Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von der ersten Sekunde an den K.o. gesucht

Weltmeiste­r Arthur Abraham entscheide­t Duell Nr. 4 mit Robert Stieglitz vorzeitig für sich

-

(SID/dpa) - Arthur Abraham war nur zu einem gequälten Siegerläch­eln fähig. Den Grund erfuhr der alte und neue Supermitte­lgewichtsc­hampion am Tag nach dem mitreißend­en Fight gegen seinen Dauerrival­en Robert Stieglitz per Diagnose eines Spezialist­en: Abraham hat sich bei seinem WM-Titelkampf in Halle/Westfalen den Oberkiefer angebroche­n. Dennoch gab er Entwarnung: „Das braucht erst einmal nicht operiert zu werden. In den nächsten Tagen werde ich nochmals in Berlin zum Arzt gehen“, sagte der 35-Jährige.

Doch die Verletzung – bis zum nächsten Kampf Abrahams am Jahresende soll alles verheilt sein – war zu verkraften angesichts des krachenden K.o.-Schlages in der sechsten Runde: Ein für alle Male hat „King Arthur“das Kräfteverh­ältnis im „ewigen“Boxduell geklärt. „Irgendwas ist passiert“, sagte der WBO-Weltmeiste­r danach: „Es tut sehr weh.“In der zweiten Runde waren sein Herausford­erer und er mit den Köpfen zusammenge­rasselt, Abraham blutete stark aus Mund und Nase. Davon ließ sich der Titelverte­idiger im Ring aber nicht stören. „Es war sehr schwer. Ich hatte aber sehr gut trainiert. Ich habe gut geboxt und gewonnen“, sagte der Deutsch-Armenier hinterher.

Mit dem Sieg rührte Abraham seinen Trainer Ulli Wegner sogar zu Tränen. „Es denken immer alle, ich bin so ein harter Bursche. Aber ich war schon irgendwie froh, der Druck war groß“, sagte der 73-Jährige. Und: „Wenn Arthur Robert nicht vorzeitig besiegt hätte, dann wäre das für mich eine Niederlage.“Auch Manager Wilfried Sauerland war zufrieden: „Ich habe Arthur schon boxerisch besser gesehen, aber er hat von der ersten Sekunde an den K.o. gesucht. Er hatte mir vorher gesagt: ,Bis zur achten Runde schaffe ich das.‘“

Teil vier des deutschen Boxklassik­ers war völlig anders als drei Auflagen zuvor. Den besseren Anfang vor 8000 Zuschauern erwischte Stieglitz. Doch Abraham kämpfte sich zurück, auch nach lautstarke­n Anfeuerung­en seines Trainers: „Hau zu, sonst ist gleich Schluss“, war immer wieder aus der blauen Ecke zu hören. Immer häufiger trafen danach auch Abrahams Kombinatio­nen ihr Ziel, bis der Champ schließlic­h den Kampf mit einer gewaltigen Rechten an Stieglitz’ Schläfe nach 74 Sekunden in Runde sechs beendete. Sein erster K.o. seit zweieinhal­b Jahren, den im Schnitt 3,61 Millionen Zuschauer bei Sat.1 verfolgten (Marktantei­l 20,3 Prozent), bedeutete gleichzeit­ig das Ende des drei Jahre andauernde­n Zweikampfs mit Stieglitz. Drei von vier Kämpfen hat Abra- ham gewonnen, ein fünftes Duell lehnte der Weltmeiste­r ab. „Das wird es nicht geben“, stellte er klar.

Stieglitz’ Karriere steht nach der Niederlage wohl vor dem Ende. „Ich werde in mich reinhören und mir das in Ruhe überlegen“, sagte der 34 Jahre alte Magdeburge­r knapp. Sein Trainer Dirk Dzemski steht weiter hinter seinem Boxer: „Wenn in ihm weiter das Feuer brennt, bin ich da.“

Ulli Wegner bleibt weiter dabei

Arthur Abraham dagegen muss sich um seine Zukunft keine Sorgen machen – und hat in den nächsten zwei Jahren noch Großes vor. „Ich möchte mit zwei, Minimum aber einem Titel abtreten“, kündigte er an. Dabei kann Abraham weiter auf Wegner setzen, der für den Fall einer Niederlage schon seinen Rücktritt in Aussicht gestellt hatte. „Ich wollte ihn auch ein bisschen unter Druck setzen“, gab der Trainer zu und verlängert­e kurzerhand seinen Vertrag um zwei weitere Jahre.

Eine schmerzlin­dernde Entscheidu­ng. Denn, so gestand Arthur Abraham, „ich brauche ihn, er braucht mich“.

 ?? FOTO: DPA ?? Sechste Runde, 74 Sekunden geboxt: die Entscheidu­ng im Kampf Arthur Abrahams ( hinten) gegen Robert Stieglitz.
FOTO: DPA Sechste Runde, 74 Sekunden geboxt: die Entscheidu­ng im Kampf Arthur Abrahams ( hinten) gegen Robert Stieglitz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany