anwendung auch in Deutschlan­d noch in den Kinderschu­hen. Bislang werde hauptsächl­ich mit Kunststoff gedruckt.

Aber gerade beim Material entwickelt­en sich die Maschinen ständig weiter: „Man kann grob sagen, das alles, was schweißbar ist, auch druckbar ist. Man kann Metalle drucken, Polymere – also einen chemischen Stoff aus Makromolek­ülen, Ton oder Porzellan. Selbst Schokolade kann man drucken.“

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FOTO: DPA Um der Mischlings­dame Luisa die Fortbewegu­ng zu erleichter­n, hat Petra Rapps Familie einen Rollstuhl aus dem 3- D- Drucker erfunden.

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