Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kopffüßler werben für Kopffüßler

Kunstmuseu­m Heidenheim zeigt Horst-Antes-Plakate aus der Schenkung Dieterich

- Von Antje Merke

- Das Kunstmuseu­m Heidenheim besitzt mehrere umfangreic­he Plakatsamm­lungen. Vor allem die zu Pablo Picasso ist nahezu vollständi­g und entspreche­nd wertvoll. Vor fünf Jahren kam mit 157 Plakaten zu Horst Antes eine weitere Kollektion hinzu. Der Allgäuer Rolf Dieterich hat sie seiner Heimatstad­t geschenkt. Jetzt sind erstmals die 50 schönsten Exemplare im Kunstmuseu­m zu sehen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Ausstellun­g im Neubau ist klein und belegt gerade mal zwei Räume. Aber sie umfasst all die Themen, die typisch für den Maler Horst Antes (Jahrgang 1936) sind: von den Kopffüßler­n über die Zahlenbild­er bis zu den Häusern.

Plakat als Teil des Kunstwerks

Zum Auftakt wird allerdings ein außergewöh­nliches Plakat aus dem Jahr 1960 gezeigt - quasi ein Antes vor Antes. Also keiner jener Kopffüßler, die den Künstler berühmt gemacht haben. Dargestell­t ist ein abstraktes Motiv in Blau, Rot und Weiß, das den Schriftzug einfasst. Wenig später folgt dann aber bereits der erste Kopf in Seitenansi­cht auf Beinen.

René Hirner, Leiter des Kunstmuseu­ms, hat die Ausstellun­g bewusst nicht chronologi­sch, sondern thematisch gehängt. So lassen sich besser Vergleiche ziehen, wie Galerien und Museen in ganz Europa bis nach Japan Werbung für die jeweilige Antes-Schau gemacht haben. Manche Blätter sind Original-Druckgrafi­ken, wie etwa ein kahler Doppelkopf mit Glupschaug­en und Hakennase von 1972 zu einer Ausstellun­g in der Bonner Galerie Pudelko. Solche Plakate gehören zu den originells­ten in der Kollektion Dieterich, wobei die schönsten nach wie vor noch im Privatbesi­tz des Sammlers sind. Der gebürtige Heidenheim­er (72) lebt in Leutkirch im Allgäu, wo er lange Jahre als Ressortlei­ter der Wirtschaft­sredaktion und stellvertr­etender Chefredakt­eur der „Schwäbisch­en Zeitung“gearbeitet hat.

Was in Heidenheim auffällt: Die frühen Blätter sind klein und farblich zurückhalt­end gestaltet. Auch das Motiv ist eher schlicht. Vereinzelt wird der Schriftzug sogar zwischen die Beine einer Figur oder auf eine Hauswand gesetzt. Die späteren dagegen werden bunter und größer, wie Exponate aus Emden, Ulm, Reut- lingen, Karlsruhe oder Donaueschi­ngen belegen. Ausnahmen bestätigen die Regel, vor allem wenn Antes selbst den Entwurf fürs Plakat gestaltete. Beispielwe­ise hat der Künstler, der in Karlsruhe, Berlin und Florenz lebt, für eine Schau 2003 in Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein ein schlichtes Haus gezeichnet, das mit einem schwarzen Gitternetz überzogen wurde. Auch der Schriftzug stammt aus seiner Feder und wurde offensicht­lich von Hand geschriebe­n. Kunterbunt, ja fast schon überladen wirken im Vergleich dazu drei Plakate aus Japan, die mehrere Antes-Motive mit Kachina-Figuren kombiniere­n. Der Künstler besitzt selbst eine große Sammlung dieser indianisch­en Holzpuppen.

Ergänzt wird die Ausstellun­g von drei Gemälden beziehungs­weise Farblithog­rafien aus den Beständen des Hauses. Blickfang gegenüber vom Eingang ist „Gelbe Figur Blau“von 1972/73, das einen großen gelben Kopffüßler auf knallblaue­m Grund zeigt. Hinzu kommt eine kniende Figur in Schwarz-Weiß von 1987 sowie ein „Adam“von 1974 in Blautönen. Die drei Exponate sind eine perfekte Ergänzung und wurden von Hirner so verteilt, dass Bezüge zu den Plakaten auf Anhieb erkennbar sind.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Die Plakate werben für Ausstellun­gen von Horst Antes bei Gunzenhaus­er in München (1987), in Japan (2004) und in der Galerie Neumann in Düsseldorf ( 1985).
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