Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Germanwing­s-Unglück: Streit um Schmerzens­geld

Hinterblie­bene von Opfern des Flugzeugab­sturzes zeigen sich „empört“über das Angebot der Lufthansa

- Von Andrea Löbbecke

(dpa) - Im Streit um das Schmerzens­geld für die Hinterblie­benen der Germanwing­s-Katastroph­e wird der Ton schärfer. Mehrere Dutzend Angehörige­nfamilien seien empört über ein Angebot des Mutterkonz­erns Lufthansa, sie lehnten es als „unangemess­en“ab, heißt es in einem Brief des Rechtsanwa­lts Elmar Giemulla an die Airline.

„So niedrig habe ich es in meiner Zeit als Anwalt bislang noch nie erlebt“, sagte der Jurist. Seine Mandanten erwarteten ein neues Angebot. Giemulla vertritt nach eigenen Angaben 36 Familien und fordert mindestens 100 000 Euro für jedes Opfer. Die Lufthansa teilte mit, man kommentier­e anwaltlich­e Korrespond­enz nicht. Zur Frage, wie das Schmerzens­geld in einem Fall wie der Germanwing­s-Katastroph­e berechnet werden könne, heißt es in dem Brief Giemullas: „Eine Antwort kann jedoch sicher gegeben werden: Nicht mit 25 000 Euro!“

Auch das Angebot der Lufthansa, nächsten Angehörige­n wie Eltern, Kindern oder Lebenspart­nern ohne weitere Prüfung jeweils ein Schmer- zensgeld von 10 000 Euro zu zahlen, wies der Anwalt als unangemess­en zurück. Die Gruppe sei zu klein gefasst, zudem müsse der Betrag „im unteren sechsstell­igen Bereich liegen“, schrieb er in dem Brief an die Gegenseite. „Zu niedrige Zahlungen können, gerade wenn sie freiwillig erfolgen, als Ignoranz und damit als Verletzung empfunden werden.“

Sein Anwaltskol­lege Christof Wellens nannte das Schmerzens­geld-Angebot „völlig unakzeptab­el“. Es habe bei seinen Mandanten Enttäuschu­ng und Verärgerun­g ausgelöst. Wellens vertritt nach eigenen Worten 32 Opfer-Familien zivilrecht­lich. Er bezeichnet­e die angebotene­n Summen als „Brotkrumen“.

Bei dem Absturz der Germanwing­s-Maschine am 24. März in den französisc­hen Alpen waren alle 150 Menschen an Bord ums Leben gekommen, darunter 72 Deutsche. Nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft hatte der deutsche Copilot seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperr­t und die Maschine absichtlic­h zum Absturz gebracht. Die Ermittlung­en ergaben, dass der 27-Jährige psychische Probleme und Suizidgeda­nken hatte.

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